"Final Four sollte der Anspruch sein"

Jordi Bertomeu (M.) mit Final-Four-MVP Andres Nocioni, dahinter König Felipe von Spanien
© getty

Um die positive Entwicklung der Turkish Airlines Euroleague fortzusetzen, beschreitet CEO Jordi Bertomeu ganz neue Wege. Im SPOX-Interview spricht der 56-Jährige über die Gründe für die neue Partnerschaft mit der Telekom, das Final Four 2016 in Berlin und die Gründe für Bayerns Wildcard. Darüber hinaus erklärt er, weshalb der neugegründete Europe Cup keine Konkurrenz für die Euroleague darstellt - und wieso eine Einigung mit der FIBA im Kalenderstreit immer noch in weiter Ferne liegt.

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SPOX: Herr Bertomeu, nachdem SPOX und die Turkish Airlines Euroleague im Vorjahr eine Premium Media Partnerschaft geschlossen haben, gaben Sie nun den neuen Broadcaster für Deutschland bekannt: Zukünftig wird die Deutsche Telekom die Euroleague übertragen. Was können Sie uns zum telekombasketball.de-Deal sagen?

Jordi Bertomeu: Es ist erst einmal ein Vertrag über ein Jahr, der aber für zwei weitere Jahre verlängert werden kann, wenn beide Seiten zufrieden sind - wovon ich ausgehe. Die Deutsche Telekom wird für uns sämtliche Spiele aller deutschen Mannschaften produzieren und sie ausstrahlen, sowohl Heim als auch Auswärtsspiele. Und selbst wenn kein deutsches Team ins Top 16 kommt, was ich nicht hoffe, wird die Telekom ein Spiel pro Woche übertragen.

SPOX: In der Vergangenheit war es Ihnen sehr wichtig, einen deutschen Partner im Free-TV zu finden. Wird die Telekom nun exklusiver Partner sein?

Bertomeu: Deutschland ist für uns ein sehr wichtiger Markt, in dem wir die Euroleague weiter vorantreiben wollen. Das ist uns in den vergangenen Jahren auch sehr gut gelungen, dank der guten Zusammenarbeit mit der BBL und den Klubs. Deshalb wird ein Partner im Free-TV auch weiterhin sehr wichtig für uns sein.

SPOX: Mit SPOX oder auch der L'Equipe in Frankreich hat die Euroleague digitale Partner gefunden. Dass die Euroleague in Deutschland über die Telekom vorerst rein digital ausgestrahlt wird, ist ein neuer Weg. Ist es der Weg, den auch andere Sportarten werden gehen müssen - alle außer Fußball?

Bertomeu: Es ist zu früh, um das mit Bestimmtheit zu sagen. Wir müssen die Struktur unserer Märkte verstehen, und da ist Deutschland einfach ganz anders als etwa Frankreich, Spanien oder auch Griechenland. Uns digital breit aufzustellen, ist sehr wichtig, weil der Sport in Zukunft zu einem immer größeren Teil auf digitalem Weg konsumiert werden wird. In diesem Zusammenhang ist unsere Partnerschaft mit der Telekom und natürlich SPOX sehr wichtig.

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SPOX: Werden andere Märkte mitziehen?

Bertomeu: Das wird man sehen, aber Deutschland ist in vielerlei Hinsicht ein Einzelfall: Im Hinblick auf das öffentliche Interesse gibt es gleich mehrere Sportarten, die mit Basketball konkurrieren: Erst kommt König Fußball, danach kämpfen Basketball, Handball und Eishockey um Platz zwei. Deshalb sind hier digitale Partner der Schlüssel, während wir in Griechenland oder der Türkei mit unseren traditionellen TV-Partnern die größte Reichweite erzielen. Man kann diese Strukturen, diese Märkte nicht vergleichen, deshalb müssen wir gerade in Deutschland flexibel sein. Immer mit dem einen Ziel vor Augen: so viele Fans wie möglich zu erreichen.

SPOX: Einen Schwung könnte auch das Final Four 2016 in Berlin verleihen. Hat Sie der Zuschauerzuspruch in der EM-Vorrunde bei der Entscheidung bestätigt, die Finalrunde in der deutschen Hauptstadt auszurichten?

Bertomeu: Wir brauchten keine Bestätigung, weil wir um die Stärken von Berlin wissen. Wir hatten dort schon 2009 ein Final Four, wir haben mit Alba einen großen Klub, wir kennen die Stadt, die Infrastruktur und natürlich die fantastischen Fans. Berlin ist ein attraktiver Austragungsort für Euroleague-Anhänger in aller Welt. 2009 war ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Euroleague, wir hoffen auf den gleichen Erfolg im kommenden Jahr.

SPOX: Da fehlt aus deutscher Sicht eigentlich nur ein deutsches Team im Final Four. Bayern-Manager Marko Pesic sagte im Interview mit SPOX, dass der FCB in spätestens zwei oder drei Jahren um die Top 8 mitspielen will - wenn nicht sogar schon um das Final Four. Ist das realistisch?

Bertomeu: Auf jeden Fall. Niemand kann bestreiten, wie sich die deutschen Klubs in der Euroleague in den letzten Jahren verbessert haben. Das ist keinem anderen Land gelungen. Vor vier oder fünf Jahren war es noch ein Traum, in der letzten Saison war Alba schon ganz nah dran. Die türkischen Teams haben es vorgemacht und sich in die Spitzengruppe gekämpft, warum also nicht auch die deutschen? Es sollte der Anspruch sein, dass in jedem Jahr mindestens ein BBL-Klub um das Final Four mitspielt - und diese Mentalität ist in Deutschland auch zu beobachten.

SPOX: Alba hat sich in der Vergangenheit hervorragend in der Euroleague verkauft, trotzdem haben Sie sich bei der Vergabe der Wildcard für Bayern und gegen Berlin entschieden. Hat Ihnen diese Entscheidung schlaflose Nächte beschert?

Bertomeu: So etwa ist immer schwer, und bei einem Team wie Alba, das ganz klar Euroleague-Kaliber hat, natürlich ganz besonders. Wir versuchen in unseren Entscheidungen konsistent zu sein und einheitliche Maßstäbe anzulegen. Bayern München und Alba Berlin sind die größten Märkte, doch wenn der deutsche Meister nicht von dort kommt, haben wir nur eine Wildcard. Wir konnten keine zwei Wildcards vergeben und Bayern hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als Alba. Das hat Alba auch verstanden, weil unsere Vorgehensweise die gleiche war wie zu Zeiten, als sie unsere Wildcards bekommen haben. Aber natürlich verstehen wir, dass sie enttäuscht sind.

Seite 1: Bertomeu über den Telekom-Deal, den deutschen Markt und Bayerns Wildcard

Seite 2: Bertomeu über World Tour, Europe Cup und den Kalenderstreit mit der FIBA

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