SPOX: Kanye West hat sich aber noch nicht bei Ihnen gemeldet, nachdem Sie sich via Twitter kritisch über seinen Auftritt bei den Grammys geäußert hatten?
Renfroe: (lacht) Nein, aber selbst wenn, müsste ich das mit Kanye besprechen. So sehe ich die ganze Sache nun mal (lacht).
SPOX: Zurück zum Sportlichen. Nach Jonathan Tabus Verletzung kamen Sie erst relativ spät nach Berlin. Wie schwer war es da für Sie, sich einzugliedern?
Renfroe: Das ist mit das schwerste im Basketball. Ich bin schon häufiger spät zu Teams gestoßen. Da hat sich Gruppe dann bereits gefunden. Das erschwert es. Je später du kommst, desto schwieriger wird es. Diesmal war es deshalb nicht ganz so schwierig wie bei einigen meiner Stationen in der Vergangenheit, da ich doch noch verhältnismäßig früh zum Team kam, sogar noch vor dem ersten offiziellen Spiel. Das hat es mir deutlich erleichtert, mich zu integrieren und meine Nische zu finden.
SPOX: Sie sagen, dass es schwer ist, sich zu integrieren, wenn man spät zum Team stößt. Wie gehen Sie das Problem an?
Renfroe: Du musst einfach du selbst sein. Dann sehen die Leute, wie du wirklich bist. Und wenn sie das tun, ist es für sie viel leichter, das zu akzeptieren und zu respektieren. Denn das ist das wichtigste, wenn du neue Teamkollegen bekommst. Sie müssen dich respektieren und umgekehrt. Ist das erstmal der Fall, ergibt sich alles andere. Sowohl die zwischenmenschlichen Beziehungen als auch das gemeinsame Spiel.
SPOX: Die Teamkollegen müssen also wissen, mit wem sie es zu tun haben?
Renfroe: Genau. Sobald sie dich kennen, wissen wie du bist, ist es für sie einfacher, sich zu öffnen.
SPOX: Am Ende hätte Ihr Engagement in Berlin aber bereits wieder beendet sein können. Sie unterschrieben ja zunächst nur für gut vier Monate. Was halten Sie grundsätzlich von solchen Kurzzeitverträgen?
Renfroe: Du hast natürlich nicht diese Sicherheit, aber wie immer gibt es eine positive und eine negative Seite. Ich war auch schon an Orten, an denen ich mich nicht wohlgefühlt habe, die ich nicht mochte. Da wäre es schön gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass ich nur für vier Monate dort bin und die Situation danach neu beurteilen kann. Natürlich fehlt die Sicherheit, aber dafür bist du flexibler. Am Ende versuche ich ohnehin, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, und mich nicht zu sehr von einer Sache stressen zu lassen. Wenn es irgendwo nicht läuft, nehme ich das an und versuche, das Beste daraus zu machen.
SPOX: Aber ist es nicht schwierig, mit dieser Unsicherheit umzugehen?
Renfroe: Durchaus. Es kann schon stressig sein. Verletzungen können beispielsweise immer wieder vorkommen. Darüber mache ich mir aber keine Gedanken. Ich bin ein positiver Mensch und denke, dass am Ende alles so kommt, wie es kommen soll.
SPOX: Sind Sie eigentlich eher ein Typ, der gern umzieht, Neues kennenlernt? Alba ist schließlich bereits Ihre siebte Station in Europa.
Renfroe: Ich genieße das eher. Es ist schön, immer wieder neue Dinge kennenzulernen. Klar war ich schon an Orten, an denen ich weniger glücklich war, dafür war ich auch an Orten, an denen ich sehr glücklich war. Du kannst Hochs nur genießen, wenn du auch mal unten warst. Deshalb ist das für mich persönlich sehr wertvoll.
SPOX: Vom College gingen Sie direkt nach Lettland. War das nicht ein kleiner Schock?
Renfroe: Das erste Jahr war schon sehr anders (lacht). Ich war zuvor ja noch nie von meiner Familie getrennt und auf mich allein gestellt. Es war weniger die Kultur als der Abstand zu meiner Familie. Das war das Schwierigste. Ich kann mich relativ gut an neue Kulturen oder Menschen anpassen, das genieße ich am Leben. Unterschiedliche Leute, neue Kulturen kennenlernen. Der Schock für mich war eher, dass ich plötzlich von meiner Familie getrennt war (lacht).
SPOX: Wie geht man damit um?
Renfroe: Klar habe ich häufig mit meiner Familie gesprochen, aber ich hatte auch viele Teamkollegen, mit denen ich sehr eng war. Zwischen den Trainingseinheiten haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Denn es war auch für sie das erste Jahr fern der Heimat. Das hat uns ungemein zusammengeschweißt. Deshalb sind diese Jungs bis heute sehr gute Freunde geblieben. Wir haben uns im Grunde gegenseitig durch die schwere Anfangszeit geholfen. Es hilft einfach, wenn du dich gegenseitig in die Situation des anderen versetzen kannst.
SPOX: Der Verbleib in den USA wäre wohl schwierig geworden, nachdem es mit der NBA nichts wurde - und das, obwohl Sie 2009, ihrem letzten College-Jahr, zum Atlantic Conference Player of the Year gewählt wurden. Enttäuscht?
Renfroe: Nein, überhaupt nicht. Ich habe nie erwartet, es in die NBA zu schaffen. Ich habe auch nicht erwartet, irgendwann hier zu sein. Das ist so etwas wie die Geschichte meines Basketballlebens. Die Erwartungen an mich waren immer gering. Niemand erwartete, dass ich es ans College schaffe, niemand, dass ich Profi werde. Deshalb war es auch nicht schlimm, dass es mit der NBA nicht geklappt hat. Ich war weder überrascht noch verletzt. Es hat mich eigentlich überhaupt nicht berührt (lacht).
SPOX: Haben Sie dennoch bei einigen Teams vorgespielt?
Renfroe: Überhaupt nicht. Ich hatte weder Workouts noch habe ich mit Teams gesprochen. Warum, weiß ich nicht. Es sollte nicht sein, aber das ist überhaupt kein Problem. Natürlich wäre es schön gewesen, diese Erfahrung zu machen, aber so ist es vollkommen Ok.
SPOX: Am Wochenende steht nun das Final Four der March Madness an. Verfolgen Sie den Basketball in der Heimat noch wie viele andere Kollegen in Europa?
Renfroe: Nicht wirklich. Ich beschäftige mich kaum noch mit dem College-Basketball. Generell sehe ich mir selten Sport an - nur hin und wieder sonntags die NFL.
SPOX: Ist das ein Weg, in Ihrer Freizeit vom Sport wegzukommen und abzuschalten?
Renfroe: Durchaus. Ich versuche tatsächlich, Basketball und mein Privatleben zu trennen. Sobald ich nicht Basketball spiele, bin ich deshalb komplett davon weg davon. Ich bin dann zu Hause, entspanne mit meiner Frau, meiner Mutter, meiner Familie. Das ist mir sehr wichtig. Jeder braucht hin und wieder eine Pause.