Lindsey Vonn zeigte erneut, warum Lake Louise dringend eine Namensänderung benötigt. Fabian Rießle wächst über sich hinaus, während Severin Freund Landsmann Sven Hannawald übertrifft. Außerdem: Ein Küken auf dem Weg in die Weltspitze, Laura Dahlmeier auf Abwegen und Tina Mazes Analyse der One-Woman-Show.
Frau des Wochenendes: Lindsey Vonn
Boris Becker in Wimbledon, Michael Schumacher in Spa? Alles Kinkerlitzchen, wenn Vonn in ihrem Wohnzimmer antritt. Nach der Gala der US-Amerikanerin in Lake Louise kann es eigentlich nicht mehr lange dauern, ehe die Kanadier ihr Resort in Lake Lindsey umbenennen.
Vonn raste nicht nur zu den Siegen 16 bis 18 bei ihrem Lieblingsweltcup, sondern sicherte sich gleichzeitig nach 2011 und 2012 auch den dritten Dreifacherfolg (2x Abfahrt + Super-G). Vom Knöchelbruch, den sie sich im August zugezogen hatte, war dabei nichts mehr zu sehen. Gleiches galt allerdings auch für echte Konkurrentinnen.
Ohne die verletzte Anna Fenninger und eine pausierende Tina Maze drohte keinerlei Gefahr. Der Erfolg am Sonntag im Super-G war zudem der 70. Weltcup-Triumph der 31-Jährigen. Mit 25 Erfolgen in eben jener Disziplin übertraf sie ganz nebenbei den Rekord des Österreichers Hermann Maier und auch ihre Jagd auf die Bestmarke der schwedischen Legende Ingemar Stenmark (86 Weltcup-Siege) bekam einen neuen Schub. "Das war der perfekte Abschluss", strahlte Vonn nach ihrer Machtdemonstration: "Aber ich denke, ich habe noch mehr drin."
Mann des Wochenendes: Fabian Rießle
Eine Sekunde fehlte Rießle am Sonntag nach seinem Triumph vom Vortag zum zweiten Streich. Zwar verpasste der Deutsche damit den Doppel-Coup in Lillehammer, dennoch konnte der 24-Jährige wohl kaum zufriedener sein. Nach der Komplett-Absage in Kuusamo überragte Rießle beim Saisonauftakt der Kombinierer, der erneut von Verschiebungen durcheinandergeworfen wurde, und stellte ganz nebenbei Eric Frenzel und Johannes Rydzek in den Schatten. Als Belohnung gab es das Gelbe Trikot als Gesamtführender.
Der Schwarzwälder feierte dabei sogar eine Premiere. Sein Erfolg am Samstag war sein erster im Weltcup. Zwar stand er zuvor bereits zehn Mal auf dem Podium, für ganz oben hatte es jedoch noch nicht gereicht. "Es fühlt sich sehr, sehr geil an", freute sich der Team-Weltmeister: "Ich war vor Samstag so oft Zweiter oder Dritter, nie hat es ganz gereicht. Jetzt ist das hammergeil!" So geil, dass er auch Martin Fourcade, Ole Einar Bjorndalen und Marcel Hirscher im Rennen um den Mann des Wochenendes verdrängen konnte.
Fun Fact am Rande: Auch die Breite beim DSV überzeugt. Seit nunmehr zwei Jahren hat kein anderer Kombinierer außer Frenzel, Rydzek und Rießle den Weltcup angeführt. Zuletzt trug am 8. Dezember 2013 der Franzose Jason Lamy-Chappuis Gelb.
Meilenstein des Wochenendes: Severin Freund übertrumpft Sven Hannawald
Nachdem der Skisprung-Wettbewerb in der Vorwoche in Kuusamo noch komplett abgesagt werden musste, ging es diesmal in Lillehammer tatsächlich von der Schanze ins Tal. Ok, ganz ohne Probleme gingen die Wettkämpfe auch diesmal nicht vonstatten. Die Qualifikation am Samstag musste abgesagt und zudem beide Springen auf die kleinere und damit deutlich weniger windanfällige Schanze verlegt werden.
