Red Bull? "Traditionsgedanke überlagert alles"

Danny aus den Birken will mit dem EHC Red Bull München den Titel verteidigen
© Red Bull gepa pictures

Danny aus den Birken wechselte im Jahr 2015 von den Kölner Haien zum EHC Red Bull München. Direkt im ersten Anlauf feierte der Goalie mit dem Team aus der bayerischen Landeshauptstadt den Titel der DEL. Im Interview erklärt der 31-Jährige, welchen Fehler die Münchner auf keinen Fall machen dürfen und was Red Bull mit dem Erfolg zu tun hat. Für die deutschen Eishockey-Fans liefert der Ex-Kölner zudem einen Denkanstoß.

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SPOX: Herr aus den Birken, der EHC Red Bull München ist als Meister in dieser Saison der Gejagte. Was wäre der größte Fehler, der aus Sicht ihres Teams jetzt gemacht werden könnte?

Danny aus den Birken: Der Druck ist nochmals deutlich größer, absolut jeder will uns schlagen und holt noch ein bisschen mehr aus sich heraus. Es wäre deshalb fatal, wenn man nach der tollen letzten Zeit alles zu leicht nehmen würde. Ich habe schließlich in Köln selbst erlebt, was passiert, wenn man es zu locker nimmt und zu hoch fliegt.

SPOX: Droht in München etwa ein ähnliches Problem?

Aus den Birken: Nein, das glaube ich nicht. So wie ich die Jungs hier einschätze und kenne, ist keiner dabei, der ein solches Problem haben könnte. Alle sind sehr bodenständig und wissen, wie knallhart es in diesem Jahr wird. Jedem einzelnen Spieler ist klar, dass er im Vergleich zur letzten Spielzeit noch eine Schippe draufpacken muss.

SPOX: Also alles auf null?

Aus den Birken: So ist es. Es geht definitiv von vorne los. Es gibt mehrere Mannschaften in der Liga, die sehr gut besetzt sind und die auch die nötige Tiefe haben. Das darf man nie vergessen. Ein tiefer Kader ist allerdings auch eine unserer großen Stärken.

SPOX: Grundlegend für die Entwicklung in München sind Strukturen, die durch das Red-Bull-Engagement geschaffen oder deutlich verbessert wurden. Im Fußball kommt RB nicht wirklich gut an. Im Eishockey gibt es aus der deutschen Fanszene ebenfalls noch immer jede Menge Kritik. Ist es fatal, ein solches Projekt dermaßen zu verteufeln?

Aus den Birken: Definitiv. Ich glaube aber vor allem, dass viele Fans überhaupt nicht verstehen, wie es hinter den Kulissen aussieht. Da überlagert der Traditionsgedanke leider alles andere.

SPOX: Vor allem den Blick für das Existentielle?

Aus den Birken: Sind wir ehrlich: Hinter fast jedem Verein stehen doch eine oder mehrere großen Personen mit unheimlich viel Geld. So ist das einfach heutzutage, sei es im Fußball, Eishockey oder in einer anderen Sportart. Was Red Bull für den Sport macht, darf ich selbst miterleben - und es ist wahnsinnig positiv. Das gilt nicht nur für unseren Bereich, sondern generell.

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SPOX: Bleiben wir dennoch beim Eishockey. Die positive Wirkung reicht also über die Grenzen Münchens hinaus?

Aus den Birken: Auf jeden Fall. Es hilft dem Eishockey an sich enorm. Gesellschafter, die Geld in eine Sache oder einen Verein investieren und so eine Existenz beziehungsweise einen Fortschritt ermöglichen, gibt es doch überall. Die entscheidende Frage ist allerdings, was sie mit ihren Mitteln eigentlich bewirken.

SPOX: Wichtig sind also Investitionen mit Weitsicht?

Aus den Birken: Absolut. Und genau das ist unter anderem in München der Fall. Der Nachwuchs ist für jede Sportart sehr wichtig. Gerade abseits des Fußballs. Es gibt auch viele andere Vereine, die sehr gerne mehr in diesem Bereich investieren würden, es aber schlichtweg aufgrund der finanziellen Mittel nicht können. Ich kenne es aus Kölner Zeiten, da wurde zwar daran gefeilt, aber es war sehr schwierig. Inzwischen läuft es glücklicherweise auch dort besser. Oder eben aus Mannheim.

SPOX: Sie sprechen die Jungadler an.

Aus den Birken: Ich selbst habe von diesem Projekt profitiert. Das war der erste Riesenschritt, der in Deutschland gemacht wurde. Und er war und ist sehr erfolgreich. Deshalb macht Red Bull mit der Akademie für Nachwuchsspieler, die allen jungen Akteuren eine sichere Perspektive bis zu ihrem Abschluss bietet, alles richtig. Die Folgen aus solchen Projekten können für den gesamten Sport nur positiv sein. Es kann sich jeder glücklich schätzen, dass so etwas angeboten wird. Und jeder, der es zu schätzen weiß, ist deshalb dankbar dafür.

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SPOX: Viele Leute werden sich wohl weiterhin nicht die Mühe machen, sich mit der Thematik konkret auseinanderzusetzen.

Aus den Birken: So sieht es leider aus. Dabei sollte man im Leben immer alles erst einmal hinterfragen, ehe man es verteufelt und einfach mal drauf los schimpft.

SPOX: Stört es Sie dann nicht, dass viele die Entwicklung der vergangenen Jahre sowie den Titel primär dem Geld von Red Bull zuschreiben?

Aus den Birken: Mit Geld allein gewinnt man nicht die Meisterschaft. Das haben wir doch selbst über Jahre gesehen und es gibt auch andere Vereine, die einen entsprechenden Etat haben. Ohne Interna zu kennen: Mannheim hat ebenfalls einige finanzielle Kapazitäten und Köln darf man auch nicht vergessen, um zwei Beispiele zu nennen. Was in München gerne übersehen wird, ist zudem die Tatsache, dass Coach Don Jackson und Manager Christian Winkler hier einiges aufgebaut haben, was Hand und Fuß hat.

SPOX: Was ist denn die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft?

Aus den Birken: Es ist wichtig, ein Team zusammenzustellen, das auch zusammen passt. Eine Mannschaft muss aufgebaut werden. Keiner kann ernsthaft bestreiten, dass Geld ein Faktor ist. Der spielt allerdings alleine keine große Rolle. Die Zusammenstellung und vor allem die Chemie müssen stimmen. In München stimmt darüber hinaus die Entwicklung, die Vorstellung von der Zukunft - und das auf allen Ebenen im Verein. Das verstehen allerdings leider nicht alle Eishockey-Fans.

Danny aus den Birken im Steckbrief

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