Die WM steht vor der Tür, erneut kämpfen 24 Teams um den Titel der besten Basketball-Nation auf diesem Planeten. Natürlich mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen. SPOX zeigt, wie stark die einzelnen Länder im Gesamtvergleich einzuschätzen sind - im WM-Power-Ranking.
Zur Information: Für die Positionierung der Teams wurden Eindrücke aus der Vorbereitung, Verletzungen, Sperren, die Stärke der Gruppengegner und die Aussichten in der K.o-Phase in Betracht gezogen.
1. USA
Wer, wenn nicht die Amis, sollte hier schon stehen? Auch wenn bis auf Kevin Durant die absoluten Superstars fehlen, hat das Land ein unerschöpfliches Reservoir an Spitzenleuten. Und die Tatsache, dass mit Derrick Rose, Russell Westbrook oder Stephen Curry junge Spieler dabei sind, die unheimlich heiß darauf sind, für ihr Land zu spielen, könnte sich sogar positiv auswirken. Denn die Teamchemie und die Arroganz gegenüber den anderen Ländern waren in der Vergangenheit die einzigen Faktoren, die die USA stoppen konnten. Nachdem fast jede Nation auf wichtige Kräfte verzichten muss, ist die Favoritenstellung der US-Boys umso klarer.
2. Spanien
Spanien hat einen wahnsinnig tiefen und stark besetzten Kader, gar keine Frage. Das Team ist auf jeder Position gut besetzt und harmoniert perfekt. Aber: Pau Gasol ist nicht dabei. Er ist der Superstar des Teams und der aktuell wohl beste Europäer der Welt. Normalerweise müsste man sagen: Die Leistungsdichte an der Spitze ist einfach zu hoch, als dass sich der Ausfall nicht bemerkbar machen würde. Aber nach den Sperren gegen Serbien und Griechenland und dem Verletzungspech Argentiniens sind die Iberer für den Moment doch wieder der größte Konkurrent der USA. Zudem haben sie die leichteste Gruppe erwischt.
3. Griechenland
"Die Griechen sind die insgesamt unangenehmste Mannschaft", glaubt Frank Buschmann. Denis Wucherer bezeichnet es als "unmenschlich", was das Team vor allem in punkto Team-Defense leistet. Gepaart mit über Jahre und Jahrzehnte eingeimpfter Siegermentalität muss man Hellas in der Türkei alles zutrauen - auch wenn das Team nicht gerade zu den Fan-Favourites gehören wird. Erstaunlich, dass das Fehlen eines Mannes wie Theodoros Papaloukas überhaupt kein Grund zur Klage ist. Griechenland hat jede Menge erstklassige Schultern, auf welche die Last verteilt werden kann. Die Sperren gegen Antonis Fotsis und Sofoklis Schortsanitis sind ärgerlich, werden aber wohl nicht den Ausgang der Spiele gegen China und Puerto Rico verändern.
4. Argentinien
Alle Welt geht davon aus, dass die Südamerikaner nicht so stark sein werden. Warum eigentlich? Wegen der Absage von Manu Ginobili? Die schmerzt, keine Frage. Aber Argentinien hat jede Menge andere gute Leute dabei, angefangen bei den Big Men Fabricio Oberto und Luis Scola. Leonardo Gutierrez und Pablo Prigioni sind auch nicht zu verachten. Der Kader ist alles in allem recht alt, aber Erfahrung kann auch ein Trumpf sein. Argentinien weiß definitiv, wie man gewinnt. Auch wenn es manchmal nicht schön ist. Trotz Andres Nocionis kurzfristigem Ausfall bleiben die Gauchos die viertbeste Kraft, der Abstand zu den Top Drei ist allerdings größer geworden.
5. Slowenien
Eines der feinsten Teams der ganzen WM - wenn man nur mit sechs oder sieben Spielern spielen würde. Slowenien hat wirklich alles, was man braucht - Schnelligkeit, Härte, Treffsicherheit, Siegergen -, nur keine Tiefe im Kader. Dafür ist der Viertplatzierte der letzten EM in der Spitze besonders stark. Goran Dragic, Jaka Lakovic, Uros Slokar, Bostjan Nachbar: Sie alle sind internationale Superstars, denen man überhaupt nichts vormachen kann. An einem guten Tag ist das Halbfinale drin.
