Willkommen in der Hölle

Martin Klotz
14. Oktober 201515:00
Brad Wanamaker und Daniel Theis steht ein harter Fight bevorimago
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In Gruppe C duellieren sich der FC Barcelona und Panathinaikos Athen um die Spitzenposition, dahinter wird es für Zalgiris Kaunas eng. Bamberg hat in der Todesgruppe D mit ZSKA Moskau, Maccabi Tel Aviv und Unicaja Malaga drei Urgesteine der Turkis Airlines Euroleague zugelost bekommen. Das Problem: Auch Daruassafa Dogus und Dinamo Sassari machen sich Hoffnungen auf die Top 16.

Gruppe C

FC Barcelona

Nichts. Nicht einen einzigen Titel konnte Barca im vergangenen Jahr gewinnen. Kein Grund, die Katalanen abzuschreiben. Coach Xavi Pascual leitete einen Umbruch ein, auch da sich mehrere Spieler in die NBA verabschiedeten.

Marcelino Huertas spielt künftig in Los Angeles, Mario Hezonja in Orlando. Keine Sorge, Urgestein Juan Carlos Navarro ging natürlich nicht. Der All Time Leading Scorer der Euroleague (3.674 Punkte) bildet mit dem ebenfalls erfahrenen Carlos Arroyo die weise Spielmacher-Riege. Der frisch gebackene Europameister Pau Ribas verstärkt den Backcourt.

Unter den Körben hat Barca mit Samardo Samuels und dem fünfbesten Rebounder der letzten Saison, Shane Lawal, ordentlich eingekauft. Der Verlust von Tibor Pleiß, der künftig in Utah seine Brötchen verdient, ist daher zu verschmerzen. Option Nummer eins bleibt ohnehin Ante Tomic, der mindestens noch ein Jahr in Spanien bleiben wird.

Player to watch: Tomas Satoransky. Der 23-Jährige wurde mit dem 32. Pick im NBA-Draft von den Washington Wizards gedraftet und zeigte bei der EuroBasket eine beeindruckende Vorstellung. Nach dem Abschied von Hezonja wird er genug Minuten bekommen.

Panathinaikos Athen

Mit Sasha Djorjevic steht künftig ein neuer Coach an der Seitenlinie der Griechen. Mit im Gepäck hat er seinen Schützling aus der serbischen Nationalmannschaft, Miroslav Raduljica. Ebenso wie Neuzugang Ognjen Kuzmic hat Ca bereits einige NBA-Erfahrung vorzuweisen.

Miroslav Raduljica: Renaissance des Bücherwurms

Gleiches gilt für Nick Calathes, der im Backcourt den mittlerweile schon zum Mobiliar gehörenden Dimitris Diamantidis unterstützen wird. Der beste Assistgeber und Balldieb der EL-Geschichte führt das Team in Grün seit Jahren an, 2011 holte das Duo den Titel gemeinsam nach Athen.

Mit Antonis Fotsis verfügt Pana über einen der besten Dreierschützen der Euroleague - und das als Power Forward.

Player to watch: Miroslav Raduljica. Bei der EM zeigte Ca einige starke Auftritte, allerdings notierten die Beoachter auch einige durchwachsene Auftritte. Topscorer und Top-Rebounder Estaban Batista ist weg, Raduljica muss daher beweisen, dass er unter dem Korb dominieren kann.

Zalgiris Kaunas

Kontinuität ist in Kaunas angesagt - zumindest auf den großen Position. Robertas Javtokas und Paulius Jankunas patrouillieren nun schon in ihrer fünften gemeinsamen Saison in der Zone der Litauer.

Obwohl der Klub einer der besten in Europa ist, hat er erst einen EL-Titel (1999) vorzuweisen. Nach dem Abschied von Will Cherry zu Alba Berlin und James Anderson zu den Sacramento Kings steht kein einziger US-Amerikaner mehr im Kader von Zalgiris.

Will Cherry im Interview: "Wie kann LeBron über drei Leute springen?"

Mit Mantas Kalnietis und Renaldas Seibutis holte Kaunas zwei weitere EM-Silbermedaillengewinner zurück, Brock Motum und Ian Vougioukas verstärken den Frontcourt.

Head Coach Gintaras Krapikas schwingt seit zehn Jahren sein Zepter in Kaunas, unterstützt wird er vom ehemaligen Nationalhelden Sarunas Jasikevicius, was einen zusätzlichen Emotionsfaktor geben könnte.