Während sich die deutschen Springer größtenteils beeinflussen ließen, gab es für den Überflieger des DSV ordentlich Grund zum Feiern. Der 27-Jährige feierte zunächst am Samstag seinen 19. Weltcup-Sieg, einen Tag später ließ er einen fünften Rang folgen - und holte sich dank verkürztem Anlauf und jeder Menge Bonuspunkte mit einem Pokerface die Führung im Gesamtweltcup zurück. Viel bedeutender war jedoch am Wochenende, dass er in puncto Siegen an Sven Hannawald vorbei ziehen konnte. Und: Ein Ende ist glücklicherweise nicht in Sicht.
Abstecher des Wochenendes: Laura Dahlmeier geht fremd
Aufgrund gleich mehrerer grippaler Infekte in den letzten Wochen verzichtete Dahlmeier auf einen Start beim Weltcup-Auftakt der Biathletinnen in Östersund. Im Bett blieb die 22-Jährige allerdings dennoch nicht, sondern stellte stattdessen ihre läuferischen Fähigkeiten unter Beweis - und zwar ohne Gewehr auf dem Rücken beim FIS-Langlauf im Tiroler Seefeld.
Über 5-km-Freistil ließ die Biathlon-Weltmeisterin dabei unter anderem die deutschen Langlauf-Spezialistinnen Elisabeth Schicho und Lucia Anger alt aussehen und sicherte sich souverän den Sieg. Auf jeden Fall ein netter Ausflug. Wenn es beim Biathlon am Schießstand dann genauso gut läuft, dürfte einem traumhaften Winter wohl nichts mehr im Weg stehen.
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Küken des Wochenendes: Anna Seidel
Während es beim Eisschnelllauf aus deutscher Sicht nicht wirklich gut lief und die Medaillenflaute deshalb trotz Heimvorteils beim Weltcup in Inzell weiter ging, sorgte Seidel für Aufsehen. Die deutsche Shorttrack-Hoffnung schnappte sich beim Weltcup in Japan den zweiten Platz über die 500 Meter - und somit gleichzeitig das beste Ergebnis, das eine Deutsche bisher verbuchen konnte. Doch damit war Shorttrack-Anna noch nicht am Ende.
Selbst auf den 1.500 Metern, der Strecke, über die sich die 17-Jährige nicht wirklich wohl fühlt, fehlten am Ende nur fünf Zehntelsekunden auf die chinesische Weltmeisterin Fan Kexin. Ein Küken auf dem Vormarsch!
Spruch des Wochenendes: Mazes Glückwunsch an Vonn
"Du hast es leicht, weil ich und Anna Fenninger nur zuschauen", twitterte die Slowenin nach der Gala Vonns. Kurz, treffend - und vor allem mit jeder Menge Humor. Ein Hoch auf die Sozialen Medien!
Nervenbündel des Wochenendes: Stefan Luitz
Was hätte es für ein tolles Wochenende für den Youngster werden können. In Beaver Creek zimmerte der 23-Jährige nicht nur einen starken ersten Durchgang (Platz zwei) den Hang hinunter, sondern demontierte zudem im zweiten Lauf die gesamte Konkurrenz. Der Sieg schien bereits zum Greifen nah, da leistete sich der Allgäuer mit dem Ziel vor Augen allerdings einen derben Patzer. Statt mit einem Platz auf dem Podest endete die historische Chance, als erst dritter deutscher Sieger eines Weltcup-Riesenslaloms in die Geschichte einzugehen, mit Rang 23. Bitter!
facebook/northugNutznießer war übrigens Hirscher, der sich seinen 33. Weltcup-Erfolg sicherte und vor allem Topfavorit Ted Ligety eine herbe Watsch'n verpasste. Was aber auch am US-Amerikaner selbst lag. Ligety ging ein zu großes Risiko ein - und flog ebenfalls raus. Nach Platz zwei im Super-G, den überraschend ebenfalls Hirscher gewinnen konnte, dürfte er das Wochenende wohl am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen.
Social-Media-Star des Wochenendes: Petter Northug
Apropos Twitter, Facebook und Co.: Der norwegische Langlauf-Star Northug präsentiert seinen Fans aus seiner Facebook-Seite einen Weihnachtskalender - der etwas anderen Art. In diesem Zusammenhang überraschte der 29-Jährige seine Anhänger bislang mit Bildern oder gar Videos. Diesmal standen wohl die weiblichen Fans im Fokus des Olympiasiegers. Der Norweger zeigt sich fast komplett nackt, nur eine Mütze verhinderte die komplette Enthüllung. Etwaige Spekulationen über den "Inhalt" des 24. Türchens werden an dieser Stelle ausgespart. Ein Hoch auf die Sozialen Medien?