Auf dem Papier gleich auf dem Parkett?

SPOX
02. Oktober 201315:45
Vier Titel in Folge landeten in Bamberg. Folgt 2014 der fünfte?getty
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Die BBL startet in die neue Saison. Wie passen die zahlreichen Neuen beim FC Bayern zusammen? Wie verkraftet Ulm den Abgang vom zweifachen MVP John Bryant? Können die Brose Baskets das Feuer auch nach vier Titeln in Folge am Lodern halten? Was machen ALBA und Oldenburg? SPOX hat die fünf Top-Teams der BBL unter die Lupe genommen.

FC Bayern München

Projected Starting Lineup: Delaney, Schaffartzik, Djedovic, Thompson (Savovic), Bryant

Uli Hoeneß will nächsten Sommer mit zwei Mannschaften auf den Münchner Balkon. Die Spieler dazu hat Bayern nach der sommerlichen Shopping-Tour ohne Frage zusammen. Der wichtigste Neuzugang hört auf den Namen John Bryant (ratiopharm Ulm) und wurde in den letzten beiden Jahren jeweils MVP der regulären Saison und beim All-Star-Game.

SPOXSeine Rebound-Arbeit und Konstanz wird in München auf Center ein deutliches Upgrade darstellen, zumal er mit Yassin Idbihi (ALBA Berlin) einen exzellenten Backup hinter sich weiß. Idbihi ist nur einer von gleich vier Neuzugängen, die in der letzten Saison noch in der Hauptstadt aktiv waren.

Der prominenteste von ihnen ist wohl Heiko Schaffartzik, dem gemeinsam mit Malcolm Delaney (Budiwelnyk Kiew) und Steffen Hamann die Aufgabe zuteilwerden wird, den abgewanderten Tyrese Rice (Maccabi Tel Aviv) zu ersetzen. Das wird nicht einfach, im Kollektiv sollten die drei den Verlust jedoch mehr als wettmachen können.

Weitere wichtige Neuzugänge sind Bryce Taylor (Artland Dragons), Lucca Staiger (Neckar Riesen Ludwigsburg), Deon Thompson und Nihad Djedovic (beide ALBA Berlin). Letzterer ist auf Small Forward als Wink mit dem Zaunpfahl an Robin Benzing zu verstehen, der in dieser Saison den seit Jahren erwarteten Leistungssprung machen muss, wenn er seinen Platz in der Starting Five behalten will.

Thompson verletzte sich im Vorfeld der Saison, sodass mit dem Kroaten Boris Savovic (Roter Stern Belgrad) noch einmal nachgelegt wurde. Bis Thompson zurückkehrt, werden sich wohl Savovic und der Vorjahresstarter Chevon Troutman die Minuten auf der Vier teilen.

Auf dem Papier ist diese Mannschaft das Nonplusultra der BBL. Es wird für Coach Svetislav Pesic allerdings keine leichte Aufgabe, die vielen Egos alle auf eine Linie zu bringen, zumal er am Anfang vermutlich etwas experimentieren muss, bis er seine Rotation gefunden hat. Kommt die Truppe allerdings ins Rollen, wird sich der Rest der Liga warm anziehen müssen.

FC Bayern München

Brose Baskets Bamberg

EWE Baskets Oldenburg

ALBA Berlin

ratiopharm Ulm

Fazit

Brose Baskets Bamberg

Projected Starting Five: Wright, Gavel, Jacobsen, Ford, Zirbes

In der letzten Saison zeigte sich, wie schwer es ist, die Motivation dauerhaft aufrecht zu erhalten, wenn man schon so viel gewonnen hat. Am Ende stand zwar erneut die Meisterschaft für Bamberg, die Baskets hatten jedoch mit Formschwankungen zu kämpfen und waren nicht die überlegene Mannschaft der Vorjahre.

SPOXWie sich der Abgang von Bostjan Nachbar (FC Barcelona) auswirkt, muss sich zeigen. Sharrod Ford lieferte im letzten Jahr auf Power Forward gute Leistungen, hinter ihm gibt es jedoch Fragezeichen. Eigentlich war Neuzugang Novica Velickovic (KK Mega Vizura) als Ersatz eingeplant, der Serbe plagt sich jedoch weiter mit Knieproblemen herum, sodass kurzfristig mit Damir Markota (Besiktas) nachgelegt werden musste.

Auch John Goldsberry hat immer häufiger mit Verletzungen zu kämpfen, im letzten Jahr tat er sich nach seiner einjährigen Pause schwer. Zwar ist er weiter sehr wichtig für Bamberg, seine Rolle wird aber zunehmend kleiner. Mit Zackary Wright (Spartak St. Petersburg) kam ein Spieler, der den Platz als Starting Point Guard übernehmen kann.

