SPOX: Kanada, Schweden, Schweiz, Frankreich, Lettland, Tschechien und Österreich heißen die Gegner in der Vorrunde. Wie bewerten Sie die deutsche Gruppe?
Cortina: Das ist eine schwierige Gruppe, das kann niemand abstreiten. Und in der musst du sieben Spiele in zehn Tagen absolvieren. Auch wenn es nach einer Phrase klingt: Uns bleibt nichts anders übrig, als von Spiel zu Spiel zu denken.
DEB-Team fiebert Duell mit Crosby entgegen
SPOX: Gegen wen rechnen Sie sich am ehesten Siegchancen aus?
Cortina: Nein, nein. So dürfen wir einfach nicht denken. Wir sollten nicht spekulieren, dass dieser Gegner schwächer und jene Mannschaft stärker sein könnte. Wir müssen uns auf uns konzentrieren und nicht so sehr auf die Gegner. Wenn wir unsere beste Leistung bringen, dann können wir mit jedem Gegner mithalten. Wir sind gut genug, jeden zu schlagen. Zeigen wir aber nicht unsere Leistung, können wir auch gegen jeden verlieren. Es ist alles möglich.
SPOX: Also halten Sie auch den Einzug ins Viertelfinale für realistisch?
Cortina: Alles ist möglich schließt das Erreichen des Viertelfinales mit ein (lacht).
SPOX: Ich wage zu bezweifeln, dass es so viele Experten gibt, die das tatsächlich für realistisch halten.
Cortina: Dann müssen wir diese Experten eben davon überzeugen. Ich bin jedenfalls optimistisch.
SPOX: Tschechien ist ein sehr Eishockey-verrücktes Land. Welche Stimmung erwarten Sie?
Cortina: Tschechien hat eine großartige Eishockey-Tradition, da haben Sie Recht. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Atmosphäre toll sein wird. Es ist für uns eine großartige Bühne, um uns zu präsentieren. Ich freue mich wirklich sehr auf das Turnier.
SPOX: Und wer wird am Ende Weltmeister?
Cortina: Die Topfavoriten sind die üblichen Verdächtigen. Schweden, Russland und Kanada werden sehr stark sein. Auch Tschechien mit dem Heimvorteil im Rücken muss man auf der Rechnung haben. Und vielleicht auch einen Außenseiter wie Deutschland.
SPOX: Zumindest in Zukunft soll das möglich sein, wenn man Präsident Franz Reindl glaubt. Seine Vision ist es, das DEB-Team dauerhaft in der Weltspitze zu etablieren. Sie konnten sich in den vergangenen Jahren ein Bild machen. Ist das wirklich realistisch?
Cortina: Zunächst einmal sind die Beschlüsse aus Frankfurt mit der neuen DEB-Satzung elementar wichtig gewesen. Das war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Auch deshalb muss ich sagen: Ja, die Weltspitze ist realistisch. Ich bin mir sicher: Können Franz Reindl und sein Team ihre Ideen durchsetzen, wird das deutsche Eishockey einen großen Schritt nach vorne machen.
SPOX: Ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft eine deutlich bessere Jugendarbeit?
Cortina: Das ist zu 100 Prozent das Wichtigste für die Zukunft. Wir müssen darin mehr investieren, brauchen bessere Trainingsmöglichkeiten. Darauf muss der Fokus liegen, ganz klar.
SPOX: Und die Finanzen müssen in den Griff bekommen werden. Wussten Sie eigentlich zu Beginn ihrer Amtszeit von den Geldsorgen und wäre Ihre Entscheidung, ob sie Bundestrainer werden oder nicht, dann vielleicht anders ausgefallen?
Cortina: Nein, ich wusste nicht, wie schlecht die finanzielle Situation ist. Hätte ich es gewusst, hätte ich mich sehr wahrscheinlich aber ebenfalls dafür entschieden, das zu machen. Für mich ist es nämlich nach wie vor eine riesige Ehre, Bundestrainer sein zu dürfen.
SPOX: Dabei mussten Sie sich nach der verpassten Olympia-Qualifikation und der letzten WM einige Kritik gefallen lassen?
Cortina: Kritisiert zu werden, ist Teil des Jobs des Bundestrainers. Das ist normal und damit habe ich kein Problem. Ich mache mir darüber keine Gedanken und verschwende dafür keine Energie.
SPOX: Das Gerücht, dass Sie nach der WM in jedem Fall nicht mehr Bundestrainer sein werden, hält sich trotzdem hartnäckig.
Cortina: Sie werden verstehen, dass ich mich zu 100 Prozent mit der WM beschäftige und mit nichts anderem. Nach der WM sieht man weiter.
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