Player to watch: Lukas Lekavicius. Hinter Kalnietis wird er das Team führen - keine kleine Aufgabe für den erst 21-jährigen Spielmacher. Durfte bei der EuroBasket erstmals mit der Männer-Nationalmannschaft unterwegs sein. Wenn er sich akklimatisiert hat, ist von ihm einiges zu erwarten.

Lokomotiv Kuban Krasnodar

Neben Xavi Pascual ist Georgios Bartzokas der zweite Coach der Gruppe C, der einen Euroleague-Titel bei seinen Vorstellungsgesprächen erwähnen kann.

Malcolm Delaney und Dontaye Draper sind Teil eines extrem starken Kerns mit den ehemaligen NBA-Akteuren Chris Singleton, Anthony Randolph, Kyrylo Fesenko und Victor Claver. Dahinter fällt die Truppe bis auf Shooter Ryan Broekhoff etwas ab. Dennoch wird mit den Russen zu rechnen sein.

Player to watch: Malcolm Delaney. Jeder Bayern-Fan wird noch mit Genuss an die MVP-Saison von Malcolm Delaney in München zurückdenken. Es ist seine Aufgabe, das Team nach dem Abgang von Topscorer Derrick Brown zu führen.

Stelmet Zielona Gora

Erfahrung pur bringt Szymon Szewczyk nach Zielona. Mit 32 Jahren spielt der Center zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in der Euroleague und wird gleich einer der Leader des polnischen Teams sein.

Mit Marcel und Mateusz Ponitka sowie Vlad Moldoveanu hat sich die Mannschaft im Sommer verstärkt. Der Abgang von Allrounder Quinton Hosley wiegt dennoch schwer. Für den polnischen Meister und Pokalsieger stehen die Chancen schlecht, die Top 16 zu erreichen.

Player to watch: Dee Bost. Der 25-Jährige US-Amerikaner hat schon einige ungewöhnliche Stationen hinter sich, spielte beispielsweise in Montenegro, wurde in der D-League zum Allstar und zockte in Venezuela. Jetzt kann er sich in der Euroleague wieder auf das Radar größerer Klubs spielen.

Pinar Karsiyaka

2012 verkündete der soeben neu eingestellte Coach Ufuk Sarica seine Vision: "In drei Jahren wollen wir in der Euroleague spielen." Und siehe da - 2015 ergatterte das Team aus Izmir einen Startplatz in der Königsklasse. Der Weg dorthin führte über Wunder-Verpflichtung Bobby Dixon aka Ali Muhammed, der Pinar dieses Jahr den zweiten Titel der Klubgeschichte bescherte.

Der Überraschungsmeister kann auf sein äußerst lautstarkes Publikum zählen. Mit einem Wert von 126,5 Dezibel erzielten die Fans bei einem Spiel einen neuen Weltrekord für ein Hallensport-Event. Das ist in etwa die Lautstärke eines vorbeifliegenden Düsenjets. Die Höllenstimmung könnte den ein oder anderen Gegner beeindrucken, doch auch spielerisch geht was bei Pinar.

Zwar musste man mit Muhammed, Jon Diebler und D.J. Strawberry drei der besten Punktelieferanten ziehen lassen, doch mit Joe Ragland und Justin Carter besitzen die Türken einen talentierten Backcourt. In der Mitte räumt trotz seiner 37 Jahre Kerem Gonlum auf, der fünfbeste Rebounder der Euroleague-Historie.

Player to watch: Juan Palacios. Er ist der einzig übrig gebliebene Leistungsträger des vergangenen Jahres, dementsprechend lastet großer Druck auf dem Forward. Ob er sein Spiel mit 30 Jahren noch einmal auf eine neue Stufe heben kann?

Fazit:

Die Favoriten sind mit dem FC Barcelona und Panathinaikos schnell genannt, dahinter entbrennt ein Dreikampf zwischen Kaunas, Krasnodar und Pinar. Das Tollhaus in Izmir könnte in einem engen Spiel den Ausschlag geben, vielleicht patzt dort sogar einer der Topklubs.

Für Zalgiris, das seit sechs Jahren jedes Jahr im Top 16 vertreten war, wäre das natürlich bitter. Je nachdem, wie harmonisch sich die USA-Truppe von Lokomotiv Kuban präsentiert, könnten die Litauer sogar auf Rang fünf abrutschen. Für Zielona wird die nächste Runde ein feuchter Traum bleiben.

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Gruppe D

Brose Baskets Bamberg

"Überleben" - das Ziel von Bambergs Coach Andrea Trinchieri mutet etwas martialisch an, doch es ist keinesfalls vermessen. "Wir haben eine Höllengruppe", so der Italiener im SPOX-Interview, "aber das Einzige, was man in der Hölle machen kann, ist Laufen."

