Gruppe C
FC Barcelona
Nichts. Nicht einen einzigen Titel konnte Barca im vergangenen Jahr gewinnen. Kein Grund, die Katalanen abzuschreiben. Coach Xavi Pascual leitete einen Umbruch ein, auch da sich mehrere Spieler in die NBA verabschiedeten.
Marcelino Huertas spielt künftig in Los Angeles, Mario Hezonja in Orlando. Keine Sorge, Urgestein Juan Carlos Navarro ging natürlich nicht. Der All Time Leading Scorer der Euroleague (3.674 Punkte) bildet mit dem ebenfalls erfahrenen Carlos Arroyo die weise Spielmacher-Riege. Der frisch gebackene Europameister Pau Ribas verstärkt den Backcourt.
Unter den Körben hat Barca mit Samardo Samuels und dem fünfbesten Rebounder der letzten Saison, Shane Lawal, ordentlich eingekauft. Der Verlust von Tibor Pleiß, der künftig in Utah seine Brötchen verdient, ist daher zu verschmerzen. Option Nummer eins bleibt ohnehin Ante Tomic, der mindestens noch ein Jahr in Spanien bleiben wird.
Player to watch: Tomas Satoransky. Der 23-Jährige wurde mit dem 32. Pick im NBA-Draft von den Washington Wizards gedraftet und zeigte bei der EuroBasket eine beeindruckende Vorstellung. Nach dem Abschied von Hezonja wird er genug Minuten bekommen.
Panathinaikos Athen
Mit Sasha Djorjevic steht künftig ein neuer Coach an der Seitenlinie der Griechen. Mit im Gepäck hat er seinen Schützling aus der serbischen Nationalmannschaft, Miroslav Raduljica. Ebenso wie Neuzugang Ognjen Kuzmic hat Ca bereits einige NBA-Erfahrung vorzuweisen.
Miroslav Raduljica: Renaissance des Bücherwurms
Gleiches gilt für Nick Calathes, der im Backcourt den mittlerweile schon zum Mobiliar gehörenden Dimitris Diamantidis unterstützen wird. Der beste Assistgeber und Balldieb der EL-Geschichte führt das Team in Grün seit Jahren an, 2011 holte das Duo den Titel gemeinsam nach Athen.
Mit Antonis Fotsis verfügt Pana über einen der besten Dreierschützen der Euroleague - und das als Power Forward.
Player to watch: Miroslav Raduljica. Bei der EM zeigte Ca einige starke Auftritte, allerdings notierten die Beoachter auch einige durchwachsene Auftritte. Topscorer und Top-Rebounder Estaban Batista ist weg, Raduljica muss daher beweisen, dass er unter dem Korb dominieren kann.
Zalgiris Kaunas
Kontinuität ist in Kaunas angesagt - zumindest auf den großen Position. Robertas Javtokas und Paulius Jankunas patrouillieren nun schon in ihrer fünften gemeinsamen Saison in der Zone der Litauer.
Obwohl der Klub einer der besten in Europa ist, hat er erst einen EL-Titel (1999) vorzuweisen. Nach dem Abschied von Will Cherry zu Alba Berlin und James Anderson zu den Sacramento Kings steht kein einziger US-Amerikaner mehr im Kader von Zalgiris.
Will Cherry im Interview: "Wie kann LeBron über drei Leute springen?"
Mit Mantas Kalnietis und Renaldas Seibutis holte Kaunas zwei weitere EM-Silbermedaillengewinner zurück, Brock Motum und Ian Vougioukas verstärken den Frontcourt.
Head Coach Gintaras Krapikas schwingt seit zehn Jahren sein Zepter in Kaunas, unterstützt wird er vom ehemaligen Nationalhelden Sarunas Jasikevicius, was einen zusätzlichen Emotionsfaktor geben könnte.
Player to watch: Lukas Lekavicius. Hinter Kalnietis wird er das Team führen - keine kleine Aufgabe für den erst 21-jährigen Spielmacher. Durfte bei der EuroBasket erstmals mit der Männer-Nationalmannschaft unterwegs sein. Wenn er sich akklimatisiert hat, ist von ihm einiges zu erwarten.
