Sie haben dann zwei durchaus gute Jahre absolviert, im zweiten wurden Sie sogar zum All-Star Game eingeladen. Warum ging die Reise zurück nach Deutschland statt Richtung NHL?
Ehelechner: Mein Pech war der Lockout. Dadurch sind die NHL-Goalies nach unten in die AHL gekommen, um sich fit zu halten. Sprich: Für mich war kein Platz, ich hätte noch eine Stufe nach unten rutschen müssen in die East Coast Hockey League. Für die Juniorenliga war ich nämlich dann zu alt. Diese Aussichten auf nicht viel Spielzeit in der AHL haben den Entschluss reifen lassen, in die Heimat zurückzugehen. Dazu kam, dass ich privat durch den Krebstod meines Opas eine ganz schlimme Zeit durchmachen musste. Ich wollte nach Hause. Auch wenn ich wusste, dass ich mir damit nicht nur Freunde mache. Wenn du in dem Business etwas anders macht, als es manche gerne hätten, bist du ganz schnell weg vom Fenster.
Sie sind nach Mannheim, dort spielten Sie aber auch nicht.
Ehelechner: Da war wirklich der Wurm drin für mich. Bei den Adlern stand Frederic Chabot im Kasten und als dann noch Ilpo Kauhanen verpflichtet wurde, war mir klar: Hier wirst du auch nicht spielen. So bin ich nach Duisburg gegangen. Das mag nach einem Rückschritt klingen und sportlich war er das sicher auch, Duisburg stand zu der Zeit im Tabellenkeller, aber ich wollte einfach nur auf dem Eis stehen und spielen. Ich habe in der Zeit auch nicht der NHL-Chance nachgetrauert. Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich nicht zu hundert Prozent Gas geben können. Ich bin auch nicht der Typ, der zurückblickt. Ich war in Duisburg und hatte Bock auf Eishockey, das hat gezählt.
Ganz war der Traum auch noch nicht geplatzt. 2006 wurden Sie von den Sharks nach Pittsburgh getradet. Haben Sie damals nochmal Ihre Chance gewittert?
Ehelechner: Ein bisschen schon, ich war auch zweimal noch drüben im Camp in Pittsburgh, aber irgendwie sollte es nicht sein. Die Zeit bei den Penguins war aber auch so nochmal total spannend und hat Spaß gemacht. Einerseits, weil Pittsburgh so eine sensationelle Sportstadt ist. Wir waren einmal bei einem Steelers-Spiel in der ersten Reihe, das war irre, was da los war. Und andererseits, weil ich in eine Kabine mit Superstars wie Sidney Crosby, Evgeni Malkin, Kris Letang und Fleury reingekommen bin und erlebt habe, was für coole Jungs das sind. Das ist auch das Schöne am Eishockey. Es hat keine Rolle gespielt, dass ich ein No-Name aus Deutschland war, Crosby kam immer zu mir her und hat mich Sachen gefragt, ich habe ihn Sachen gefragt, es war alles ganz easy. Er ist einer der besten Spieler der Welt, aber er hat nullkommanull Starallüren.
Ehelechner: "Was für eine Majestätsbeleidigung!"
In Nürnberg hatten Sie dann Ihre wohl beste Zeit der Karriere, oder?
Ehelechner: Ja, definitiv. In Nürnberg habe ich alles miterlebt. Ich saß in der Kabine, als der Insolvenzverwalter vor uns stand und meinte, dass wir eigentlich alle gehen können. Die Lichter waren schon fast aus. Und dann kam Thomas Sabo und ich habe hautnah gesehen, wie etwas ganz Neues aufgebaut werden konnte. Plötzlich haben sich die Ice Tigers zu einer Marke entwickelt, plötzlich hatten wir Erfolg.
So viel Erfolg, dass Sie auch ein Kandidat für die Nationalmannschaft waren und die Heim-WM 2010 nur knapp verpassten.
Ehelechner: Das war ein herber Nackenschlag. Ich bin als Goalie Nummer vier kurz vor der WM gestrichen worden, weil sich Uwe Krupp für Rob Zepp entschied. Es war hart, aber ich habe versucht, mich nicht zu sehr herunterzuziehen zu lassen, sonst buddelst du dir ganz schnell ein Loch, aus dem du nicht mehr herauskommst.
Ihre letzte DEL-Station war dann Augsburg, ein ganz besonderer Traditionsverein. Woran denken Sie, wenn Sie an Augsburg denken?
Ehelechner: In Augsburg habe ich immer gefroren. (lacht) Daran denke ich. Aber ich habe Augsburg und das halboffene Stadion und die verrückten Fans geliebt. Für mich ist Augsburg auch seit dem Umbau eines der lautesten und besten Stadien in der DEL, weil man es geschafft hat, den Charme des Curt-Frenzel-Stadions zu erhalten. Augsburg ist einmalig, ich habe die Zeit dort sehr genossen.
