"Müsste ich mit Kanye besprechen"

Max Marbeiter
02. April 201515:10
Alex Renfroe spielt mit Alba bislang eine starke Saisonimago
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Droht Alex Renfroe etwa Ärger mit Kanye West? Alba Berlins Point Guard erklärt im SPOX-Interview augenzwinkernd, weshalb sich Kanye an ihn wenden könnte. Außerdem spricht Renfroe über Schwierigkeiten eines spät Verpflichteten, die Auswüchse der sozialen Medien und Probleme nach dem College. Zu Beginn: Albas anstehendes Spiel gegen Panathinaikos Athen (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) um den Einzug in die Playoffs der Turkish Airlines Euroleague.

SPOX: Mr. Renfroe, das vorentscheidende Spiel gegen Panathinaikos steht an. Ist vor solch einem wichtigen Spiel - Alba hat immerhin die Chance, als erstes deutsche Team überhaupt in die Euroleague-Playoffs einzuziehen - etwas anders? Ist die Einstellung eine andere? Bereitet man sich noch intensiver vor?

Alex Renfroe: Nein, das nicht. Beim letzten Mal haben wir uns gegen sie sehr viele Turnover geleistet. Das wollen wir nun natürlich ändern. Unser Gameplan steht.

SPOX: Apropos Gameplan. Passen Sie sich für jedes Team neu an oder sagen Sie: "Das ist unsere Art zu spielen und die anderen müssen herausfinden, wie sie damit klar kommen"?

Renfroe: Es ist eine Mischung. Mit Blick auf unsere Fehler aus dem Hinspiel nehmen wir natürlich Veränderungen vor. Normalerweise spielen wir aber immer so, wie wir sonst auch spielen. Wir fügen nur einige Details hinzu, passen uns ein wenig an.

SPOX: Vor den Top 16 hatten Sie noch gegen keines der Topteams gewonnen, dann direkt am ersten Spieltag den FC Barcelona besiegt. Hat der Sieg Ihnen am Ende den ganz großen Respekt genommen?

Tibor Pleiß im SPOX-Interview

Renfroe: Grundsätzlich einmal musst du immer daran glauben, dass du mit wirklich jedem mithalten kannst. Der Sieg gegen Barcelona hat uns aber definitiv geholfen, uns zusätzliches Selbstvertrauen verliehen. Da haben wir gesehen, dass wir auch wirklich mit den ganz Großen mithalten können. Nach einem solchen Spiel fängst du aber dennoch wieder von vorne an. Das nächste Spiel haben wir dann beispielsweise gegen Zalgiris verloren. Da zählte der Sieg gegen Barca nicht mehr.

SPOX: Es macht den Anschein, als sei das Team eine echte Einheit. Was macht dieses Alba-Team so speziell?

Renfroe: Es passt einfach. Wir verbringen auch außerhalb des Trainings sehr viel Zeit miteinander, unterhalten uns viel. Es herrscht eine sehr gute Atmosphäre. Wir unterstützen uns gegenseitig, stehen füreinander ein. Es ist wirklich eine spezielle Gruppe. Ich habe schon für viele Teams gespielt, aber nie für ein Team, das so gut miteinander ausgekommen ist. Egal, wer mit wem etwas macht, wir verstehen uns insgesamt. Es gibt keine Grüppchen. Das ist einzigartig und vereinfacht das Spiel auf dem Court.

Das Top 16 im Überblick

SPOX: In der NBA sagte Kevin Love kürzlich, dass er und LeBron James nicht beste Freunde seien, was wiederum eine Diskussion lostrat, ob Teamkollegen grundsätzlich befreundet sein müssten, um Erfolg zu haben. Was halten Sie davon? SPOX

Renfroe: Naja, ich sehe das so: Wenn du zur Arbeit kommst, zählt die Arbeit und sonst nichts. Da musst du professionell sein, egal wie gut du dich mit diesem oder jenem verstehst. Andererseits hilft es schon, wenn Teamkollegen untereinander befreundet sind. So achten sie mehr aufeinander, wollen das Beste für ihre Mitspieler. Das führt wiederum zu selbstlosem Spiel und selbstlosem Umgang, was ein wichtiger Faktor ist. Aber noch mal: Man muss sich einfach professionell verhalten und sollte sich nicht von Beziehungen in seiner Arbeit beeinflussen lassen.

SPOX: Mit Sasa Obradovic besitzt Alba einen sehr impulsiven Coach. Ist das manchmal schwierig?

Renfroe: Nein, das nicht. Natürlich hat alles seine positiven und negativen Seiten. In manchen Situationen hilft es vielleicht nicht unbedingt, wenn der Coach zu impulsiv ist, aber du weißt ja, wie er ist und erwartest es deshalb. Es ist wie immer im Leben. Du musst dich anpassen und die positiven Dinge betrachten. Coach Obradovic' Intensität steigert schließlich ja auch unsere Intensität.

