Als einziges deutsches Team stehen die Bayern unter den Top16 der Euroleague. Dort warten mit den Seriensiegern aus Madrid und Moskaus Starensemble jedoch schwere Aufgaben. SPOX stellt Bayerns Gruppengegner vor.
Real Madrid
Die Ausgangsposition: 227. Selten hat eine einzige Zahl die Überlegenheit eines Teams der Art deutlich ausgedrückt wie in diesem Fall. Mit insgesamt 227 Punkten Vorsprung gewann Real seine zehn Vorrundenpartien. Einzig Milan gelang es am drittletzten Spieltag, die Königlichen nicht in zweistellige Sphären enteilen zu lassen. Damit hat Madrid seine Favoritenstellung eindrucksvoll untermauert. Eigentlich hätte der Titel ja bereits im vergangenen Jahr eingefahren werden sollen, im Finale leistete sich Real jedoch einen ungewöhnlichen Einbruch und musste am Ende zusehen, wie sich Olympiakos zum zweiten Mal in Folge zum Champion krönte. Nun haben sich die Madrilenen mit Ioannis Bourousis nicht nur eindrucksvoll verstärkt, sie pflügen auch mit der Wut der finalen Enttäuschung durch die Euroleague - und die spanische ACB, wo sie sich ebenfalls noch keine einzige Niederlage leisteten. Derzeit ist Madrid wohl das beste Basketballteam Europas. Nicht nur die Namen, auch die Zusammensetzung des Teams stimmt. Der Kader wirkt unglaublich homogen, für jede Situation scheint der richtige Spieler bereitzustehen. So lassen sich auch schwächere Abende des einen oder anderen beinahe locker abfangen. Zudem verfügt Madrid mit Bourousis, Nikola Mirotic, Felipe Reyes und Salah Mejri über eine ebenso beeindruckende wie vielseitige Big-Man-Rotation. Jaycee Carroll sorgt für eine stete Gefahr von jenseits der Dreierlinie und rundet das Gesamtkunstwerk Real damit standesgemäß ab. So werden die Madrilenen mit großer Wahrscheinlichkeit auch ihre Top16-Gruppe B für sich entscheiden. Ein Auftritt im Finale von Milan sollte ebenfalls niemanden überraschen.
Player to Watch: Trotz der vielen klangvollen Namen definiert sich Real durch sein starkes Kollektiv. Dank der vielfältigen Möglichkeiten können drei verschiedene Spiele auch drei unterschiedliche Go-to-Guys hervorbringen. Einer sticht jedoch ein wenig heraus: Nikola Mirotic zählt mit einem Player Index Rating von 19,45 (Rang drei) mittlerweile zu den effektivsten Spielern der Euroleague. Der Vierer schießt unglaublich sicher aus dem Feld (61,5 Prozent 2FG, 59,4 Prozent 3FG), glänzt durch ein vielseitiges Arsenal an Postmoves und ist grundsätzlich nur schwer zu stoppen. So schwer, dass die Chicago Bulls, die Mirotic' Draft-Rechte halten, hoffen, ihn zur kommenden Saison endlich in die NBA lotsen zu können.
Maccabi Tel Aviv
Die Ausgangsposition: Wären Tibor Pleiß und Laboral Kutxa nicht gewesen, Maccabis Vorrunde wäre ähnlich beeindruckend verlaufen, wie jene Reals. Doch auch eine Bilanz von 8-2 liest sich nicht allzu schlecht. Ob nun das überraschend starke Lokomotive Kuban Krasnodar, Panathinaikos, Roter Stern Belgrad oder Lietuvos Rytas - alle waren sie chancenlos gegen Tel Aviv. Speziell die amerikanische Fraktion um Devin Smith (10,8 Punkte, 5,2 Rebounds), Shawn James (11,3 Punkte, 4 Rebounds) und Ricky Hickman (12,5 Punkte 2,3 Assists) stellt die Gegner regelmäßig vor mittelschwere bis große Probleme. Dazu hat Maccabi im Sommer dank John Ingles einen ordentlichen Schuss Erfahrung hinzubekommen. Der Australier spielte zwischen 2011 und 2013 in Barcelona und weiß, was es heißt, sich mit Europas absoluter Elite zu messen. Mit Tyrese Rice wartet zudem ein alter Bekannter auf die Bayern. Der Guard wechselte zur neuen Saison von München nach Tel Aviv und entwickelte sich dort zum soliden Rollenspieler (6,4 Punkte, 2,6 Assists in 17,5 Minuten). So kommt Maccabi als ungemütlich zu spielende Einheit daher, die beste Chancen auf den Einzug in die Playoffs besitzt.