Nach einem Jahr Abstinenz ist Freak City zurück auf der großen Bühne und seit dem letzten Auftritt in der Königsklasse hat sich einiges verändert. Einzig Karsten Tadda stand schon für Bamberg in der Euroleague auf dem Parkett.

Daniel Theis im Interview: "Nicht hundert Prozent richtig gelaufen"

Mit Brad Wannamaker, Darius Miller, Daniel Theis und Elias Harris konnte der Kern des Meisterteams gehalten werden, dazu kommt Point Guard Nikos Zisis. Der Grieche besticht mit unglaublicher Erfahrung und hat in seinen Jahren sowohl viele Titel gewonnen als auch so ziemlich alles erlebt.

In Lucca Staiger hat Coach Trinchieri ein offensives Gegenstück zu Tadda, Janis Strelnieks überzeugte bei der EM und rundet den vielseitigen Backcourt ab. Yassin Idbihi und Gabe Olaseni streiten sich um die Backup-Minuten auf der Fünf.

Player to watch: Nicolo Melli. Der Italiener spielt bereits seine fünfte Euroleage-Saison, doch in Mailand agierte in anderer Rolle von der Bank. Nun muss er sich als Starter beweisen und gleich die große Lücke füllen, die Trevor Mbakwe hinterlässt.

ZSKA Moskau

Moskau streitet sich mit Real Madrid um den besten Backcourt der Euroleague. Milos Teodosic ist weltweit ein Name, Nando de Colo drehte nicht erst bei der EuroBasket für Frankreich richtig auf.

Andrey Vorontsevich muss nach dem Wechsel von Sasha Kaun zu den Cleveland Cavaliers unter den Körben mehr arbeiten, unterstützen soll ihn Neuzugang Joel Freeland - eigentlich. Der ehemalige NBA-Akteur leidet unter einer Wadenverletzung und fällt für den Siasonstart aus.

Als Lückenfüller holte ZSKA den Ukrainer Viacheslav Kravtsov, ebenfalls früher in kleiner Rolle in den USA unterwegs. Der Weggang von Sonny Weems zu den Phoenix Suns tut weh. Mit den Kulagin-Brüdern Dmitry und Mikhail sind zwei Rückkehrer gefragt, die Schmerzen zu lindern.

Player to watch: Cory Higgins. Als Teilzeit-Arbeiter schaffte er vor einigen Jahren bei den Charlotte Bobcats nicht den Durchbruch, über kleine Klubs in der Türkei und Russland erarbeitete er sich den Vertrag in Moskau. Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich Higgins in der Euroleague schlägt.

Darussafaka Dogus

Eine neue Macht erhebt sich im Osten. Nein, damit ist nicht die Wirtschaftsnation China gemeint, sondern Darussafaka aus der Türkei. Mit einer Wildcard ausgestattet, tritt der Klub aus Istanbul zum ersten Mal in der Euroleague an.

Jamon Gordon ist der einzige, der seinen Spind in der Umkleide beim Trainingscamp nicht zum ersten Mal bezog - alle anderen elf Spieler sind neu im Kader. Nach vier Jahren bei Galatasaray trägt Ender Arslan nun zum ersten Mal das Trikot von Darussafaka, Emir Preldzic und Oguz Savas sind von Fener übergelaufen.

Der Umbruch spülte zudem Marcus Slaughter von Real Madrid, Veteran Semih Erden und Ex-NBA-Backup Luke Harangody an den Bosporus. Kaum ein Team bringt so viel Abgezocktheit mit wie Darussafaka: Insgesamt 75 Saisons Euroleague-Erfahrung teilen sich die Spieler.

Player to watch: Reggie Redding. Nach vier Jahren in Deutschland - je zwei in Tübingen und Berlin - sucht der Allrounder in der Türkei eine neue Herausforderung. Dort muss der 27-Jährige beweisen, dass die Auszeichnungen in der BBL (Allstar Game MVP und All BBL First Team) keine Eintagsfliege waren. Vom Potenzial her kann Redding auch in Istanbul eine tragende Säule der Mannschaft von Oktay Mahmuti sein.

Dinamo Sassari

Zum zweiten Mal in Folge können die Fans des italienischen Basketballs Dimano Sassari in der Euroleague bestaunen, doch ähnlich wie bei Darussafaka werden sie dabei kaum bekannte Gesichter wiedersehen.

Neben zwei Rollenspielern ist David Logan als einziger Leistungsträger geblieben, in der Starting Five findet sich kein Italiener mehr. Die Neuen bringen dafür ordentlich Erfahrung mit. Christian Eyenga (30. Pick 2006) tourt seit seiner Zeit bei den Cavs um die Welt, Denis Marconato blickt mit 40 Lenzen auf eine lange Karriere in Italien zurück.