Sie haben in der Folge sehr früh mit 30 Jahren Ihre Karriere beendet. Warum?
Ehelechner: Das war eine rein rationale Entscheidung. Losgelöst vom damaligen Servus-TV-Sportchef Philip Wohlfarth, der aus dem Nichts auf mich zukam und mir eine Trainee-Stelle anbot. ServusTV hatte damals ja die DEL-Rechte. Meine erste Reaktion war: "Was für eine Majestätsbeleidigung! Fragt der mich, ob ich aufhören will? Unglaublich!" (lacht) Ich habe das erst gar nicht ernst genommen. Aber je länger der Sommer ging, desto mehr Gedanken habe ich mir gemacht. Bis zu dem Punkt, an dem ich mir eine stinknormale Pro-Contra-Liste erstellte und feststellen musste, dass die Contra-Seite deutlich länger war. Ich hatte auch im Kopf, dass ich viele Mitspieler gesehen habe, die nach der Karriere in ein Loch gefallen sind. Und ich wollte immer selbst entscheiden, wann ich aufhöre. Das war mir ganz wichtig. Ich war auch nicht so gut aufgestellt, ich hatte nur die Mittlere Reife als Abschluss, weil mein Studium in Kanada hier nicht anerkannt wurde. Da machst du dir schon Gedanken, das Leben hört ja mit 30 nicht auf, sondern geht hoffentlich noch sehr lange weiter.
Ehelechner: "Olympia war mein Draft im Journalismus"
Alles verständlich, aber so rational zu sein, muss doch die Hölle sein.
Ehelechner: Das Herz hat schon geweint, ganz klar. Ich habe 26 Jahre fürs Eishockey gelebt. Aber ich wusste trotzdem, dass ich das Richtige tue. Und so stand ich dann nicht mehr im Tor, sondern als 30-jähriger Praktikant im Büro bei ServusTV, gefühlt nur 17-Jährige um mich herum. Aber mir war das egal. Ich habe es wie ein Eishockey-Spiel gesehen und war total wissbegierig. Ich wollte alles erlernen, ich wollte genau wissen, wie so eine Produktion läuft, ich habe mich da richtig reingefuchst. Und ich habe mir wie früher im Sport auch Ziele gesteckt. Einfach auch, um den inneren Schweinehund zu überwinden. Und im TV ist es auch wie früher im Tor: Wenn das rote Licht angeht, musst du performen. Zum Glück hatte ich Leute, die Talent in mir gesehen und mich unterstützt haben.
Olympia 2018 war für Ihre Karriere als Experte ganz entscheidend.
Ehelechner: Olympia 2018 war der Durchbruch. Das war mein zweiter Draft. Mein Draft im Journalismus. So kann man es glaube ich echt beschreiben. Es hat alles eine andere Dimension angenommen, ich hatte auf einen Schlag 10.000 Follower mehr, bis heute sprechen mich die Eishockey-Fans bei den Spielen darauf an. Ich muss der Nationalmannschaft dankbar sein. Wenn die Jungs nicht das Finale erreicht hätten, was ja kein Schwein gedacht hätte vor dem Turnier, hätten wir nicht so ausrasten können. Die ganze Atmosphäre vor Ort war atemberaubend, in diesen Wochen hat einfach alles gepasst. Und dann sind wir eben durch die Decke gegangen, zum Glück hat es wohl ein paar Menschen gefallen, nachdem diese Art des Kommentierens bis dahin ja immer kritisch gesehen wurde. Aber ich stehe total dahinter. Ich will, dass mehr Fans sich für Eishockey interessieren. Das ist mein Ziel. Und dafür brauchen wir Emotionen.
Sie haben auch Ihren eigenen Spruch kreiert: Ciao for now. Wie ist das entstanden?
Ehelechner: 2016 war ich bei meinem Schwager in Brindisi in Italien und habe dort italienisches Fernsehen gesehen. Ich habe nichts verstanden, aber am Ende sagte der Typ im TV: Ciao for now. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mir dachte: Das übernimmst du jetzt. Du musst dich heutzutage irgendwie aus der Masse abheben, du brauchst ein Merkmal, du musst ein bisschen aus der Reihe tanzen. Du musst dich verkaufen. Von den Normalen haben wir doch mehr als genug. Die Leute wollen ja auch unterhalten werden, rein sportlich kommentieren, das reicht nicht mehr. Wenn der Fan am See, im Zug oder wo auch immer sitzt und Eishockey schaut, will er neben dem Sportlichen auch ein bisschen entertaint werden. Das versuche ich so gut wie möglich zu liefern.