SPOXAuf drei Spieler kann sich Bamberg in jedem Fall verlassen: Anton Gavel ist im letzten Jahr scheinbar auf der Höhe seines Schaffens angelangt und war mit Team-Kapitän Casey Jacobsen der Hauptgrund für die erneute Meisterschaft. Jacobsen und Ford gehören definitiv zu den besten Forward-Duos in Deutschland.

Vom jungen Center Maik Zirbes, der den Frontcourt komplettiert, erhofft man sich den nächsten Entwicklungsschritt. Das wäre auch nötig, zumal sich der vermeintliche Hauptkonkurrent aus München ja gerade auf dieser Position immens verstärkt hat.

Bamberg zählt immer noch zu den absoluten Top-Teams, allein schon wegen der alten Regel, dass man nie das Herz eines Champions unterschätzen sollte. Trotzdem wird es für "Freak City" mit Sicherheit nicht leichter. Erstmals seit Jahren geht das Team nicht als der Titelfavorit schlechthin in die neue Saison.

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EWE Baskets Oldenburg

Projected Starting Five: Joyce, Kramer, Paulding, Aleksandrov, Chubb

Im Schatten von München und Bamberg hat Oldenburg seine Hausaufgaben erledigt und wird in der kommenden Saison der größte Konkurrent der beiden bayrischen Vereine sein. Die Niedersachsen waren sehr zufrieden mit der letzten Saison mitsamt der Finals-Teilnahme und haben das auch dadurch unterstrichen, dass sie ihr Team im Gegensatz zur Konkurrenz fast vollständig zusammengehalten haben.

SPOXRonald Burrell war der einzige namhafte Abgang der EWE Baskets. Der Amerikaner war zwar ein Leistungsträger, hatte mit 2,04 Metern jedoch nicht unbedingt Gardemaß für einen Power Forward. Er wird ersetzt durch den Serben Nemanja Aleksandrov (La Bruixa d'Or), der 2,10 Meter groß und vier Jahre jünger ist als Burrell. Vor allem offensiv und beim Rebound könnte er diesen nicht nur ersetzen, sondern im Idealfall sogar bald vergessen machen.

Aleksandrov trifft auf die am besten eingespielte Mannschaft der BBL. Im Backcourt werden Dru Joyce, Defensiv-Spezialist Chris Kramer und Crunchtime-Killer Julius Jenkins die meisten Minuten bekommen, aber auch der Deutsche Dominik Bahiense de Mello wird wieder eine wichtige Rolle spielen.

Teamkapitän und Star Rickey Paulding ist auf Small Forward weiterhin gesetzt, auf Konrad Wysocki und Robin Smeulders kommt allerdings auch wieder viel Arbeit zu. Das einzige Fragezeichen bietet derzeit die Center-Position. Adam Chubb, der normalerweise die Fünf besetzt, fällt mit einem Bänderriss einige Wochen aus. Wie schnell er zurück zu alter Stärke findet, muss sich erst zeigen.

Als kurzfristigen Ersatz haben die Oldenburger den Italiener Andrea Crosariol (Laboral Kutxa) geholt, der jedoch zunächst nur einen Vertrag über vier Wochen erhalten hat. Ansonsten ist Jannik Freese der einzige Pivot im Kader. Mit einem fitten Chubb könnte Oldenburg am Ende sogar zum lachenden Vierten werden, während der Fokus auf die drei Bs gerichtet ist.

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ALBA Berlin

Projected Starting Five: Logan, Stojanovski, Redding, Kendall, Radosevic

Einer ist geblieben. Ein einziger. Sven Schultze spielt weiterhin in der Hauptstadt, ansonsten wurde der komplette Kader ausgetauscht. Allein vier Spieler verließen ALBA in Richtung München, jeder von ihnen war im letzten Jahr noch ein Leistungsträger. Auch DeShaun Wood ist weg - Coach Sasa Obradovic muss also eine völlig neue Mannschaft formen.

SPOXALBA hat dabei einen neuen Weg eingeschlagen. Statt sofortigem Erfolg will man nachhaltiger arbeiten und der Jugend eine Chance geben. Gleichzeitig wurde jedoch auf eine vernünftige Balance zwischen Veteranen und Talenten geachtet.

Dabei kommt Neuzugang David Logan (Maccabi Tel Aviv) eine extrem wichtige Rolle zu, da er als erfahrener Aufbau das Spiel lenken und gleichzeitig für Punkte sorgen soll. Im Backcourt wird er neben Vojdan Stojanovski (BC Donezk) starten, den Obradovic bereits aus der Ukraine kennt.