SPOX: Kürzlich wurde es zwischen Ihnen beiden ein wenig zu intensiv. Gegen Oldenburg leisteten Sie sich eine kurze Schubserei. Am Ende können solche Dinge aber sicherlich passieren, wenn es auf dem Court hoch hergeht, man das Spiel unbedingt gewinnen will. Hat ein kurzes Gespräch das Problem beseitigt?

Renfroe: Absolut. Über solche Dinge musst du sofort sprechen. Es ist passiert, wir sind es direkt angegangen und haben das Problem aus der Welt geschafft.

SPOX: Haben Öffentlichkeit, Medien und auch die BBL, die Sie beide für je ein Spiel sperrte und mit einer Geldstrafe belegte, das Ganze dennoch ein wenig zu sehr aufgebauscht?

Renfroe: Um ehrlich zu sein: ja. Andererseits musste die Liga etwas tun, um zu zeigen, dass sie die Kontrolle über eine solche Situation hat. Die Medien haben es aber einfach zu sehr aufgebauscht. Für Coach Obradovic und mich war der Vorfall schnell erledigt. Und um nichts anderes geht es doch.

SPOX: Ist das aber nicht ein Problem unserer Zeit? Durch das Internet und die sozialen Medien werden Dinge schließlich sehr schnell aufgebauscht und man verliert ein wenig die Kontrolle.

Renfroe: Definitiv (lacht). Das kennen wir mittlerweile alle. Wegen der sozialen Medien bekommen Dinge, die du tust oder sagst, schnell eine eigene Dynamik. Du musst deshalb einfach die Dinge tun, zu denen du auch stehen kannst.

SPOX: Sie sind auf Twitter sehr aktiv. Ist das für Sie eine Möglichkeit, einiges durch eigene Aussagen selbst doch noch ein wenig zu kontrollieren, Ihre Meinung offen zu äußern?

Renfroe: Durchaus. Ich weiß jetzt nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber ich bin einfach ein sehr offener Typ. Das wird sich nie ändern. Ich habe zu vielen Dingen eine Meinung und äußere sie dann auch. Ich bin ein eigensinniger Typ. Und Social Media ist nun mal ein Ort, an dem du dich ausdrücken kannst. Klar muss man aufpassen, was man sagt. Denn, da gebe ich Ihnen Recht, Dinge werden schnell aufgebauscht oder gegen dich verwendet. Aber ich bin einfach offen und werde deshalb nichts sagen, dem ich nicht zustimme oder zu dem ich nicht stehe. Wenn ich dann mit den Konsequenzen für etwas leben muss, an das ich glaube, ist das für mich Ok.

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SPOX: Kanye West hat sich aber noch nicht bei Ihnen gemeldet, nachdem Sie sich via Twitter kritisch über seinen Auftritt bei den Grammys geäußert hatten?

Renfroe: (lacht) Nein, aber selbst wenn, müsste ich das mit Kanye besprechen. So sehe ich die ganze Sache nun mal (lacht).

SPOX: Zurück zum Sportlichen. Nach Jonathan Tabus Verletzung kamen Sie erst relativ spät nach Berlin. Wie schwer war es da für Sie, sich einzugliedern?

Renfroe: Das ist mit das schwerste im Basketball. Ich bin schon häufiger spät zu Teams gestoßen. Da hat sich Gruppe dann bereits gefunden. Das erschwert es. Je später du kommst, desto schwieriger wird es. Diesmal war es deshalb nicht ganz so schwierig wie bei einigen meiner Stationen in der Vergangenheit, da ich doch noch verhältnismäßig früh zum Team kam, sogar noch vor dem ersten offiziellen Spiel. Das hat es mir deutlich erleichtert, mich zu integrieren und meine Nische zu finden.

SPOX: Sie sagen, dass es schwer ist, sich zu integrieren, wenn man spät zum Team stößt. Wie gehen Sie das Problem an?

Renfroe: Du musst einfach du selbst sein. Dann sehen die Leute, wie du wirklich bist. Und wenn sie das tun, ist es für sie viel leichter, das zu akzeptieren und zu respektieren. Denn das ist das wichtigste, wenn du neue Teamkollegen bekommst. Sie müssen dich respektieren und umgekehrt. Ist das erstmal der Fall, ergibt sich alles andere. Sowohl die zwischenmenschlichen Beziehungen als auch das gemeinsame Spiel.

SPOX: Die Teamkollegen müssen also wissen, mit wem sie es zu tun haben?

Renfroe: Genau. Sobald sie dich kennen, wissen wie du bist, ist es für sie einfacher, sich zu öffnen.

SPOX: Am Ende hätte Ihr Engagement in Berlin aber bereits wieder beendet sein können. Sie unterschrieben ja zunächst nur für gut vier Monate. Was halten Sie grundsätzlich von solchen Kurzzeitverträgen?

