SPOX: Die DEL sieht im internationalen Vergleich derzeit nicht schlecht aus. Zumindest wenn man auf die Ergebnisse der Champions Hockey League blickt. Wird der CHL von deutscher Seite trotzdem noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt?
Mauer: Die Champions Hockey League ist aus meiner Sicht ein toller Wettbewerb, der mehr und mehr auch als solcher wahrgenommen wird. Er wird von den deutschen Vereinen deutlich ernster angegangen, man bereitet sich intensiver darauf vor und es kommen mehr Fans in die Stadien. Und dieser Weg ist richtig. In allen anderen Sportarten hast du ständig internationale Vergleiche, nur beim Eishockey gab es das nicht.
SPOX: Ist die Champions Hockey League also mehr Chance als zusätzliche Belastung in der eh schon anstrengenden Vorbereitung?
Mauer: Ich sehe die Champions Hockey League überhaupt nicht als Belastung. Präsentieren sich die Vereine gut, dann verhilft das der DEL zu mehr Prestige und lockt so bessere Spieler nach Deutschland. Folglich steigt das Niveau in der Liga. Außerdem, warum soll es schlecht sein, sich mit den besten Vereinen Europas zu messen? Davon können die Mannschaften doch nur lernen.
SPOX: Für Sie und den EHC lief es in der CHL bislang glänzend, die K-o.-Runde wurde ungeschlagen erreicht. Wie schätzen Sie insgesamt die Lage in München vor dem Saisonstart ein?
Mauer: Es hat ein großer Umbruch stattgefunden und es sind viele neue Spieler hinzugekommen, ich inklusive. Aber wir haben uns bereits sehr gut gefunden, wie die Resultate belegen. Wir sind sehr optimistisch.
SPOX: Das ist nicht selbstverständlich. Der Verein stand nach dem krachenden Aus im letztjährigen Playoff-Viertelfinale gegen Wolfsburg (0:4) lange Zeit unter Schock.
Mauer: Es war bitter für den Verein auf diese Weise auszuscheiden, weil man eine gute Vorrunde gespielt hatte. Ich habe bei meiner Ankunft mitbekommen, dass es zum Teil noch Thema war. Aber das liegt daran, dass man generell die Leistungen aus der vergangenen Saison Revue passieren lässt und dann analysiert, wo man sich verbessern muss. Von Trübsal blasen ist keine Spur mehr, jeder will in die Hände spucken und es diesmal besser machen.
SPOX: Nach dem Aus gab es zum Teil viel Spott, vor allem wegen dem hohen finanziellen Einsatz von Red Bull. Wie sehen Sie die Kritik am Engagement von Red Bull in München?
Mauer: Man muss doch nur mal durch die Liga blicken und erkennen, wie viele große Konzerne hinter den einzelnen Vereinen stecken. Das ist doch nicht nur Red Bull in München. In Mannheim gibt es SAP, in Hamburg und Berlin die Anschutz-Group. Der Sport ist auf solche Firmen angewiesen, wer soll denn sonst investieren? In anderen Sportarten ist das nicht anders. Es ist gang und gäbe. Ich sehe gerade in München, was dank solcher Investitionen möglich ist. Für guten Nachwuchs muss viel investiert werden und Unternehmen wie Red Bull können das gewährleisten.
SPOX: Wird in dieser Hinsicht dann nicht zu wenig Aufklärung betrieben? Viele Fans bekommen das, was im Hintergrund aufgebaut wird, oft gar nicht mit.
Mauer: Gegenfrage: Weshalb berichten denn SPOX oder andere Medien nicht ausführlich über diese Projekte? Richtig ist, dass bei vielen Leuten ein zu starkes Schwarz-Weiß-Denken vorherrscht. Aber das kann ich ihnen auch nicht verübeln. Ich als Spieler bekomme das viel näher mit. Es wird wirklich viel in den Nachwuchs gesteckt. Mit diesem Hintergrund ist es nur positiv, dass finanzstarke Konzerne im Eishockey aktiv werden oder aktiv werden wollen. Und alle Medien sind herzlich eingeladen, auch darüber zu berichten.
SPOX: Etwas, was man mit Geld aber nicht kaufen kann, ist Tradition. Ein Argument, das in diesem Zusammenhang immer wieder angeführt wird.
Mauer: Wissen Sie, Bayern München war vor 100 Jahren auch noch kein Traditionsverein. Tradition muss über Jahre wachsen. Manche Vereine haben einfach Glück und werden von Anfang an stark unterstützt. Vereine, die schon einige Jahre länger existieren, haben dieses Glück vielleicht nicht und sie werden überholt. Dass dort ein Stück weit Neid aufkommt, ist voll und ganz nachvollziehbar. Aber Geld schießt auch nicht immer Tore.
SPOX: Wie Sie mit Mannheim auch schon einmal am eigenen Leibe erfahren mussten...
Mauer: Richtig. Wir hatten den teuersten Kader, waren Vorrundenmeister und der absolute Topfavorit. Dann sind wir gleich im Viertelfinale gegen die zehnplatzierten Wolfsburger ausgeschieden. Die DEL ist einfach eine sehr ausgeglichene Liga. Es gibt dort keine Selbstläufer mehr, die gab es vielleicht vor 20 Jahren, wenn der Erste gegen den Letzten gespielt hat. Das ist für die Fans super und für uns Spieler ebenfalls, so müssen wir in jedem Spiel an unsere Grenze gehen.
SPOX: Mannheim ist auch dieses Jahr wieder Titelanwärter Nummer eins. Wer zählt für Sie vor dem Start in die neue Saison noch zum Favoritenkreis?
Mauer: Im Grunde die üblichen Verdächtigen. Ingolstadt spielt seit zwei Jahren unglaublich konstant, Köln hat sich gut verstärkt, Nürnberg muss man meiner Meinung auf dem Zettel haben und auch Hamburg und natürlich haben auch wir eine gute Mannschaft. Topfavorit ist und bleibt aber Mannheim.
Seite 1: Mauer über seinen Wechsel, Reize aus der NHL und Hoffnung für den DEB
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