6. Türkei
Eigentlich ist mit diesem Team kein Blumentopf zu gewinnen. Hedo Türkoglu war mal ein guter NBA-Spieler, Ersan Ilyasova könnte einer sein, wenn er denn jeden Abend wollte. Mit Omer Asik und Semih Erden hat man im Frontcourt Talent, aber sonst? Selbst wenn diese vier plus Cenk Akyol auf Topniveau spielen, fehlt immer noch ein gescheiter Point Guard, und der ist nicht in Sicht. Aber: Mit dem Heimvorteil, der bei einem dermaßen enthusiastischen Publikum doppelt ins Gewicht fällt, ist alles möglich. Und wenn man Platz zwei erreicht, steht die Tür zum Viertelfinale weit offen.
7. Litauen
Linas Kleiza und seine Teamkollegen fahren nach eigener Aussage "mit niedrigen Erwartungen" zur WM. Und das nicht ohne Grund: Das Team ist natürlich sehr talentiert, etwas anderes kommt in Litauen auch gar nicht in Frage. Aber weil Robertas Javtokas der einzige Akteur ist, der die 30-Jahre-Grenze schon geknackt hat, bestehen Zweifel, ob die Unerfahrenheit dem Team nicht zum Verhängnis werden könnte. Zudem fehlt ein Aufbauspieler erster Güte. Trotzdem ist in Gruppe D Platz zwei Pflicht.
8. Serbien
Milos Teodosic: Zwei Spiele Sperre. Nenad Krstic: Drei Spiele Sperre. Wenn man bedenkt, dass damit die wichtigsten Spieler gegen Deutschland ausfallen, könnte man sich eine kleine Überraschung vorstellen. Die Psyche der Serben ist nach der peinlichen Massenschlägerei angeknackst, und noch mehr als bei den erfahrenen Griechen gilt für das junge Serbien: Mit wieviel Selbstvertrauen, Überzeugung und Zusammenhalt geht man in die WM?
Plätze 1-8: USA, eine Menge Europa und Südamerikas Topteam
Plätze 9-16: Das DBB-Team und etliche Fan-Favourites
Plätze 17-24: Afrika, Asien und Kiwi-Power
9. Kroatien
Die Kroaten haben überwiegend junge Leute dabei, die allerdings in europäischen Spitzenklubs angestellt sind. Mangelnde Erfahrung sollte eigentlich kein Faktor sein. Und dennoch hat man den Eindruck, dass sich das Team seit der hoffnungsvoll stimmenden Europameisterschaft allenfalls leicht verbessert hat. Roko-Leni Ukic soll eigentlich der kommende Star-Point-Guard des Bronzemedaillengewinners von 1994 sein. In der Tat bringt er die erforderlichen Anlagen mit. Aber dass er mehr als ein blinder Egoshooter ist, muss er noch beweisen.
10. Russland
Die Russen sind die vielleicht größte Wundertüte der WM. Das Team hat sich seit dem EM-Titel 2007 nur auf wenigen Positionen verändert, und trotzdem hat kaum einer die Sbornaja auf der Rechnung. Die Abwesenheit von Alleskönner Andrei Kirilenko wiegt natürlich schwer (international macht der Mann von den Utah Jazz jedes Team eine Klasse besser), und J.R. Holden ist inzwischen ein alter Mann. Aber das Potenzial ist unbestritten da, um für die eine oder andere Überraschung zu sorgen.
11. Deutschland
Ohne Dirk Nowitzki und Chris Kaman kann Coach Dirk Bauermann eigentlich nur die Entwicklung der jungen Talente wie Robin Benzing, Elias Harris und Tibor Pleiß vorantreiben und hoffen, dass unterwegs die eine oder andere Überraschung dabei herausspringt. Gegen Serbien sind die Chancen auf einen Sieg gestiegen. Und weil auch Australien nicht unschlagbar ist, scheint Platz zwei möglich. Damit würde man im Achtelfinale die USA und Slowenien vermeiden.
