Die deutsche Frauen-Staffel holt dank einer überragenden Franziska Preuß Silber. Die DSV-Männer verpassen nach einem Einbruch von Erik Lesser die erhoffte Medaille klar.
Nach einem unwiderstehlichen Zielsprint riss Franziska Preuß die Arme in die Höhe, dann verschwand sie in der Jubeltraube ihrer Teamkolleginnen. Am Streckenrand fielen sich die Trainer Florian Steirer und Mark Kirchner glücklich in die Arme. Die Erleichterung in der deutschen Biathlon-Mannschaft war nach Silber für die Frauen-Staffel riesig - auch wenn es kurz darauf einen herben Dämpfer bei den Männern gab. Nach einem unglaublichen Einbruch von Erik Lesser musste sich das DSV-Quartett mit dem enttäuschenden siebten Rang begnügen.
Der Freude bei den Frauen tat dies keinen Abbruch. "Ich habe es auch nicht mehr geglaubt. Aber mein zweites Leben ist wiedergekommen. Das war echt cool", sagte Preuß strahlend. 0,4 Sekunden lag das DSV-Team nach fünf Nachladern vor der Ukraine (0+7), es war die erste Medaille für die erfolgsverwöhnten Biathletinnen bei den Titelkämpfen auf der Hochebene Pokljuka.
"Es ist eine mega Erleichterung, ein richtig schönes Gefühl, wenn man sich mal nicht rechtfertigen muss. Das tut uns allen extrem gut", betonte Preuß nach ihrer furiosen Aufholjagd von Rang fünf auf zwei. Nur die Norwegerinnen (0+11) waren um 8,8 Sekunden besser. Er sei "viele Tode gestorben", bekannte Steirer im ZDF und fügte glücklich an: "Das war eine geile Kiste."
Im Mittelpunkt stand Schlussläuferin Preuß, die mit ihrer Kraftanstrengung auf den letzten Metern gegen Olena Pidhruschna Platz zwei sicherte. "Das war gigantisch. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet", lobte Denise Herrmann ihre überragende Kollegin.
Endlich, so Preuß, habe man "einen Grund zum Feiern". Zumal die erste WM seit der Wiedervereinigung ohne deutsche Frauen-Medaille gedroht hatte. Doch vor dem Massenstart über 12,5 km am Sonntag (12.30) ist nun der Druck nicht mehr ganz so groß.
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Dagegen quittierten die Männer in der Staffel über 4x7,5km das zweitschlechteste WM-Ergebnis seit der Wiedervereinigung nach Rang zwölf 2001. Schon nach Startläufer Lesser waren alle Träume von der vierten Staffel-Medaille in Serie bei einem Großereignis dahin. Der 32-Jährige brach auf der Strecke komplett ein und übergab als 20. an Roman Rees.
"Die letzte Runde ging gar nichts mehr. Eine wirkliche Erklärung habe ich nicht", sagte DSV-Arzt Jan Wüstenfeld. Nach dem Zieleinlauf war Lesser zusammengebrochen, Betreuer hatten ihm aufhelfen müssen. Lesser gehe es aber soweit gut, ergänzte Wüstenfeld.
Einen Einbruch in dem Ausmaß habe er "noch nicht erlebt", sagte Rees. Lesser habe schon "beim Einlaufen nicht gut ausgesehen. Er ist explodiert. Es ist natürlich bitter, dass es am Höhepunkt passiert. Das tut mir wahnsinnig leid für ihn", sagte Arnd Peiffer. Nach dem völlig verpatzten Auftakt von Lesser nutzten auch gute Leistungen von Rees und Peiffer, die am Schießstand fehlerfrei blieben, sowie von Benedikt Doll (ein Nachlader) nichts mehr.
Weltmeister wurde wie bei den Frauen Norwegen. Das Team um Johannes Thingnes Bö (0+8) triumphierte deutlich mit 33,1 Sekunden Vorsprung vor Olympiasieger Schweden (0+7) und Russland (0+5/+50,9). Peiffer und Co. (0+4) hatten 1:43,2 Minuten Rückstand.
Die WM wird am Sonntag (15.15 Uhr) mit dem Massenstart der Männer über 15 km abgeschlossen.