Marcel Hirscher: Drei Gründe für eine Karriere-Fortsetzung
SPOX-Redakteur Lukas Zahrer: Verdient hat sich Hirscher seine Ski-Pension allemal. Sein Rücktritt ist dennoch ein Fehler. Er fuhr auch in der vergangenen Saison alles in Grund und Boden und holte zum achten Mal diesen glasigen Kristallball. Kinder, die in dieser Woche in ihr letztes Volksschul-Jahr starten, haben gerade noch einen anderen Gesamtweltcupsieger miterlebt. Die Dominanz, mit der Hirscher die Szene beherrschte, ist kaum greifbar. Drei wesentliche Gründe hätten daher für die Fortsetzung seiner Karriere gesprochen.
Erst im vergangenen Jahr verlängerte Hirscher die Verträge mit seinem Ausrüster und seinem Helmsponsor bis 2020, das Karriereende war also erst frühestens für den nächsten Sommer vorgesehen. Dass er dieses nun vorzieht, scheint ob seiner Dominanz im Weltcup voreilig.
Er blieb bislang von schweren Verletzungen verschont, sein Körper wäre für eine weitere Saison bereit. Ja, im vergangenen Jahr machten Hirscher gesundheitliche Probleme zu schaffen. Vor allem um die Ski-WM in Aare war er geschwächt und machte auch die Reisestrapazen dafür verantwortlich.
Doch ausgerechnet Hirscher könnte es sich durchaus leisten, auf vereinzelte Stationen im Weltcup-Winter zu verzichten. Für die Saison 2019/20 bedeutet das etwa, dass er die Rennen in Asien auslassen könnte. Die Olympia-Generalprobe in China mit zwei Speed-Rennen ist ohnehin irrelevant. Die darauf folgenden technischen Rennen in Yuzawa Naeba könnte er sich schenken und stattdessen in der Heimat trainieren.
ÖSV: Lücke hinter Hirscher eklatant
Ein weiterer Grund, warum Trainer gleich wie Funktionäre bis zuletzt versucht haben sollen, Hirscher von einer Fortsetzung seiner Karriere zu überreden, ist ein aktuell fehlender Nachfolger. Vor allem im Riesenslalom ist die Lücke des ÖSV zur absoluten Spitze eklatant.
Bereits mehr als acht Jahre muss der ÖSV auf einen Riesenslalom-Sieger im Weltcup warten, der nicht Hirscher heißt. Der damalige Triumphator beim Heimrennen in Hinterstoder, Philipp Schörghofer, beendete vor wenigen Wochen seine Karriere. Erfolgserlebnisse wie der Dreifachsieg beim Saison-Finale 2012 in Schladming, als Hirscher vor Hannes Reichelt und Marcel Mathis einen Dreifachsieg feierten, könnten kaum weiter weg sein.
Marco Schwarz, den viele in der Rolle als neuer Hirscher sehen, muss erst einmal seine Knieverletzung komplett auskurieren. Mit einer weiteren Saison hätte Hirscher die Aufmerksamkeit ein weiteres Mal auf sich gezogen und den Athleten aus der zweiten Reihe ein Jahr Zeit gegeben, in die erste vorzudringen.
Diese Zeit nimmt sich Hirscher nun selbst, um sich mit seiner Familie zurückzuziehen. Es ist sein gutes Recht, ich habe nichts als den allergrößten Respekt für seine Leistungen übrig.
Marcel Hirscher: Erfolge im Weltcup, bei WMs & Olympia
Hirscher gewann in seiner Karriere 67 Rennen im alpinen Skiweltcup (32 Slaloms, 31 RTLs, 3 Parallel-Rennen,. 1 Super-G). Zudem gewann er 14 Medaillen bei Großereignissen, keine einzige in Bronze.
Saison | Kristallkugeln | Medaillen |
2018/19 | Gesamt-, Slalom- & RTL-Weltcup | WM-Gold Slalom, WM-Silber RTL |
2017/18 | Gesamt-, Slalom- & RTL-Weltcup | Olympia-Gold Kombi & RTL |
2016/17 | Gesamt-, Slalom- & RTL-Weltcup | WM-Gold Slalom & RTL, WM-Silber Kombi |
2015/16 | Gesamt- & RTL-Weltcup | - |
2014/15 | Gesamt-, Slalom- & RTL-Weltcup | WM-Gold Kombi & Team, WM-Silber RTL |
2013/14 | Gesamt- & Slalom-Weltcup | Olympia-Silber Slalom |
2012/13 | Gesamt- & Slalom-Weltcup | WM-Gold Slalom & Team, WM-Silber RTL |
2011/12 | Gesamt- & RTL-Weltcup | - |