Superstars vs. FC Bayern

Haruka Gruber
02. Oktober 201118:19
Der Superstar der BBL: Der amtierende MVP und Neu-Berliner DaShaun WoodImago
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Mit dem alten und neuen MVP ziehen die Brose Baskets Bamberg sowie Alba Berlin gegen den FC Bayern in die Schlacht um die BBL-Krone. Doublesieger Bamberg hat sich gut verstärkt, aber Alba besitzt einen großen Trumpf. Die Bayern hingegen müssen vor dem Saisonauftakt in Bonn (Mo., 14.05 Uhr im LIVESCORE) mit einigen Rückschlägen zurechtkommen.

Center

Bamberg: Tibor Pleiß (21), Marcus Slaughter (26)

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Letzte Saison setzte Bamberg erfolgreich auf das absurdeste Center-Duo bestehend aus Pleiß (2,15 Meter) und Kyle Hines (1,96 Meter). Nachdem Letzterer ein lukratives Angebot von Olympiakos annahm, kehrt der Doublesieger vorsichtig zurück auf den Weg der Konventionen.

Pleiß bleibt Starter, sein neuer Backup Slaughter ist ein Banger mit immerhin akzeptabler Größe (2,04 Meter), überragender Sprungkraft und starker Vorsaison für Valladolid: 8.-effektivster Spieler der spanischen Liga, 2. bei der Wurfquote, 7. bei den Blocks, 12. bei den Rebounds, 12. bei den Steals - und 1. bei den Dunks pro Spiel. Ähnlich prominent war Pleiß in der BBL vertreten: 1. bei den Blocks, 8. bei der Plus/Minus-Wertung, 9. bei den Rebounds. Ergibt zusammengenommen nicht mehr das absurdeste, aber ein ähnlich starkes Center-Duo.

Berlin: Torin Francis (28), Yassin Idbihi (28)

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Bamberg bot mit, aber Alba gewann am Ende das Wettbieten um Francis und machte in ihm neben Wood den zweiten neuen Schlüsselspieler aus. Er klingt auch verlockend: bestes Basketballer-Alter (28), NBA-reifer Body (2,10 Meter, 120 Kilo), gute Statistiken für Panellinios Athen (Eurocup: 15,7 Punkte, 8,2 Rebounds).

Nur: Aus dem Hoffnungsträger droht ein Hoffnungsloser zu werden. Eine schwache Vorbereitung endete in einem 0-Rebound-Spiel in der Generalprobe gegen Artland sowie einem 5-Fouls-in-11-Minuten-Spiel beim Euroleague-Qualifikationsauftakt gegen Riga, beim Ausscheiden gegen Charleroi zeigte er sich zumindest leicht verbessert (5 Punkte, 3 Turnover). Bleibt immerhin der zuverlässige Idbihi.

München: Ruben Boumtje Boumtje (33), Bogdan Radosavljevic (18), Darius Hall (38)

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Welch große Bedeutung die Bayern Sharrod Ford beimaßen, zeigt nur eine Summe: Mit 600.000 Euro sollte der Ex-NBA-Profi das mit Abstand höchste Jahresgehalt der BBL erhalten. Doch Ford verzichtete und flüchtete aus privaten Gründen - womit der FCB zum Handeln gewungen ist. Boumtje Boumtje bringt NBA- sowie BBL-Erfahrung mit und ist günstig, dass aber Zweifel an seiner Tauglichkeit bestehen, zeigt ein Umstand: Er bekam nur einen 3-Monate-Probevertrag.

Radosavljevic ist so talentiert wie roh, Hall so verletzungsanfällig wie alt. Bleibt entsprechend nur eine Option: nachrüsten. Aber: "Es gibt in Europa keinen Spieler von Fords Qualität auf dem Markt", sagt Sportdirektor Marko Pesic.

Power Forward

Bamberg: Predrag Suput (34), Philipp Neumann (19)

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Die Athletik und der Antritt sind Opfer der Zeit geworden, dennoch blieb Suput auch in seinem vierten Bamberg-Jahr ein Muster an Effektivität. 12,3 Punkte, 53,2 Prozent Zweiwurf-Quote, 42,3 Prozent Dreier-Quote, dazu 4,1 Rebounds.

Stellvertreter Neumann gehört zu einer anderen Gattung: Kann wie Slaughter als Center wie auch als Power Forward auflaufen. Guter Riecher für Rebounds, seine Freiwurfquote hingegen bedarf einer deutlichen Verbesserung.

Berlin: Derrick Allen (31), Sven Schultze (33)

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Allen ist nicht mehr die Scoring-Maschine von früheren Frankurter Zeiten, dafür mit besserer Schussauswahl: 69,6 Prozent Wurfquote in der Vorsaison! Die Rebound-Quote ist für einen Big Man seit drei Jahren zu niedrig (von 2007/08: 7,3 auf 2010/11: 4,1).

Aber er wird von Trainer Gordon Herbert geschätzt, da auch als Center wertvoll - wie beim Euorleague-Quali-Ausscheiden gegen Charleroi (20 Punkte, 6 Rebounds). Schultze ist der klassische Backup-Glue-Guy: wenige Minuten, dafür viel Einfluss in der Kabine.

