118 Spiele durfte Ivica Vastic die Geschicke des SV Mattersburg leiten, mit dem Jahreswechsel zogen die Burgenländer die Reißleine. Drei Siege zur Winterpause waren Präsident Martin Pucher zu wenig. "Letztlich muss man dann etwas tun", entschuldigte er seine Entscheidung. Für Vastic, der aktuell in Wien wohnt, freilich enttäuschend. "Angenehm war das nicht", sagt Vastic im Gespräch mit SPOX. "Aber die Ergebnisse haben nicht der Erwartungshaltung entsprochen, die Entscheidung war nachvollziehbar."
Sein Nachfolger, Gerald Baumgartner, konnte das Mattersburger Schiff in Seenot zumindest stabilisieren. Siege gegen Sturm und den WAC, eine knappe Niederlage gegen Red Bull Salzburg - die Ergebnisse stimmen. "Sie haben sich mit Maierhofer und Atanga gut verstärkt. Maierhofer ist ein Führungsspieler, der für die Mannschaft in so einer Situation wichtig sein kann. Er bringt sicher den nötigen Biss rein. Ich glaube nicht, dass Mattersburg absteigen wird", prognostiziert Vastic keinen Untergang.
"Will den Fußball mit Abstand beobachten"
Der 47-Jährige selbst will jetzt Abstand gewinnen. Wohl bis Sommer, wenn sein Vertrag in Mattersburg auch offiziell endet. "Aber ich beobachte weiterhin das Geschäft und will auch hospitieren und den Fußball mit etwas Abstand beobachten." Wann er dann wieder ins Trainergeschäft einsteigt? Nicht absehbar. "Ich nehme mir eine Pause. Aber ich werde dann etwas Interessantes finden."
Kein Auge hat Vastic auf den Trainer-Job bei seinem Ex-Klub Sturm Graz. Im letzten Meisterschaftsdrittel war lediglich die SV Ried schwächer als die Grazer, drei Siege aus den letzten zwölf Spielen sind zu wenig. "Ich bin für alles offen, aber weiß auch, dass man so etwas nicht planen kann." Zudem empfiehlt Vastic den Grazern, Franco Foda weiterhin die Stange zu halten. "Franco hat schon bewiesen, dass er ein guter Trainer ist, der mit solchen Situationen umgehen kann. Der Verein wird sicher hinter ihm stehen. Die Verantwortlichen wissen auch, dass sie Leistungsträger abgegeben haben."
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Den sportlichen Verlust von Uros Matic und Bright Edomwonyi könne man gar nicht hoch genug einschätzen. "Die Qualität der beiden ist schwer zu ersetzen", sagt Vastic. "Meist wird nur über Matic gesprochen, aber auch der Verlust von Edomwonyi schmerzt. Die beiden haben sich gut ergänzt und Deni Alar hat davon profitiert. Er wird es ohne die beiden schwerer haben." Spielerisch kann sich Vastic besonders mit Matic identifizieren, der für rund drei Millionen Euro zum FC Kopenhagen wechselte und dort nun Stammspieler ist. In ihm sieht Vastic einen Spieler, der Sturm auch in den glorreichen Zeiten unter Ivica Osim gut zu Gesicht gestanden hätte: "Er wäre auch in unserer Zeit ein Spieler gewesen, der Akzente gesetzt hätte."
"Soriano wird fehlen"
Ein Ritterschlag von Vastic, der für Sturm Graz in 310 Spielen 152 Tore erzielte und wie kein anderer für jene Zeit steht, die sich jeder Sturm-Fan dringlich zurückwünscht. Im Laufe der Woche wählte SPOX die besten Bundesliga-Stürmer der letzten 20 Jahre. Vastic landete auf Platz eins - vor Jonatan Soriano (2) und Marc Janko (3). "So ein Ranking ist halt immer eine Mischung aus Sympathie und Fakten, aber mich macht das natürlich froh. Seit ich gespielt habe, ist viel Zeit vergangen. Dass sich die Leute noch daran erinner,n zeigt, dass meine Leistungen Kontinuität hatten."
Beeindruckt ist Vastic aber auch von Soriano, der sich zu Beijing Sinobo Guoan nach China verabschiedete: "Über Sorianos Qualität braucht man überhaupt nicht reden. Was er in Österreich geleistet hat, wird so bald niemand nachmachen. Für die Liga und Salzburg ist sein Abschied ein riesiger Verlust. Die Fans konnten seinen Fußball und seine Tore, seine Leichtigkeit genießen. Er wird fehlen."
Ivica Vastic im Steckbrief