Alba in der Kaderanalyse

Auch der Frontcourt wurde mit Alex King (s. Oliver Baskets Würzburg), Reggie Redding (Walter Tigers Tübingen), Leon Radosevic (Emporio Armani Milano) und Levon Kendall (Obradoiro CAB) sinnvoll neu besetzt. Die Berliner stehen nicht unbedingt auf einer Stufe mit Bayern und Bamberg, trotzdem konnte die Mannschaft in der Vorbereitung durchaus überzeugen.

Zehn Testspiele absolvierte ALBA, nur ein einziges ging verloren - eine beeindruckende Bilanz für ein Team, das erst so kurz zusammenspielt. Ein erstes Ausrufezeichen setzten die Albatrosse zudem beim Champions-Cup-Sieg über Bamberg. Abschreiben darf man Sasa Obradovic und seine Truppe auf keinen Fall.

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ratiopharm Ulm

Projected Starting Five: Günther, Long, Clyburn, Nankivil, Plaisted

Nach zwei Jahren, in denen Ulm auf der Euphoriewelle und den breiten Schultern von Doppel-MVP John Bryant geritten ist, steht im Ländle ein Neuanfang ins Haus. Nach der sensationellen Finalteilnahme 2012 konnte ratiopharm in der vergangenen Saison erneut ins Halbfinale vorstoßen und sich etablieren. Nun ist Bryant aber endgültig weg, nachdem er im Sommer 2012 noch allen Interessenten einen Korb gegeben hatte.

SPOXDer Center war jedoch bei weitem nicht der einzige Abgang. Auch Dane Watts, Allan Ray, Kapitän Steve Esterkamp, Lance Jeter sowie der Publikumsliebling Sebastian Betz haben den Verein verlassen. Von den sechs Top-Scorern der letzten Saison sind nur noch Keaton Nankivil und Per Günther dabei.

Auf den deutschen Aufbau wird besonders viel Verantwortung zukommen. Der 25-Jährige geht in seine sechste Saison bei ratiopharm und soll zum Anführer werden. Derzeit hat er nicht einmal einen Backup - Tommy Mason-Griffin verletzte sich an der Achillessehne. Ulm wird hier definitiv noch nachbessern müssen.

Was bereits verbessert wurde, ist die Defensivpotenz an der Donau. Das Team ist durch Neuzugänge wie Cameron Long (Le Mans Sarthe Basket), Will Clyburn (Iowa State), Matt Howard (Chorale Roanne Basket) und Trend Plaisted (Limoges CSP) jünger, athletischer und länger geworden. Der Kader hat nicht die große Star-Power, ist dafür aber sehr ausgewogen aufgestellt.

In der Vorbereitung zeigte sich jedoch, dass das neu zusammengebaute Team noch Zeit benötigen wird, zumal es an Hierarchien fehlt. Die großen Trümpfe - Defensivstärke und junge, schnelle Beine - können erst dann stechen, wenn sich die Mannschaft gefunden hat. Die Chancen der Ulmer hängen davon ab, wie lange es bis dahin dauert.

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ratiopharm Ulm

Fazit

Fazit

Wäre Basketball wie Mathematik, wäre die Meisterschaft wohl schon entschieden. Der Kader der Bayern liest sich einfach zu gut, als dass irgendwer ihnen den Titel streitig machen könnte. Bisher ist das aber eben nur auf dem Papier der Fall. Svetislav Pesic hat viel Arbeit vor sich, wenn er die Mannschaft zur Einheit formen will.

Eine solche ist Bamberg bereits, trotzdem gibt es auch beim Serienmeister der letzten Jahre Fragezeichen. Kann Goldsberry wieder an seine Leistungen von vor zwei Jahren anknüpfen oder hat er weiter mit Verletzungen zu kämpfen? Wie schnell findet sich Zack Wright im Team zurecht? Können die Bamberger den Abgang von Bostjan Nachbar kompensieren?

Oldenburg hätte in der Frühphase der Saison viel Boden gutmachen können, da das Team besser eingespielt ist als die Konkurrenz. Die Verletzung von Adam Chubb hat die Niedersachen zurückgeworfen, trotzdem ist ihnen einiges zuzutrauen - vielleicht sogar der ganz große Wurf. Bayern, Bamberg und Oldenburg sollten die ersten drei Plätze unter sich ausmachen.

Auch das ist aber nicht in Stein gemeißelt. ALBA hat mit Sasa Obradovic einen Trainerfuchs an der Seitenlinie, zudem präsentierte sich das Team in der Vorbereitung in Topform. Ulm könnte davon profitieren, dass sie nach dem Abgang von John Bryant kaum noch jemand auf der Rechnung hat.

Wer holt also am Ende den Titel? Unmöglich zu sagen. Auf dem Papier sind die Bayern vorne. Wer auf dem Parkett vorne ist, wird sich zeigen.

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Der BBL-Spielplan: So fängt die neue Saison an