Lokomotiv Kuban Krasnodar
Neben Xavi Pascual ist Georgios Bartzokas der zweite Coach der Gruppe C, der einen Euroleague-Titel bei seinen Vorstellungsgesprächen erwähnen kann.
Malcolm Delaney und Dontaye Draper sind Teil eines extrem starken Kerns mit den ehemaligen NBA-Akteuren Chris Singleton, Anthony Randolph, Kyrylo Fesenko und Victor Claver. Dahinter fällt die Truppe bis auf Shooter Ryan Broekhoff etwas ab. Dennoch wird mit den Russen zu rechnen sein.
Player to watch: Malcolm Delaney. Jeder Bayern-Fan wird noch mit Genuss an die MVP-Saison von Malcolm Delaney in München zurückdenken. Es ist seine Aufgabe, das Team nach dem Abgang von Topscorer Derrick Brown zu führen.
Stelmet Zielona Gora
Erfahrung pur bringt Szymon Szewczyk nach Zielona. Mit 32 Jahren spielt der Center zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder in der Euroleague und wird gleich einer der Leader des polnischen Teams sein.
Mit Marcel und Mateusz Ponitka sowie Vlad Moldoveanu hat sich die Mannschaft im Sommer verstärkt. Der Abgang von Allrounder Quinton Hosley wiegt dennoch schwer. Für den polnischen Meister und Pokalsieger stehen die Chancen schlecht, die Top 16 zu erreichen.
Player to watch: Dee Bost. Der 25-Jährige US-Amerikaner hat schon einige ungewöhnliche Stationen hinter sich, spielte beispielsweise in Montenegro, wurde in der D-League zum Allstar und zockte in Venezuela. Jetzt kann er sich in der Euroleague wieder auf das Radar größerer Klubs spielen.
Pinar Karsiyaka
2012 verkündete der soeben neu eingestellte Coach Ufuk Sarica seine Vision: "In drei Jahren wollen wir in der Euroleague spielen." Und siehe da - 2015 ergatterte das Team aus Izmir einen Startplatz in der Königsklasse. Der Weg dorthin führte über Wunder-Verpflichtung Bobby Dixon aka Ali Muhammed, der Pinar dieses Jahr den zweiten Titel der Klubgeschichte bescherte.
Der Überraschungsmeister kann auf sein äußerst lautstarkes Publikum zählen. Mit einem Wert von 126,5 Dezibel erzielten die Fans bei einem Spiel einen neuen Weltrekord für ein Hallensport-Event. Das ist in etwa die Lautstärke eines vorbeifliegenden Düsenjets. Die Höllenstimmung könnte den ein oder anderen Gegner beeindrucken, doch auch spielerisch geht was bei Pinar.
Zwar musste man mit Muhammed, Jon Diebler und D.J. Strawberry drei der besten Punktelieferanten ziehen lassen, doch mit Joe Ragland und Justin Carter besitzen die Türken einen talentierten Backcourt. In der Mitte räumt trotz seiner 37 Jahre Kerem Gonlum auf, der fünfbeste Rebounder der Euroleague-Historie.
Player to watch: Juan Palacios. Er ist der einzig übrig gebliebene Leistungsträger des vergangenen Jahres, dementsprechend lastet großer Druck auf dem Forward. Ob er sein Spiel mit 30 Jahren noch einmal auf eine neue Stufe heben kann?
Fazit:
Die Favoriten sind mit dem FC Barcelona und Panathinaikos schnell genannt, dahinter entbrennt ein Dreikampf zwischen Kaunas, Krasnodar und Pinar. Das Tollhaus in Izmir könnte in einem engen Spiel den Ausschlag geben, vielleicht patzt dort sogar einer der Topklubs.
Für Zalgiris, das seit sechs Jahren jedes Jahr im Top 16 vertreten war, wäre das natürlich bitter. Je nachdem, wie harmonisch sich die USA-Truppe von Lokomotiv Kuban präsentiert, könnten die Litauer sogar auf Rang fünf abrutschen. Für Zielona wird die nächste Runde ein feuchter Traum bleiben.