SPOX: Herr Mauer, Sie stehen kurz vor dem Ende einer ganz besonderen Vorbereitung...
Frank Mauer: Das stimmt. (lacht) Es ist das erste Mal, dass ich mich nicht mit den Adlern Mannheim auf eine DEL-Saison vorbereite.
SPOX: Haben Sie sich nach dem Wechsel zum EHC Red Bull München denn schon in Ihrer neuen Umgebung eingelebt?
Mauer: Ja, die ersten Wochen waren super. Es ist eine neue Stadt und viele Eindrücke kommen auf mich zu. Das ist schon eine kleine Umgewöhnung, weil ich seit meiner Kindheit in Mannheim gewohnt und gespielt habe. Nun bin ich zum ersten Mal nicht mehr Teil dieser Organisation. Aber ich bin froh, dass ich den Schritt gewagt habe.
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SPOX: Nach 399 DEL-Spielen dürfte Ihnen dieser Schritt sicherlich nicht leicht gefallen sein. Warum haben Sie sich für einen Wechsel entschieden?
Mauer: Der Entschluss ist mir natürlich schwer gefallen, ich war stets glücklich in Mannheim und es hat mir an nichts gefehlt. Aber mein Vertrag lief aus und der Kontakt mit München kam früh zustande. Die Gespräche verliefen sehr positiv, für mich persönlich klang alles perfekt. Dann war mir klar, dass ich mal etwas anderes machen will. Aber das passiert nicht von heute auf morgen, das war ein längerer Prozess.
SPOX: Das bedeutet, der Gewinn der Meisterschaft hatte keinen Einfluss darauf, Mannheim zu verlassen?
Mauer: Nein, die Entscheidung ist schon vor dem Titelgewinn gereift und auch gefallen. Ich habe mir für mich als Sportler über Wochen und Monate hinweg Gedanken gemacht. Wie geht es weiter? Möchte ich in meinem Leben etwas verändern? Dann kam die Anfrage aus München und ich sagte zu. Besser als mit dem Titel hätte ich mich so und so nicht verabschieden können.
SPOX: War es für Sie keine Option, ähnlich wie Ihr Teamkamerad Matthias Plachta, den Sprung über den großen Teich zu wagen?
Mauer: Natürlich ist der Traum immer da. Ich glaube es steht nicht nur für mich außer Frage, dass man ein Angebot aus Nordamerika nicht ablehnen kann. Solche Chancen bekommt man nicht oft im Leben. Die NHL ist die Liga, in der alle Eishockey-Spieler gerne spielen oder es zumindest probiert haben möchten. Es ist bei mir jetzt nicht so, dass ich unbedingt rüber muss. Sollte sich die Chance aber ergeben, würde ich sie definitiv wahrnehmen. Je mehr deutschen Spielern der Sprung gelingt, umso besser für das deutsche Eishockey.
SPOX: Glauben sie folglich, dass es für einen deutschen Spieler sinnvoller ist nach Amerika zu gehen, auch wenn er ein Jahr lang nur in der AHL eingesetzt wird, als in der DEL zu bleiben?
Mauer: Ich denke schon. Das nordamerikanische Prinzip inklusive der AHL ist noch ein Stück weit härter als das deutsche. Es gibt eine höhere Dichte an Spielern, der Konkurrenzkampf ist riesig und die mentale Belastung enorm hoch. Manche Spieler wissen ja nicht mal, in welcher Stadt sie morgen sein werden. Spielen Sie in der NHL oder werden sie wieder runtergeschickt? Dazu die vielen Reisen und ein fremdes Land. Da gute Leistungen auf das Eis zu bringen, das prägt und lässt dich mental mehr reifen, als du es in Deutschland könntest.
SPOX: Im Hinblick auf die Entwicklung als Spieler wird von vielen deutschen Profis auch immer wieder moniert, dass in Deutschland im Gegensatz zu Kanada und Co. über den Sommer hinweg kaum Eisflächen zur Verfügung stehen und so ein großer Nachteil gegenüber diesen Nationen entsteht.
Mauer: Ich denke, im Sommer wird der Grundstein für so Vieles gelegt. Dabei geht es nicht nur um Kondition, sondern insbesondere um die individuellen Fähigkeiten. Nur wenn du auf dem Eis stehst und spielst, kannst du dein Skating, die Stocktechnik oder andere einfache Dinge verbessern. Mit der Red Bull Eishockey-Akademie in Liefering haben wir da einen großen Vorteil anderen Klubs gegenüber, denn wir können praktisch ganzjährig auf Eis trainieren. Ich würde mir wünschen, es gäbe mehrere solcher Eishockey-Akademien in Deutschland. Es ist ja kein Zufall, dass alle Topnationen Eis auch im Sommer anbieten. Auf diesem Gebiet haben wir hier in Deutschland definitiv Nachholbedarf.
SPOX: Der Mann, der das alles ändern und das deutsche Eishockey wieder auf Kurs bringen soll, ist Marco Sturm. Ist er wirklich der Mann, der das Ruder herumreißen könnte?
Mauer: Es ist überragend, dass der DEB jemanden wie Marco Sturm für den Bundestrainer-Posten gewinnen konnte. Er ist eine Gallionsfigur. Er hat selbst sehr viel erreicht, er steht für das deutsche Eishockey. Zwar ist er ein junger Trainer, aber er wird viel lernen. Wir müssen langfristig planen und brauchen dazu weitere Reformen. Es liegt natürlich auch an uns Spielern, dann das Beste daraus zu machen. Wir alle, auch Verband und Liga, müssen uns ständig weiterentwickeln.
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