Das Wichtigste zuerst: Felipe Massa ist außer Lebensgefahr und wacht immer häufiger aus dem künstlichen Koma auf. Allerdings wird er wegen einer Verletzung des Sehnervs in dieser Saison wahrscheinlich nicht mehr fahren können. Was aus seiner Karriere wird, kann noch niemand mit Sicherheit sagen.
Wenn man Bilder gesehen hat, wie der Helm von Massa aussah, nachdem er bei rund 280 km/h von einer 800 Gramm schweren Metallfeder getroffen worden war, steht das Überleben von Massa aber klar an erster Stelle. Die Feder hatte eine regelrechten Krater in den Helm gerissen und die Halterung des Visiers zerstört. Ein großes Glück, dass Massa das überstanden hat.
Henry Surtees, der Sohn des ehemaligen Weltmeister John Surtees hatte nur eine Woche zuvor weniger Glück. Er wurde bei einem Rennen der Formel 2 in Brands Hatch von einem abgerissenen Rad am Kopf getroffen und starb an seinen Verletzungen.
Erinnerungen an schwarzes Imola-Wochenende 1994
"Das ist wie damals 1994", erinnerte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh an die tödlichen Unfälle von Ayrton Senna und Roland Ratzenberger in Imola. "Wir fühlen uns alle unweigerlich sicher, solange wir nicht mit einem ernsthaften Unglück konfrontiert werden."
Diese Konfrontation ist jetzt gegeben. "1994 war ein großer Weckruf für uns alle in der Formel 1. Jetzt müssen wir wieder einen Schritt machen, um sicherzustellen, dass wir alles für die Sicherheit tun, was möglich ist", fuhr Whitmarsh fort.
Barrichello: "Es muss etwas unterneommen werden"
Bei aller Gewissheit, dass die Unfälle sowohl von Surtees als auch von Massa Verkettungen extrem unglücklicher Umstände waren und in der Form noch nie vorgekommen sind: Die Fahrer sind besorgt um ihre Sicherheit und die Verantwortlichen der Teams machen sich schon Gedanken über Verbesserungen."Ich glaube nicht an Zufälle. Alles passiert aus einem bestimmten Grund. Das ist jetzt schon die zweite Botschaft, die wir erhalten", sagte Rubens Barrichello, dessen Auto das Unglück von Massa verursacht hatte. "Es muss etwas unternommen werden."
Nico Rosberg sagte: "Diese Unfälle zeigen, dass der Kopf der Punkt ist, an dem wir noch am meisten gefährdet sind. Das ist ein großes Problem und wir müssen zusehen, ob wir in allen Serien etwas machen können, um den Kopf noch besser zu schützen."Abdeckungen, Käfige oder Windschutzscheiben?
Aber wie? Ideen gibt es, doch die müssen erst einmal sorgfältig auf ihren Sinn überprüft werden. Das mahnt Brawn-Teamchef Ross Brawn an.
"Man kann über Abdeckungen, Windschutzscheiben oder Käfige über dem Cockpit nachdenken, aber man muss sich die Sache als Ganzes ansehen und entscheiden, ob man etwas in dieser Richtung tun muss oder nicht", sagte Brawn.
All diese Schutzmaßnahmen würden zwar für Trümmerteilen schützen, aber: "Man muss sicherstellen, dass man an die Fahrer herankommen kann, um sie nach einem Unfall zu bergen", gab Brawn zu bedenken. "Was wäre, wenn ein solcher Käfig bei einem Überschlag über dem Kopf des Fahrers zusammenbricht? Da muss man viele Nebeneffekte in Betracht ziehen."
Räikkönen: "Es ist einfach Pech"
Auch Brawn merkt an, dass Unfälle wie die von Surtees und Massa in der Geschichte des Formelsports höchst selten waren und auch in Zukunft höchst unwahrscheinlich sind.
Massas Teamkollege fasste es ganz nüchtern zusammen: "Wir haben nun einmal offene Cockpits. Es ist einfach Pech, dass so etwas manchmal passiert."
Nur nichts verschlimmbessern
So nüchtern werden es die Sicherheitsexperten sicher nicht betrachten. Sie werden genau über mögliche Verbesserungen diskutieren. Ob es in Zukunft einen Käfig, eine Windschutzscheibe oder sonstige Auswüchse über dem Cockpit geben wird, ist noch nicht sicher.
Sicher ist aber: "Wenn man reagieren muss, wird die FIA das sicher umgehend tun", sagte Brawn. "Aber sie muss erst einmal sicherstellen, dass wir nichts tun, was die Situation schlimmer macht anstatt besser.