München: Aleksandar Nadjfeji (34), Jan Jagla (30)

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Sofern die Bayern keinen neuen Center finden, wird Jagla wohl auf der Fünf beginnen. Wenn doch jemand verpflichtet wird, droht Jagla ähnlich wie bei der EM die Bank. Nadjfeji mag zwar 34 Jahre alt sein, aber nachdem er seit dem Sommer mehr auf seine Ernährung achtet, gezielt Krafttraining betreibt, 4 Kilo an Muskeln zugelegt hat und sich die Leistungen entsprechend sehen lassen, dürfte dem Serben der Platz in der ersten Fünf gehören.

Small Forward

Bamberg: Casey Jacobsen (30), P.J. Tucker (26)

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Früher in der NBA ein eindimensionaler Shooter, hat sich Jacobsen neu erfunden: Als vielseitiger Leader, der nicht nur zu werfern versteht (11,8 Punkte), sondern auch reboundet (3,5), Assists gibt (2,9) und hochprozentig Freiwürfe versenkt (84,9).

Während Jacobsen in sein fünftes BBL-Jahr geht, gehört Tucker zu den großen Unbekannten. Nach 17 NBA-Spielen für Toronto sowie drei Klubs in drei Nationen innerhalb einer Saison lässt er sich in Bamberg nieder. Sein Leumund: schnell, vielseitig, athletisch.

Berlin: Bryce Taylor (25), Marko Simonovic (25)

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Beide sind genretypische Vertreter: Taylor ist ein US-Swingman ohne Wurf (27,5 Prozent Dreier), Simonovic ein klassicher Flügel europäischer Prägung mit wenigen Highlight-Plays, dafür mit grundsolider Ausbildung.

Weitere Gemeinsamkeit: Beide müssen oder mussten zittern. Taylors auslaufender Vertrag wurde nur zögernd um ein weiteres Jahr verlängert, an Simonovic hingegen regte sich in der Vorbereitung Kritik. Mit ordentlichen Leistungen beim Euroleague-Qualifikationsturnier verstummte sie jedoch vorerst.

München: Robin Benzing (22), Philipp Schwethelm (22)

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Das Nationalmannschafts-Duo findet sich bei den Bayern wieder zusammen: Beide sind noch jung und Schwankungen unterworfen, aber von den Fähigkeiten her ergänzen sie sich optimal. Der eine ist ein geborener Scorer mit Zug zum Korb und einem guten Wurf (Benzing), der andere trägt den Ball vor, läuft das Pick'N'Roll und trifft den offenen Dreier (Schwethelm).

Solange Benzing wegen seiner Sprunggelenks-Verletzung noch zwei, drei Wochen fehlt, bekommt Schwethelm Minuten im Überfluss mit Foster oder Greene als kurzzeitigem Ersatz.

Teil II: Hier geht's zu den Guard-Positionen und zum Fazit

Shooting Guard

Bamberg: Julius Jenkins (30), Karten Tadda (22)

SPOXJenkins begann seine Europa-Karriere in Nürnberg - nun ist er zurück im Frankenland, Stationen in Belgien und ausgerechnet in Berlin später. Bei Alba folgte er Wendell Alexis als Superstar der BBL inklusive zweier MVP-Titel (2008, 2010) und drei Awards als bester Offensivspieler (2008, 2009, 2010).

Nach drei Jahren in Folge ohne Meisterschaft wollte Alba eine Neuausrichtung und vergraulte ihn zu Bamberg, wo er wieder das sein darf, was er am liebsten ist: eine der wichtigsten Angriffsoptionen - auch wenn er sich mit Gavel in der ersten Fünf abwechseln wird. Mit Tadda weiß er einen jungen Vertreter hinter sich, der den Wandel vom reinen Verteidigungsspezialisten zu einem kompletten Spieler versucht.

Berlin: Kyle Weaver (25), Lucca Staiger (23)

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So bitterlich Francis bisher enttäuscht: Jenkins-Nachfolger Weaver im Gegenzug erfüllt all die Erwartungen. 25 Punkte, 6 Assists und 2 Steals gegen Artland sowie 11 Punkte, 6 Assists, 3 Rebounds und 2 Steals gegen Riga. Besonders hervorzuheben sind die Vorlagen, die beweisen, dass Weaver kein klischeehafter Shooting Guard aus der NBA ist (68 Spiele), der nur an sein eigenes Wohl denkt.

Angesichts Weavers Klasse drohte Nationalspieler Staiger die Bank, aber auch er wusste zu gefallen: Aus dem Nichts schenkte er Riga 15 Punkte (4/7 Dreier) ein, gegen Charleroi jedoch enttäuschend (0/3 Dreier). Denkbar: Weaver verdrängt die Small Forwards Taylor und Simonovic und macht Platz für Staiger.

München: Je'Kel Foster (28), Ben Hansbrough (23), Demond Greene (32)

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Die Position, mit der die Bayern protzen können: BBL-Rückkehrer Foster hat nichts an Vielseitigkeit verloren und füllt jede statistische Kategorie, egal ob Punkte, Dreier, Rebounds, Assists oder Steals.