Renfroe: Du hast natürlich nicht diese Sicherheit, aber wie immer gibt es eine positive und eine negative Seite. Ich war auch schon an Orten, an denen ich mich nicht wohlgefühlt habe, die ich nicht mochte. Da wäre es schön gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass ich nur für vier Monate dort bin und die Situation danach neu beurteilen kann. Natürlich fehlt die Sicherheit, aber dafür bist du flexibler. Am Ende versuche ich ohnehin, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, und mich nicht zu sehr von einer Sache stressen zu lassen. Wenn es irgendwo nicht läuft, nehme ich das an und versuche, das Beste daraus zu machen.

SPOX: Aber ist es nicht schwierig, mit dieser Unsicherheit umzugehen?

Renfroe: Durchaus. Es kann schon stressig sein. Verletzungen können beispielsweise immer wieder vorkommen. Darüber mache ich mir aber keine Gedanken. Ich bin ein positiver Mensch und denke, dass am Ende alles so kommt, wie es kommen soll.

SPOX: Sind Sie eigentlich eher ein Typ, der gern umzieht, Neues kennenlernt? Alba ist schließlich bereits Ihre siebte Station in Europa.

Renfroe: Ich genieße das eher. Es ist schön, immer wieder neue Dinge kennenzulernen. Klar war ich schon an Orten, an denen ich weniger glücklich war, dafür war ich auch an Orten, an denen ich sehr glücklich war. Du kannst Hochs nur genießen, wenn du auch mal unten warst. Deshalb ist das für mich persönlich sehr wertvoll.

SPOX: Vom College gingen Sie direkt nach Lettland. War das nicht ein kleiner Schock?

Renfroe: Das erste Jahr war schon sehr anders (lacht). Ich war zuvor ja noch nie von meiner Familie getrennt und auf mich allein gestellt. Es war weniger die Kultur als der Abstand zu meiner Familie. Das war das Schwierigste. Ich kann mich relativ gut an neue Kulturen oder Menschen anpassen, das genieße ich am Leben. Unterschiedliche Leute, neue Kulturen kennenlernen. Der Schock für mich war eher, dass ich plötzlich von meiner Familie getrennt war (lacht).

SPOX: Wie geht man damit um?

Renfroe: Klar habe ich häufig mit meiner Familie gesprochen, aber ich hatte auch viele Teamkollegen, mit denen ich sehr eng war. Zwischen den Trainingseinheiten haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Denn es war auch für sie das erste Jahr fern der Heimat. Das hat uns ungemein zusammengeschweißt. Deshalb sind diese Jungs bis heute sehr gute Freunde geblieben. Wir haben uns im Grunde gegenseitig durch die schwere Anfangszeit geholfen. Es hilft einfach, wenn du dich gegenseitig in die Situation des anderen versetzen kannst.

SPOX: Der Verbleib in den USA wäre wohl schwierig geworden, nachdem es mit der NBA nichts wurde - und das, obwohl Sie 2009, ihrem letzten College-Jahr, zum Atlantic Conference Player of the Year gewählt wurden. Enttäuscht?

Renfroe: Nein, überhaupt nicht. Ich habe nie erwartet, es in die NBA zu schaffen. Ich habe auch nicht erwartet, irgendwann hier zu sein. Das ist so etwas wie die Geschichte meines Basketballlebens. Die Erwartungen an mich waren immer gering. Niemand erwartete, dass ich es ans College schaffe, niemand, dass ich Profi werde. Deshalb war es auch nicht schlimm, dass es mit der NBA nicht geklappt hat. Ich war weder überrascht noch verletzt. Es hat mich eigentlich überhaupt nicht berührt (lacht).

SPOX: Haben Sie dennoch bei einigen Teams vorgespielt?

Renfroe: Überhaupt nicht. Ich hatte weder Workouts noch habe ich mit Teams gesprochen. Warum, weiß ich nicht. Es sollte nicht sein, aber das ist überhaupt kein Problem. Natürlich wäre es schön gewesen, diese Erfahrung zu machen, aber so ist es vollkommen Ok.

Maik Zirbes im SPOX-Interview

SPOX: Am Wochenende steht nun das Final Four der March Madness an. Verfolgen Sie den Basketball in der Heimat noch wie viele andere Kollegen in Europa?

Renfroe: Nicht wirklich. Ich beschäftige mich kaum noch mit dem College-Basketball. Generell sehe ich mir selten Sport an - nur hin und wieder sonntags die NFL.

SPOX: Ist das ein Weg, in Ihrer Freizeit vom Sport wegzukommen und abzuschalten?

Renfroe: Durchaus. Ich versuche tatsächlich, Basketball und mein Privatleben zu trennen. Sobald ich nicht Basketball spiele, bin ich deshalb komplett davon weg davon. Ich bin dann zu Hause, entspanne mit meiner Frau, meiner Mutter, meiner Familie. Das ist mir sehr wichtig. Jeder braucht hin und wieder eine Pause.

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