SPOX: Richtig gut - das war Alba Berlin vor allem um die Jahrtausendwende. Aber in den letzten 13 Jahren konnten die Albatrosse nur eine Meisterschaft feiern. Wie wollen Sie mit Bayern und Bamberg sowie deren höheren Budgets um den Titel konkurrieren?
Ojeda: Geld ist wichtig, aber Geld ist nicht alles. Natürlich hilft es, ein höheres Budget zur Verfügung zu haben. Das sieht man zum Beispiel in Spanien, wo Real Madrid und Barcelona immer um den Titel spielen. Dahinter stehen aber auch große Fußball-Konzerne, die viel, viel Geld erwirtschaften. Alba ist eine reine Basketball-Organisation, daher müssen wir realistisch sein. Wir müssen noch härter arbeiten, um mehr Einnahmen zu generieren, zum Beispiel durch Sponsoring und Ticket-Verkäufe. Aber in erster Linie geht es um den Sport, um Basketball. Und darum, gute Spieler für wenig Geld zu finden, die noch keinen Star-Status haben. Dabei sind sowohl das Risiko als auch der Druck höher, da wir uns bei diesen Verpflichtungen keine Fehler leisten dürfen. Umso wichtiger ist unsere eigene Jugendarbeit, aus der wir immer versuchen, Spieler für die Profi-Mannschaft zu entwickeln.
SPOX: Wie sehen Hierarchie und Entscheidungs-Struktur bei Alba aktuell aus? Schließlich sind sie gerade erst angekommen und andere Mitarbeiter und Coaches schon lange im Verein tätig...
Ojeda: Da haben Sie völlig Recht. Es wäre vermessen, wenn ich hier ankommen würde und nach einer Woche gleich den Menschen sagen würde, wie sie ihren Job zu machen haben. Es ist ein Langzeitprojekt, schließlich habe ich für mindestens drei Jahre unterschrieben. Jetzt muss ich erstmal alles kennenlernen und verstehe mich derzeit eher als Helfer. Aber natürlich habe ich auch direkt einige Entscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die über die Zukunft von Rob Lowery.
SPOX: Haben Sie schon einmal ein Spiel erlebt, das wie das Eurocup-Achtelfinale gegen Bayern am vergangenen Dienstag Unentschieden ausgegangen ist?
Ojeda: Ja, das habe ich tatsächlich. Mit Gran Canaria waren wir auch oft im europäischen Wettbewerb aktiv und genau wie jetzt gegen München haben wir einmal im ersten Spiel der K.o.-Phase remis gespielt. Aber das war schon ein ungewöhnliches Spiel am Dienstag. Als ich Wes Wilcox schrieb, dass wir unentschieden gespielt hatten, rief er mich direkt an und wollte wissen, was denn Schlimmes vorgefallen sei, dass wir das Spiel nicht zu Ende bringen konnten. (lacht) Da musste ich ihm erstmal das System erklären. Die Atmosphäre in der Halle war dennoch seltsam, da gar nicht alle Zuschauer wussten, dass es keine Verlängerung geben wird.
SPOX: Worauf haben Sie und das Team in den letzten Tagen den Fokus gelegt, um das Rückspiel zu gewinnen und ins Viertelfinale einzuziehen?
Ojeda: Es ist wie eine Playoff-Serie mitten in der Saison: vier Spiele in zehn Tagen gegen die gleiche Mannschaft. So etwas ist nie einfach und man kann selten alle Spiele gewinnen. Nun haben wir leider am Sonntag in München das BBL-Spiel verloren und müssen es im Eurocup besser machen. Bayern hat ein starkes Team und sie sind schon ein wenig in der Favoritenrolle. Aber wir stecken nicht auf und kämpfen, das zeichnet Alba aus. Jetzt gibt es auch keine Rechenspiele mehr. Es ist nur noch ein Spiel: Sieg oder Niederlage, Viertelfinale oder Game over.
SPOX: Vor rund einer Woche hat Alba die Bayern geschlagen und in einem spannenden Top Four den Pokal gewonnen. Fühlt es sich schon wie ihr persönlich erster Titel an, obwohl sie erst ein paar Tage beim Team sind?
Ojeda: Es war unglaublich - und auch ziemlich lustig. Meine Frau sagt immer, ich sei ein Glückspilz. Als ich Assistant Coach bei Gran Canaria wurde, haben wir im ersten Jahr die Playoffs und die Copa del Rey erreicht, das war damals ein Riesenerfolg. Als ich zu Estudiantes ging, hatten sie gerade die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte hinter sich. Weil niemand aufsteigen wollte, blieb das Team in der Liga - und wir zogen gleich wieder in die Playoffs ein. Als ich zu Atlanta wechselte, spielten sie die beste Saison der Franchise-Historie mit 60 Siegen in der NBA. Und jetzt komme ich zu Alba und wir gewinnen gleich den Pokal. Das ist schon ganz schön verrückt. Es war toll und ich fühle mich schon wie ein Teil der Alba-Familie.
SPOX: Direkt nach dem Sieg haben Sie ein Bild von der Trophäe bei Twitter gepostet. Sind Sie ein Fan von Social Media?
Ojeda: Ja, schon. Ich mag Twitter. Es ist ein nützliches Tool, um sich zu informieren und mit den Smartphones kann man dort auch schnell mal etwas posten. Ich bin in meinen letzten Jobs viel gereist und hatte daher auch viele Wartezeiten an Flughäfen oder Bahnhöfen. Da habe ich Twitter häufig genutzt. Von Facebook bin ich allerdings kein großer Freund.
SPOX: Und wann können wir Ihren ersten Tweet auf Deutsch lesen? Aktuell schreiben Sie ja noch auf Englisch oder Spanisch...
Ojeda: (lacht) Das weiß ich nicht. Deutsch ist wirklich keine einfache Sprache. Aber ich habe vor, sie zu lernen. Schließlich will ich länger hier bleiben. Noch hatte ich keine Zeit, aber ich plane, bald Deutsch-Kurse zu besuchen. Und je eher ich die Sprache spreche, desto besser. Dann werde ich sicher auch mal auf Deutsch twittern.
Alba Berlin in der Übersicht