Rückschlag für Sebastian Vettel, Comeback von Lewis Hamilton und viel Zuspruch für Felipe Massa: Als Weltmeister Hamilton nach mehr als neunmonatiger Durststrecke seinen zehnten GP-Sieg feierte, war für Vettel der Große Preis von Ungarn längst beendet.
Ein technisches Problem an seinem Red Bull zwang den 22 Jahre alten Heppenheimer schon in der 27. Runde zur Aufgabe, wodurch er seinen zweiten Platz in der Gesamtwertung an den in Budapest drittplatzierten Teamkollege Mark Webber verlor.
"Wenn man auf den Positionen zwei und drei beginnt, dann ist ein dritter Platz enttäuschend", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Sky-Interview. "Aber mehr war einfach nicht drin. Sebastian hat Pech gehabt, Mark hat das beste rausgeholt. Das Tor zur WM steht noch immer weit offen."
Der zweite Rang für Kimi Räikkönen war dagegen nur ein schwacher Trost für das Ferrari-Team. Dessen Teamkollege Felipe Massa erholte sich derweil im Krankenhaus von den Nachwirkungen seines schweren Unfalls vom Samstag, bei dem er großes Glück gehabt hatte. Zwischenzeitlich war der Brasilianer sogar ins künstliche Koma versetzt worden.
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Rückschlag für Vettel
"Es hat urplötzlich einen Schlag gegeben, die linke Aufhängung vorne war kaputt. Es ging nicht mehr weiter", beschrieb Vettel den Grund seines Ausfall: "Ich hatte es noch mal probiert, weil jeder Punkt helfen kann, aber es gab keine Chance, das Auto zu reparieren. Das ist natürlich bitter."
Statt Vettel ist jetzt Webber, der die Chance auf dem zweiten Platz durch Schwierigkeiten beim ersten Boxenstopp verpasste, schärfster Verfolger von WM-Spitzenreiter Jenson Button. "Die Jagd geht weiter", kündigte Webber an. Button konnte durch Platz sieben aber kein großes Kapital aus Vettels Ausfall schlagen.
Auf 18,5 Punkte schrumpfte der Vorsprung des Brawn-Piloten auf Webber (70:51, 5), Vettel liegt nach 10 von 17 Läufen mit weiterhin 47 Punkten jetzt wieder 23 Zähler hinter dem Briten.
"Wir sind heute noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen", fasst Ross Brawn gegenüber der "BBC" zusammen. "Weil Sebastian nicht ins Ziel kam und Mark nur Dritter wurde, ist unser Ergebnis keine Katastrophe."
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Rosberg als bester Deutscher auf Platz vier
Grund zur Freude hatten anstatt Vettel dagegen Nico Rosberg und Timo Glock. Williams-Pilot Rosberg landete wie schon beim Heimspiel auf dem Nürburgring auf Platz vier, war damit bester der fünf Deutschen und verbesserte sich in der Gesamtwertung auf Rang fünf.Glock, der im Vorjahr in Budapest als Zweiter sein bislang bestes Formel-1-Resultat geholt hatte, kämpfte sich im Toyota von Startplatz 13 bis auf Position sechs nach vorne und holte nach zuletzt zwei neunten Plätzen wieder WM-Punkte.
BMW-Sauber-Pilot Nick Heidfeld ging als Elfter leer aus, Adrian Sutil schied schon nach der ersten Runde wegen technischer Probleme an seinem Force India aus.
Haug: "Das war eine Sensation"
Strahlen durfte zusammen mit Hamilton, der schon in der letzten Kurve jubelte, auch Norbert Haug. "Das war eine Sensation. Der Lewis war eine Klasse für sich", meinte der Mercedes-Sportchef.
Erstmals seit dem Erfolg des Briten beim Großen Preis von China am 19. Oktober 2008 in Shanghai gewann wieder ein Silberpfeil ein Formel-1-Rennen und krönte damit die erfolgreiche Aufholjagd der letzten Wochen.
Vettel der große Verlierer des Starts
Beim Start hatte Vettel zum wiederholten Male in dieser Saison wertvollen Boden verloren. Während Teamkollege Webber als Zweiter hinter dem Trainingsschnellsten Fernando Alonso (Spanien) aus der ersten Kurve kam, fiel der Heppenheimer vom zweiten bis auf den siebten Platz zurück.
Dabei hatte er zwei gefährliche Situationen zu überstehen, als er erst beinahe mit dem Silberpfeil von Hamilton, danach mit dem Ferrari von Räikkönen kollidierte. Button verlor am Start zunächst einen Platz an Kazuki Nakajima, holte sich den aber in der zweiten Runde zurück und fuhr fortan direkt hinter Vettel.
Alonso und Renault nach Radverlust gesperrt
Während Vettel nicht am fünftplatzierten Heikki Kovalainen vorbeikam, ging Alonso in Runde 12 wie erwartet als Erster an die Box, wo sein Team allerdings patzte.Nach wenigen hundert Metern verlor der Renault zunächst die Abdeckung des rechten Vorderrades, kurze Zeit später das ganze Rad. Die Führung übernahm Hamilton, der zwischenzeitlich Webber überholt hatte. Durch die Probleme beim Reifenwechsel ging dann auch Räikkönen am Nürburgring-Sieger aus Australien vorbei und ließ sich diesen Platz nicht mehr nehmen.
Der Schock für Renault kam nach dem Rennen. Die FIA sperrte das Team wegen grober Fahrlässigkeit bei Alonsos Radverlust für ein Rennen. Das ist ausgerechnet der Europa-GP, also Alonsos Heimspiel in Valencia. Renault legte Einspruch gegen das Urteil ein.
So lief das Rennen: