Im Sommer 2015 begab sich der englische Zweitligist Brentford auf die Suche nach einem zentralen Mittelfeldspieler. Eine Leihgeschäft mit Dele Alli zerschlug sich schnell, da der nunmehrige England-Star bei Tottenham zu starke Trainingsleistungen zeigte. Ingolstadts Pascal Groß oder das damalige Twente-Juwel Hakim Ziyech (mittlerweile bei Ajax Amsterdam) waren für Brentford finanziell nicht leistbar.
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Also wanderte der Blick von Chefscout Tom Knutson nach Österreich. "Mit einer tickenden Uhr und einem kleinem Budget konfrontiert, setzte ich diesen Typ aus Österreich, den niemand kannte, erneut auf die Scouting-Liste", schreibt Knutson rückblickend in seinem Blog bei Statsbomb.com.
Billiger als jeder andere Kandidat
Brentford ist bekannt für seine Moneyball-Strategie. Das Scouting beruht auf unzähligen Statistiken, mit Hilfe derer kostengünstig starke Verstärkungen zum Klub gelotst werden sollen. Dank diesem Prinzip stieß der Zweitligist auf Admira-Kicker Konstantin Kerschbaumer. "Die Daten deuteten auf einen soliden Mittelfeldspieler hin, der nicht nur dribbeln konnte, sondern auch Torschüsse seiner Mitspieler kreierte. Auch seine Zweikampfwerte konnten sich für einen Offensivakteur sehen lassen", schreibt Knutson.
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Auch von jene Spielerbeobachter, die Kerschbaumer bei der Admira direkt auf die Beine schauten, kamen positive Rückmeldungen. Also stellte Brentford eine Transferanfrage. Letztlich gab die geringe Ablösesumme den entscheidenden Ausschlag für das Zustandekommen der Verpflichtung. Laut Knutson zahlten die Engländer eine geringe sechsstellige Summe für den damals 22-Jährigen, der erst ein halbes Jahr zuvor im Spielertausch mit Lukas Thürauer aus St. Pölten zur Admira wechselte. "Auch wenn Kerschbaumer ein Risiko darstellte, war er immer noch billiger als jeder Spieler, den wir aus der dritten englischen Liga hätten holen können."
"Genug Potenzial, um ein solider Spieler zu werden"
Knutsons Erwartungen an Kerschbaumer waren nicht hoch. "Wir haben zu keiner Zeit gedacht: 'Yes, dieser Typ wird in der Championship groß aufspielen'. Stattdessen sagten wir: 'Für den richtigen Preis und in der richtigen Rolle hat er genug Potenzial, um ein solider Spieler in England zu sein."
Tatsächlich gelang es Kerschbaumer bis heute nicht, sich als unumstrittener Stammspieler beim aktuellen Tabellen-Zehnten zu etablieren. Trotzdem zeigt sich Knutson über die Entwicklung "seiner" Verpflichtung erfreut. Er belegt dies mit einem statistischen Ausnahmewert: In 2338 Minuten, die Kerschbaumer in seinen zwei Jahren für Brenford am Platz stand, sammelte er zwölf Assists. Und das obwohl der geborene Tullner bei den Bees kaum für Standardsituationen zuständig ist.
Erstaunlicher Wert
"Um euch näher zu bringen, wie außergewöhnlich dieser Wert ist, muss man wissen, dass in den letzten vier Championship-Saisonen insgesamt nur neun Spieler zwölf oder mehr Assists hatten. Alle von ihnen kommen auf wesentlich mehr Einsatzzeit als Kerschbaumer und fast alle dürfen bei ihren Klubs die Standardsituationen ausführen", schreibt Knutson.
Freilich könne man nie wissen, ob diese Zahlen auch den tatsächlichen Wert des Spielers am Platz widerspiegeln. Mit seinen Torvorlagen setzt Kerschbaumer in Englands zweiter Liga aber definitiv ein Ausrufezeichen. Zuletzt verbuchte er in seinen letzten acht Einsätzen sechs Assists. Der Vertrag des 24-Jährigen bei Brentford läuft noch bis 2019. Im Winter wurde er mit einem Wechsel zu Sturm in Verbindung gebracht. Seine Zahlen sprechen aber dafür, dass der Mittelfeldspieler noch einige Jahre im Ausland bleiben wird.
Kerschbaumers Steckbrief