Mit etwas Eingewöhnung wird ähnlich Großes von Hansbrough erwartet. Herausragendes Ballhandling, schneller erster Schritt, gefährlicher Distanzwurf, Auge für die Mitspieler: Nur ein europäisches Topteam kann einen solchen Hochkaräter als Sixth Man von der Bank bringen.

Bleibt noch Greene: Sein Entschluss, zum Wohle der eigenen Fitness auf die EM zu verzichten, scheint sich auszuzahlen. Gegen Fenerbahce sprühte er vor Tatendrang (12 Punkte, 5/6 Würfe) und meldete Ansprüche an.

Point Guard

Bamberg: Brian Roberts (25), Anton Gavel (26), Maurice Stuckey (21)

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Ein Knorpelschaden im Knie und die Folgen: Weil Goldsberry für die gesamte Saison ausfällt, verlängerte Bamberg doch noch den Vertrag mit Roberts, obwohl er anders als Goldsberry kein Passing-First-Point-Guard ist und ursprünglich zu viel Geld verlangt hatte, weswegen er kurz vor einem Wechsel nach Frankreich stand.

Abhängig von Gegner und Spielsituation wechselt sich Roberts mit Combo Guard Gavel und Jenkins im Ballvortrag ab. Dem DBB-Talent Stuckey bleiben wohl erneut nur Garbage-Minuten.

Berlin: DaShaun Wood (26), Heiko Schaffartzik (27)

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Ein Point-Guard-Duo auf Euroleague-Niveau: Mit Wood gelang Berlin das beste Geschäft des Sommers. Ein Spielmacher mit NBA-Güte und MVP-Ehren in der vergangenen BBL-Saison für Frankfurt. Was am meisten beeindruckt: Er kreiert sich selbst die Würfe (18,9 Punkte) und vergisst gleichzeitig nicht zu passen (5,9 Assists) oder in der Defense zu arbeiten (4,7 Rebounds, 1,2 Steals).

Schaffartzik zeigte sich bei der EM ähnlich komplett und ist nicht nur wegen seiner Nervenstärke befähigt, als neue Leitfigur der Nationalmannschaft zu dienen. Herbert kündigte bereits an, Wood und Schaffartzik gleichzeitig spielen zu lassen - was verheerende Folgen für die Gegner haben könnte.

München: Steffen Hamann (30), Jon Wallace (25), Bastian Doreth (22)

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Eine Einschätzung der wahren Leistungsstärke fällt schwer: Hamann war bei aller berechtigten Kritik an Wurftechnik und Turnover-Anfälligkeit der bestimmende deutsche Spielmacher der letzten Jahre, Wallace wiederum in der Aufstiegssaison der Topscorer.

Während Hamann bei Bauermann fern jeder Diskussion steht, fehlt in Wallace das rechte Zutrauen. Heißt: Combo Guard Hansbrough wird voraussichtlich nicht nur für Foster sondern auch für Hamann der erste Backup sein. Doreth, von Bauermann seit Jahren gefördert, wird wegen seiner Knieverletzung vier bis sechs Monate fehlen.

Fazit

Es ist nach zwei Doubles und dem beeindruckenden Erfolg im Champions Cup gegen Braunschweig so langweilig wie augenscheinlich: Der Titelfavorit heißt Bamberg. Kontinuität (nur 3 Neuzugänge), Meistertrainer Chris Fleming, Meistermanager Wolfgang Heyder, der am tiefsten und besten besetzte Kader, ruhiges Umfeld - das alles spricht für den Threepeat von Freak City.

SPOX

Einzige Sorge bereitet das Fehlen des umsichtigen Lenkers Goldsberry. Denn wenn die EM eines gelehrt hat, dann dies: die Bedeutung des Point Guards. Es war ein Turnier der Spielmacher, die mit Talent und viel Herz ihre Mannschaften vorantrieben. Jene Position, auf der Berlin Vorteile haben wird.

Zumal im Umfeld von Alba die Unzufriedenheit über fehlende Titel einem vorsichtigen Optimismus gewichen ist. Die Vereinsführung geht voran, fordert nicht mehr um jeden Preis den kurzfristigen Erfolg, sondern mahnt sich unter Verweis auf das gesunkene Budget selbst zur Geduld. "Wir wollen uns weiterentwickeln und in den nächsten Jahren ein berechtigter Anwärter auf Platz eins sein", sagt Geschäftsführer Marco Baldi und nimmt den Druck vom Team.

Der FC Bayern sollte sich problemlos für die Playoffs qualifizieren und je nach Setzliste gleich in der ersten Saison wie erhofft das Halbfinale erreichen. Gegen die beiden Großen Bamberg und Berlin wird die Mannschaft jedoch ein Opfer der Umstände: Die Verletzungen, die Integration des benötigten neuen Centers, die kurze Vorbereitungszeit wegen der vielen Nationalspieler: Das Understatement kommt nicht von ungefähr, die Bayern sind erst im Jahr darauf reif für die Meisterschaft.

Die neue BBL-Saison: Alle Spiele im Überblick