12. Brasilien
Man hätte Brasilien auf der Rechnung haben müssen. Mit Leandro Barbosa und Anderson Varejao hat man immer noch etablierte NBA-Stars dabei. Aber der kurzfristige Ausfall von Nene macht alles kaputt. Der Denver-Nuggets-Center bringt alles mit, was einen internationalen Weltklasse-Mann ausmacht: Er hat Lowpost-Moves, einen ordentlichen Wurf, ist schnell und beweglich und ein guter Rebounder. Angesichts des Gefälles im brasilianischen Team ist gar nicht zu ermessen, was sein Aus bedeutet. Im Achtelfinale droht ein Duell gegen Griechenland.
13. Kanada
Auf eins kann man sich bei den Kanadiern verlassen: Sie werden kämpfen bis zum Umfallen. Der kleine Bruder der USA befindet sich im Umbruch, aber deshalb sollte man das Team nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mit Joel Anthony (Miami Heat) hat Coach Leo Rautins einen etablierten NBA-Spieler dabei, Sohn Andy hat eine illustre College-Karriere an der Syracuse University hinter sich, an der er unter Jim Boeheim alles, wirklich alles über Zonenverteidigung gelernt hat. Und Big Man Robert Sacre war Mitspieler von Harris und der Schlüsselspieler von Gonzaga. Ein talentierter Mann, auf den man sich freuen kann. Allerdings waren etliche Spieler in der Vorbereitung angeschlagen.
14. Puerto Rico
Klar ist, dass die Mittelamerikaner schnell spielen müssen, wenn sie etwas reißen wollen. J.J. Barea und Carlos Arroyo sind die besten Spieler, die Puerto Rico hat - und beide sind nun wahrlich keine Riesen. Selbst Forward Renaldo Balkman, der dritte NBA-Spieler, hat im Fastbreak seine besten Momente. Dafür ist Peter John Ramos der einzige international brauchbare Big Man - zu wenig, um im Konzert der Großen mitspielen zu können. Überspitzt gesagt: Wer in zwei Spielen keine Chance gegen Deutschland hat, der wird bei einer WM maximal das Achtelfinale erreichen.
15. Frankreich
Was ist nur mit den Franzosen los? Bei vergangenen Turnieren galten sie stets als Geheimtipp, diesmal sind sie allenfalls als zweitklassig einzuschätzen. Schwer vorstellbar, dass sie mit einem der Spitzenteams mithalten können. Zum Glück ist die Gruppe D die schwächste, Spanien ist die einzige Weltmacht. Aber: Ohne Tony Parker, Ronny Turiaf und Joakim Noah ist dieser Mannschaft, die die Bezeichnung meist gar nicht verdient, alles zuzutrauen. Auch Pleiten gegen die hochmotivierten Kanadier und Neuseeländer.
16. Australien
Patty Mills und David Andersen? Das wird Spaß machen! Der pfeilschnelle Guard und der Center der Rockets sind die zentralen Figuren im Spiel der Aussies und werden so manchen Gegner vor Probleme stellen. Den Kampfgeist, die Teamchemie und die nötige Härte muss man bei einer australischen Mannschaft wohl gar nicht erst erwähnen. Man stelle sich vor, was mit Andrew Bogut und C.J. Bruton möglich gewesen wäre.
Plätze 1-8: USA, eine Menge Europa und Südamerikas Topteam
Plätze 9-16: Das DBB-Team und etliche Fan-Favourites
Plätze 17-24: Afrika, Asien und Kiwi-Power
17. Neuseeland
Kaum zu glauben, aber es ist erst acht Jahre her, seit die Kiwis bei einer WM im Halbfinale standen. Damals waren sie krasse Außenseiter, diesmal sieht es nicht anders aus. Aber wie bei Australien weiß man auch bei Neuseeland, was man bekommt: Kampf um jeden Ball, mentale Stärke und enthusiastische Fans, die den einen oder anderen Punkt ausmachen können. In der Spanien-Gruppe hat jedes Team Chancen auf das Achtelfinale. Sorgt Neuseeland nach der Fußball-Weltmeisterschaft auch beim Basketball für Furore?