Während mit Rok Stipcevic ein Kroate die Fäden zieht, agiert unter dem Korb Jarvis Varnado, der nach einer eindrucksvollen College-Karriere in der NBA keinen Fuß an Land gebracht hat. Dennoch darf er sich Champion nennen, da er 2013 im Kader der Miami Heat stand. Seine Spannweite von 2,30 Meter wird ihm in der Euroleague sicher von Nutzen nein.

Player to watch: Brent Petway. "Alley-Oop von Stipcevic zu Petway - und rums!" Dieser Satz wird unter Garantie mehr als einmal vom Kommentator der Sassari-Spiele zu hören sein, denn der neue Power Foward ist ein echter Flieger. Dass der Linkshänder ebenfalls hochprozentig von Downtown einnetzt, ist die Kirsche auf der Torte.

Maccabi Tel Aviv

Wenn Bamberg auf den Champion von 2014 trifft, erwartet die Baskets ein Wiedersehen mit Trevor Mbakwe. Der Center reboundet zukünftig für Maccabi und versucht mit seinem neuen Team das letztjährige Viertelfinal-Aus vergessen zu machen. Auch in der Liga lief es zuletzt nicht gerade gut: Nach dem Abschied von David Blatt verpasste Tel Aviv dieses Jahr erstmals seit 22 Jahren die Finals.

Mit Jordan Farmar, Devin Smith, Brian Randle und Taylor Rochestie hat Maccabi eine elektrisierende erste Fünf - und wer Vitor Faverani und Guy Pnini von der Bank bringen kann, steht nicht so schlecht da.

Player to watch: Dragan Bender. Bevor er im November seinen 18. Geburtstag feiert, wird Bender seinen ersten Einsatz in der Euroleague erhalten. Das Top-Talent aus Kroatien wird im zweiten Glied weiter aufgebaut, bevor er kommenden Sommer als einer der ersten fünf Picks beim NBA-Draft über den Ladentisch geht. Schon jetzt zeichnet sich sein Spiel durch besondere Übersicht und Anmut aus, wie er zuletzt beim Testspiel gegen Milano in Chicago auf der großen Bühne unter Beweis stellen konnte.

Unicaja Malaga

Bis 2018 hat Malaga kürzlich mit Coach Joan Plaza verlängert - eine Anerkennung für die gute Arbeit. Nur knapp war man in Liga und Pokal gescheitert, die Marke Malaga hat zuletzt neuen Aufschwung erhalten.

Mit Ex-Eurocup Final MVP Richard Hendrix hat Malaga hinter Starting-Center Fran Vazquez an Tiefe gewonnen, gleich im Doppelpack neu - und stark - besetzt wurde die Eins mit Nemanja Nedovic und Stefan Markovic. Bekannt für ihre Treffsicherheit von außen sind die drei neuen Shooter Edwin Jackson, Jamar Smith und Dani Diez - eine gefährliche Kombination.

Player to watch: Mindaugas Kuzminskas. Bei der EuroBasket war er einer der Garanten für den Einzug ins Endspiel. Er hechtet über den Court, spielt niemals nur 95 Prozent Defense und hilft dem Team mit seiner Vielseitigkeit vom krachenden Dunk bis zum Dreier. Es ist Zeit für Kuzminskas auch in Malaga das Ruder in die Hand zu nehmen - vor allem da die beiden besten Scorer, Ryan Toolson und Jayson Granger, die Biege gemacht haben.

Fazit:

Es ist schon ein komischer Zufall, dass mit Moskau, Tel Aviv und Malaga drei Urgesteine des europäischen Basketballs in einer Gruppe gelandet sind - gleiches geschah nämlich auch schon letzte Saison. Damals war ZSKA nicht zu schlagen, Malaga konnte gegen die Rivalen nicht ein Spiel gewinnen.

In den letzten zehn Jahren verpasste aus dem Trio einzig ZSKA ein einziges Mal das Top 16 (2010/2011). Entsprechend schwer wird es für die Konkurrenz, auch wenn Malaga nicht die große Dominanz ausstrahlt wie Maccabi und Moskau.

Die große Unbekannte ist Darussafaka, dem Platz drei genauso zuzutrauen ist wie Position sechs. Bamberg muss in dieser Gruppe richtig kämpfen. Ohne zwei Siege gegen Sassari kann sich Trinchieri das Top 16 abschminken, es könnte am Ende wirklich auf das Korbverhältnis ankommen.

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