"Ich kenne Maodo Lo sehr gut"

Marko Pesic zieht seit 2011 bei Bayern München die Fäden
© getty

Die Bayern-Basketballer hoffen auf eine denkwürdige Euroleague-Saison - und danach sollen spektakuläre Auftritte in den USA folgen. FCB-Geschäftsführer Marko Pesic verrät bei SPOX exklusiv seinen NBA-Double-Header-Plan im Sommer 2016 und definiert einen Zeitplan, bis wann die Bayern in Europas Spitze ankommen müssen. Dafür soll die Mannschaft verstärkt werden - und Maodo Lo steht im Fokus des Ex-Nationalspielers. Außerdem verrät Pesic, wer der logische Nachfolger für Bundestrainer Chris Fleming ist.

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SPOX: Vor sechs Monaten haben Sie im SPOX-Interview erstmals über die Pläne des FC Bayern gesprochen, mit der NBA enger zusammenzuarbeiten. Wurden die Pläne seitdem konkreter? Wann treten die Bayern gegen ein NBA-Team an?

Marko Pesic: Es gab bereits in der vergangenen Saison konkrete Überlegungen. Das neue Bayern-Büro liegt in New York zwei, drei Blocks von der NBA-Zentrale entfernt und Rudolf Vidal, der Managing Director in den USA vor Ort, pflegt ohnehin sehr gute Kontakte zur Liga. Entsprechend lag es auf der Hand, zügig gemeinsame Pläne zu schmieden und wir hätten fast einen Zeitplan für diesen Sommer verabschieden können, unter anderem mit einem Spiel gegen die Oklahoma City Thunder. Am Ende war die Zeit zu knapp. Wir hätten gerne zwei Partien in den USA absolviert, eines davon an der Ostküste - doch das war organisatorisch nicht umsetzbar. Daher vertagen wir das auf die kommende Saison. Wir sind in der Planungsphase, welche NBA-Klubs neben Oklahoma City im Sommer oder Herbst 2016 Interesse haben könnten, und wenn wir sie gefunden haben, sprechen wir das mit der BBL und der Euroleague ab. Es ist ganz klar unser Ziel, 2016 in die USA zu reisen und gegen zwei NBA-Teams anzutreten.

SPOX: Welche strategische Überlegung steckt hinter den USA-Plänen? Würde ein Spiel in Deutschland für Bayern-Basketball nicht mehr Aufmerksamkeit erzeugen?

Pesic: Sicherlich - aber wir sehen uns als Teil des gesamten Vereins und wir wollen dabei helfen, die Internationalisierung der Marke "FC Bayern" voranzutreiben. Im letzten Sommer waren die Fußballer um Pep Guardiola und im letzten Winter die Fußball-Frauen in den USA. Daher macht es Sinn, dass wir Basketballer ebenfalls Präsenz zeigen. Zumal der Basketball in den für den FC Bayern relevanten Märkten - Amerika und China - sehr dominant ist. Und für uns Basketballer hätte der US-Trip ebenfalls einen großen Mehrwert: Sportlich können wir uns gleich zweimal statt nur einmal mit einem NBA-Team messen. Und organisatorisch können wir aus erster Hand erfahren, wie die NBA Events veranstaltet und den Basketball inszeniert.

SPOX: Lapidar gefragt: Warum ist die NBA daran interessiert, die Bayern-Basketballer herüberzuholen?

Pesic: Für die NBA ist der deutsche Markt hochinteressant, vor allem im Bereich Gaming und Merchandising. Deswegen will die NBA angreifen und sieht in uns offenbar den richtigen Partner, was uns sehr freut. Wir haben in der NBA-Zentrale super Gespräche geführt und jetzt geht es an die Konkretisierung.

SPOX: Ein NBA-Gastspiel in München wiederum gilt als unrealistisch. Anders als Alba Berlin mit der Mercedes-Benz Arena verfügen Sie über keine adäquate Halle. Und die Idee, in die Allianz-Arena auszuweichen, dürfte wegen des Fehlens eines verschließbaren Dachs nur schwierig umsetzbar sein. Gibt es einen neuen Status bezüglich des Baus einer neuen Halle unter Führung von Red Bull? Es wird seit langem darüber gesprochen, getan hat sich wenig.

Pesic: Es gibt keinen neuen Status. Ich weiß nicht, wann die neue Halle fertig wäre. Ich bezweifle stark, dass vor 2019 etwas bezugsfertig ist. Dennoch ist es möglich, dass uns ein NBA-Team in der Zukunft besucht. Die Münchner Olympiahalle ist ja keine Schulturnhalle. Und München an sich ist ein guter Standort für die NBA, weil man bei uns nicht nur den deutschen Markt, sondern die naheliegenden Märkte in der Schweiz, Österreich, Italien und Tschechien ansprechen kann. Ich will nicht ausschließen, dass der FC Bayern mittelfristig in der Olympiahalle gegen ein NBA-Team spielt.

SPOX: Neben der NBA will sich auch die Turkish Airlines Euroleague in Deutschland etablieren. Wie sehen Sie die Chancen?

Pesic: Dass in dieser Saison das Final Four in Deutschland stattfindet, ist der richtige Schritt. Und es wäre eine Riesengeschichte, wenn ein deutscher Klub im eigenen Land vertreten sein könnte. Mal schauen, ob es realistisch ist. Wir sehen anhand der Resonanz unserer Fans, dass die Euroleague mittlerweile eine immens große Rolle spielt, von daher macht die Liga vieles richtig. Jetzt sind wir deutschen Klubs gefragt, mit guten Ergebnissen das Interesse an der Euroleague zu steigern. Die Euroleague wird sich nur etablieren, wenn deutsche Klubs regelmäßig in den Top 8 oder im Final Four vertreten sind. Da sind wir als Klubs gefragt, unseren Teil beizutragen.

SPOX: Mit welchem Ziel startet der FC Bayern in die Euroleague-Saison? Kann er sogar das Final Four in Berlin erreichen?

Pesic: Was Kiel im Handball seit Jahren gelingt, ist unser Ansporn. Ob schon diese Saison? Das wäre wohl vermessen. Aber spätestens in zwei, drei Jahren sollten wir soweit sein, beständig um die Top 8 zu spielen und vielleicht auch mal um das Final Four.

SPOX: Woher die Zuversicht? Erinnern Sie sich etwa an 2013/14 und Maccabi?

Pesic: Genau. Vor zwei Jahren standen wir in den Top 16 und verloren am Ende beide Spiele ganz knapp gegen Maccabi. Wenn wir sie gewonnen hätten, was absolut möglich war, wären wir wohl ins Top 8 eingezogen. Wir waren auf Augenhöhe! Stattdessen kämpft sich Maccabi ins Viertelfinale, dann ins Final Four - und gewinnt sogar das Finale. Es ist also vieles denkbar. Klar ist trotzdem: Als allererstes müssen wir in unserer nicht einfachen Vorrunde die Hausaufgaben erledigen und uns für das Top 16 qualifizieren.

Seite 1: Pesic über die NBA-Pläne des FCB

Seite 2: Pesic über Bayerns Ziele und die Kaderplanung

Seite 3: Pesic über Pleiß und die Chancen des DBB-Teams

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