18. Iran
Der Iran hat China als Nummer eins Asiens abgelöst - dank einer talentierten und ausgeglichen besetzten Truppe. Der serbische Coach Veselin Matic, der seit 2009 im Amt ist, brachte internationale Erfahrung unter anderem aus Polen und Deutschland mit. Einen gewissen Glamourfaktor bekommt das Team dank Hamed Haddadi, der zwar noch auf seinen Durchbruch bei den Memphis Grizzlies wartet, ohne Zweifel aber talentiert genug ist.
19. China
Die Chinesen dachten von sich selbst eigentlich, sie würden sich mal zu einer Basketball-Weltmacht entwickeln. Momentan sind sie davon wieder so meilenweit entfernt wie eh und je. Zumal Yao Ming nach seinem Fußbruch zu Recht auf das Turnier verzichtet, um fit in die NBA-Saison gehen zu können. Yi Jianlian ist ein klasse Mann, der in internationalen Spielen schon sein Können zeigen konnte. Sun Yue und Wang Zhizhi sind auch brauchbare Spieler. Wächst das Team über sich hinaus, ist Platz vier vor Puerto Rico vielleicht möglich. Im schlimmsten Fall aber auch Platz 6 hinter der Elfenbeinküste.
20. Angola
Angola ist für Afrika, was die USA für die ganze Welt sind - und noch mehr. Der Staat an der Südwestküste des Kontinents gewinnt bei den kontinentalen Meisterschaften seit Jahren alles. Die letzte Niederlage kassierte Angola 2001, 1997 gewann man zuletzt nicht Gold. Bei einer WM ist das alles freilich nichts wert. Und da kein Spieler Erfahrung in Europa oder gar den USA hat, wird Angola keine Rolle bei den Kämpfen um die ersten vier Plätze der Gruppe A spielen.
21. Libanon
Im Libanon ist Basketball Volkssport, und auch in diesem Jahr hat der kleine Staat eine schlagkräftige Truppe beisammen. Sie werden sich keinem Gegner kampflos ergeben und sicherlich auch das eine oder andere Team ärgern können. Aber ob es für einen Sieg reicht? Gegen Angola hat man wahrscheinlich die besten Chancen.
22. Tunesien
Die Nordafrikaner sind zum ersten Mal dabei - und heiß wie Frittenfett. Coach Adel Tlatli ist ihr größter Trumpf: Der 52-Jährige ist ein unglaublicher Enthusiast und hat innerhalb weniger Jahre den tunesischen Basketball komplett umgekrempelt. Kapitän Amine Rzig, Spielmacher Marouan Kechrid und Center-Talent Salah Mejeri sind Namen, auf die man achten könnte. Aber insgesamt fehlt es an Größe und internationaler Klasse. Platz 5 in der Gruppe B wäre eine tolle Sache.
23. Elfenbeinküste
Die Ivorer haben eine junge und hungrige Truppe beisammen. Die meisten Talente spielen irgendwo in Europa, wenn auch nicht bei den Spitzenklubs. Drei weitere Akteure schnüren für amerikanische College-Teams die Schuhe. Klingt vielversprechend, ist es auch. Aber diese WM kann für so ein junges Team nicht mehr sein als ein tolles Erlebnis, aus dem man lernen will. Würde man vor den Chinesen auf Platz 5 landen, hätte man eine dicke Überraschung geschafft.
24. Jordanien
Jordanien hat keinerlei internationale Erfahrung und kaum Spielpraxis, nachdem sich der nationale Verband im letzten Jahr auflöste. Und trotzdem ist man nun erstmals bei einer WM dabei. Der portugiesische Coach Mario Palma macht's möglich: Er hat seinen Jungs gezeigt, dass mit Willen, harter Arbeit und Teamgeist vieles möglich ist. Ein Sieg in der Türkei allerdings nicht.
Plätze 1-8: USA, eine Menge Europa und Südamerikas Topteam
Plätze 9-16: Das DBB-Team und etliche Fan-Favourites
Plätze 17-24: Afrika, Asien und Kiwi-Power
Der Spielplan der WM 2010 in der Türkei