Player to Watch: Übersehen wird Sofoklis Shortsanitis sicherlich nicht. Gut 150 Kilo, verteilt auf 2,08 Meter Körpergröße machen nun mal Eindruck. Auch Tibor Pleiß gestand im SPOX-Interview, dass er sich erst einmal daran gewöhnen musste, einen Gegenpart vom Ausmaß Baby Shaqs zu bespielen. In dieser Saison bleibt der Grieche bislang allerdings noch unter seinen Möglichkeiten. 8,5 Punkte, vor allem aber 3,1 Rebounds im Schnitt sind sicherlich ausbaufähig.
ZSKA Moskau
Die Ausgangsposition: NBA-ähnliche Verhältnisse werden in Moskau vermutet. Der Rubel sitzt bei ZSKA offenbar derart locker, dass man sich in den vergangenen Jahren ein eigenes keines All-Star Team zusammenstellen konnte. Einzig, es fehlt der große Erfolg. Nach der unglücklichen Final-Pleite 2012 gegen Olympiakos zog ZSKA vergangene Saison erneut ins Final Four ein, nur um - auch erneut - gegen die Griechen zu verlieren. Diesmal war jedoch bereits im Halbfinale Schluss. Zur neuen Saison stieß nun Ex-Grizzly, Ex-Cav und Ex-Sixer Jeremy Pargo zum Ensemble um Milos Teodosic, Nenad Krstic und Viktor Khryapa. Das Ziel ist klar: Coaching-Legende Ettore Messina soll den Moskowitern endlich den ersehnten Titel bringen. Zum absoluten Favoriten genügen die Auftritte der Russen bislang allerdings kaum. Natürlich überstanden sie die schwere Vorrunden-Gruppe A letztendlich souverän, die Bilanz gegen die beiden anderen Topteams, Fenerbahce Ülker und FC Barcelona stand am Ende jedoch bei 1-3. Speziell das bittere 60:86 in Istanbul dürfte in Erinnerung bleiben. Trotz allem werden es die Bayern am Ende sicherlich schwer haben, vor ZSKA zu landen. Die Playoffs dürfte Moskau sicherlich erreichen.
Player to Watch: Milos Teodosic ist der vielleicht genialste Point Guard des Kontinents. Allerdings wandelt der Serbe häufig haarscharf zwischen Genie und Wahnsinn. So schloss er die Reguläre Saison zwar als siebtbester Vorlagengeber der Euroleague ab (5,2 Assists), gleichzeitig schafft es Teodosic mit einem Index Rating von 7,8 jedoch nicht einmal unter die besten 75. Fest steht jedoch: Ruft der Playmaker sein Potential ab, ist er nur schwer zu stoppen.
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Galatasaray Liv Hospital
Ausgangslage: Gala und Bayern kennen sich aus der Regulären Saison bereits bestens. Istanbuls überraschender Sieg im Hinspiel leitete im Grunde den Münchner Negativtrend ein, der den FCB beinahe den Einzug in die Top16 gekostet hätte. Dass Galas Erfolg überhaupt überraschend daherkam, lag einzig und allein am selten dagewesenen Verletzungspech der Türken. Nacheinander meldete sich Schlüsselspieler um Schlüsselspieler gleich für mehrere Monate ab. Dennoch qualifizierte sich Galatasaray vorzeitig für die Top16 und bekommt dort auch Pops Mensah-Bonsu zurück, der die letzten drei Spiele der Regulären Saison gesperrt verpasste. Nathan Jawai, Jamont Gordon und Erwin Dudley fallen allerdings weiter aus und dürften nun mehr denn je vermisst werden. Dass Gala allem Pech zum Trotz weiter ein hervorragendes Basketball-Team stellt, steht jedoch außer Frage. Die Türken zählen zur absoluten Rebound-Elite der Euroleague und wissen jeden Gegner durch intensive Defense noch dazu, unter Druck zu setzen. Die Bayern können ein Lied davon singen.
Player to Watch: Pops Mensah-Bonsus letzte Aktion der Regulären Saison, ein Schwinger gegen Olympiakos' Mirza Begic, kostete ihn die finalen drei Spiele der Vorrunde. Rechtzeitig zu den Top16 ist der Big Man nun zurück - und mit ihm ein gewaltiges Maß an Zonenpräsenz. Mensah-Bonsus Mix aus Athletik und Körpergröße sucht europaweit wohl ihresgleichen, was Gala einen nicht unwesentlichen Vorteil verschafft.
Zalgiris Kaunas
Ausgangslage: In Bamberg wird man nur ungern an die Litauer zurückdenken. Zwei unnötige Niederlagen leistete sich der deutsche Meister gegen Kaunas, die letzte zum Vorrundenfinale besiegelte das Aus. Dabei ist das Zalgiris dieser Tage längst nicht mit jenem zu vergleichen, das einst zu den besten Mannschaften Europas zählte. Und das, obwohl man zu dieser Saison sogar Litauens lebende Basketballlegende, Sarunas Jasikevicius in seine Heimatstadt gelotst hatte. Saras befindet sich mittlerweile jedoch im Spätherbst seiner Karriere und ist entsprechend kaum mehr in der Lage, ein Team allein zu tragen. 16 Minuten steht er in dieser Saison im Schnitt auf dem Parkett, kommt dabei auf 6,7 Punkte sowie 2,8 Assists. Speziell bei den Quoten hapert es (39,4 Porzent 2FG). Der Dreier fällt mit 45,5 Prozent dagegen durchaus sicher. Was letzteren Fakt angeht, steht Jasikevicius damit sinnbildlich für die gesamte litauische Basketballtradition. Schließlich zählt der Dreier, soviel ist inzwischen bekannt, zur absoluten Grundausstattung eines jeden Teams aus dem Baltikum. Auch Zalgiris macht da keine Ausnahme. 39,6 Prozent seiner Dreier hat Kaunas während der Regulären Saison verwandelt, einzig Real war von jenseits des Perimeter treffsicherer (41,6 Prozent). Doch Dreierquote hin, Jasikevicius' Heimkehr her, in den Playoffs wird man Zalgiris' Treffsicherheit wohl nicht bewundern dürfen.
Player to Watch: Justin Dentmon ist so etwas wie Zalgiris' Lebensversicherung. Der Amerikaner kann jederzeit heiß laufen und ein Spiel an sich reißen. Das musste nicht zuletzt Bamberg schmerzlich feststellen. Dentmon beherrscht das gesamte Repertoire, den Zug zum Korb ebenso wie den Wurf aus der Distanz (53,1 Prozent 3FG).
Lokomotive Kuban Krasnodar
Die Ausgangslage: Die Russen sind sicherlich eine der Überraschungen der bisherigen Saison. Zwischenzeitlich führten sie die Gruppe D mit nur einer Niederlage sogar an, qualifizierten sich als erstes Team der gesamten Euroleague für die Top16, ehe ihnen am Ende mit drei Niederlagen in den letzten drei Vorrunden-Spielen ein wenig die Luft ausging. Zuvor hatte Kuban den einstigen Serienmeister Panathinaikos allerdings ebenso überrascht wie Tibor Pleiß' Laboral Kutxa. Lokomotives Erfolg beruht jedoch keinesfalls auf Zufall. Vielmehr spielen die Russen absolut soliden Basketball. In beinahe allen relevanten Kategorien stehen sie unter, oder zumindest in der Nähe der zehn besten Teams der Euroleague. Allerdings weiß Europa mittlerweile auch um Kubans Qualität. So verloren weder Pana noch Laboral ein zweites Spiel gegen Lokomotive.
Player to Watch: Speziell im November war Kuban kaum zu stoppen - auch dank Derrick Brown. Der Amerikaner ist nicht nur Lokomotives Topscorer (13,8 Punkte), er sichert sich gleichzeitig die zweitmeisten Rebounds (4,78) und Blocks (0,78) des Teams. Zudem wurde Brown im November zum Euroleague-MVP gewählt.
Partizan Belgrad
Ausgangsposition: Nur 3 Siege gelangen Partizan in der Regulären Saison. Zugegeben, die Serben hatten mit Gegnern wie Fenerbahce Ülker, dem FC Barcelona und ZSKA Moskau auch die wohl schwerste Vorrundengruppe erwischt. Dennoch lässt die Bilanz nicht gerade auf eine mögliche Playoff-Teilnahme hoffen. Zumal Belgrad auch Spiele gegen Nanterre und Budivelnik Kiew verlor. Der Faktor Lärm darf allerdings besonders bei Heimspielen nicht unterschätzt werden. Zum Top16-Auftakt gegen Real (64:80) strömten beispielsweise 21.374 Fans in die Kombank Arena (Euroleague-Rekord) und verwandelten die Halle in einen wahren Hexenkessel. Dennoch ist Partizan, zumindest auf dem Papier, wohl Bayerns "leichtester" Gegner.
Player to Watch: Der Europameister-Titel mit Frankreich hat offenbar Auftrieb gegeben. Joffrey Lauvergne schnürt, auch dank seiner 2,11 Meter, unter dem Korb das Paket aus Scoring und Rebounding. Im Schnitt kommt der Franzose beinahe auf ein Double-Double (11 Punkte, 9,6 Rebounds) und greift sich die zweitmeisten Boards der gesamten Euroleague.
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