"Keine Ausreden mehr für Schumacher"

Von Alexander Mey
Michael Schumacher tritt im zweiten Jahr im Teamduell bei Mercedes gegen Nico Rosberg an
© xpb

Wie immer gilt auch 2011 wieder die alte Formel-1-Binsenweisheit: Zuerst muss jeder Fahrer seinen Teamkollegen schlagen. Für einige Pflicht, für einige aussichtslos - oft aber auch ein knallharter Zweikampf. SPOX stellt zusammen mit F-1-Experte Marc Surer die Teamkollegen aller zwölf Teams gegenüber.

Cookie-Einstellungen

 

Sebastian Vettel: 62 Rennen, 10 Siege, 15 Poles, 1 WM-Titel

Für den Last-Minute-Champion von 2010 zählt nur die Titelverteidigung. Der jüngste Weltmeister aller Zeiten ist er schon. Jetzt kann er daran gehen, weitere Rekorde zu jagen. Der größte Druck ist weg, das sollte ihm noch mehr Rückenwind verleihen.

Mark Webber: 157 Rennen, 6 Siege, 6 Poles

Eine undankbare Aufgabe für einen Mann, der 2010 selbst schon fast wie der Weltmeister aussah, bevor ihm in den letzten Rennen die Puste ausging. Angeblich hat er sein Motivationsloch nach dem verpassten Titel überwunden. Dennoch wird er es gegen den lockeren Vettel unglaublich schwer haben. Er braucht unbedingt einen guten Saisonstart.

Surers Einschätzung: "Eine ganze schwierige Situation für Webber. Vettel geht die Sache sehr entspannt an, das ist sein großer Vorteil. Die Verkrampfung, die man im vergangenen Jahr bei ihm ab und zu noch gesehen hat, ist weg. Er ist jetzt Weltmeister, er muss niemandem mehr etwas beweisen. Das macht ihn noch besser."

SPOX-Prognose: Vorteil Vettel

 

Lewis Hamilton: 71 Rennen, 14 Siege, 18 Poles, 1 WM-Titel

Die große Frage ist, wie er damit umgehen wird, offenbar nicht von Beginn an um Siege fahren zu können. 2009 kam er mit dieser Situation sehr gut klar, aber seine Geduld könnte auf eine harte Probe gestellt werden. Fährt er zu aggressiv, wird er zudem schnell Probleme mit den Reifen bekommen, da hilft ihm dann auch seine überlegene Grundschnelligkeit nicht.

Jenson Button: 189 Rennen, 9 Siege, 7 Poles, 1 WM-Titel

Schonender Umgang mit den Reifen und Rennintelligenz sind seine beiden Trümpfe. Ist der neue McLaren tatsächlich nicht gut genug für die Spitze, dann hat er das Talent, das Beste aus jedem Rennen herauszuholen. Das hat er schon oft bewiesen. In schwierigen Situationen trifft er oft die besseren Entscheidungen als Hamilton.

Surers Einschätzung: "Das Team wollte mit dem neuen Auto zu viel und hat es irgendwie vermurkst. Daraus müssen die Fahrer jetzt das Beste machen. Hamilton ist der Schnellere der beiden, keine Frage. Button könnte dagegen durch seine schonende Fahrweise mit den diffizilen Pirelli-Reifen besser zurechtkommen. Außerdem spricht bei den wahrscheinlich unübersichtlicheren Rennen seine Rennintelligenz für ihn. Die Frage ist: Was zählt mehr?"

SPOX-Prognose: Unentschieden

 

Fernando Alonso: 107 Rennen, 26 Siege, 20 Poles, 2 WM-Titel

Die Frage ist, wie er das bittere WM-Finale 2010 verarbeitet hat. Nutzt er es als Motivation, um noch perfekter zu sein, oder will er zu viel und versucht zu verbissen, sich bei Vettel zu revanchieren. Sicher scheint, dass er noch schneller als 2010 intern klarmachen wird, wer die Nummer eins bei Ferrari ist.

Felipe Massa: 133 Rennen, 11 Siege, 15 Poles

Nach dem schwachen Jahr 2010 kommt bei ihm alles auf den Saisonstart an. Er muss Alonso in den ersten Rennen schlagen, um nicht schon frühzeitig ein tristes Dasein als Nummer zwei zu fristen. Früher oder später wird es aber so kommen, wenn er nicht dauerhaft über sich hinauswachsen kann. Schade eigentlich, denn bei den Tests machte Massa einen starken Eindruck.

Surers Einschätzung: "Massa ist wieder aufgewacht, ihm scheinen die Pirelli-Reifen zu liegen. Alonso hat also wieder einen echten Gegner im Team. Aber ich denke, dass Ferrari das schon regeln wird. Alonso wird nach den Erfahrungen von 2010 auf jeden Fall darauf pochen, von Anfang an die Nummer eins zu sein."

SPOX-Prognose: Vorteil Alonso

 

Michael Schumacher: 268 Rennen, 91 Siege, 68 Poles, 7 WM-Titel

Das Jahr der Wahrheit für den Rekordchampion. Die Eingewöhnungszeit nach dem Comeback ist vorbei. Um die Öffentlichkeit, das Team und wohl auch sich selbst zufrieden zu stellen, muss er Rosberg Paroli bieten und ihn bestenfalls schlagen. Ist dazu das Auto noch so gut, wie es bei den letzten Tests aussah, dann muss das Ziel Podium und GP-Sieg lauten.

Nico Rosberg: 89 Rennen, 0 Siege, 0 Poles

Auch für ihn ist es ein Jahr, in dem sich die Richtung seiner Karriere entscheidend ändern kann. Er muss endlich den Ruf des ewigen Supertalents, das aber nichts gewinnt, loswerden. Das geht nur, wenn er erneut Schumacher schlägt, dabei diesmal aber auch Rennen gewinnt.

Surers Einschätzung: "Für Schumacher gibt es keine Ausreden mehr. Er hatte im Gegensatz zu 2010 diesmal direkten Einfluss auf die Entwicklung des Autos. Dazu hat er die Pirelli-Reifen, die ihm offensichtlich besser liegen. Das konnte man schon bei den Tests sehr gut beobachten. Jetzt ist die Frage, ob er sich mit seiner Erfahrung gegen Rosbergs Jugend durchsetzen kann. Bei den Tests sah er besser aus, weil immer er es war, dem eine gute Rundenzeit geglückt ist. Aber die Wahrheit werden wir wie immer erst in Melbourne erfahren."

SPOX-Prognose: Unentschieden

 

Nick Heidfeld: 172 Rennen, 0 Siege, 1 Pole

Die Chance seines Lebens. Dank des Ausfalls von Robert Kubica sitzt Heidfeld urplötzlich in einem Auto, mit dem er sogar aufs Podium fahren kann. Das muss ihm dann aber auch gelingen, wenn er über diese Saison hinaus in der Formel 1 bleiben will. Gutes Mittelmaß reicht nicht.

Witali Petrow: 19 Rennen, 0 Siege, 0 Poles

Der Russe hatte seine Sternstunde beim Saisonfinale 2010 in Abu Dhabi. Zumindest aus Sicht der Vettel-Fans. Alonso-Anhänger werden in dagegen für seine Dauerblockade verfluchen. Auch dieses Rennen hat aber nichts daran geändert, dass Petrow kein Spitzenfahrer ist. Wenn er sich auch ohne seine russischen Millionen etablieren will, muss er unbedingt konstanter werden.

Surers Einschätzung: "Heidfeld ist ein ganz heißer Kandidat. Achtung, er hat alle Karten in der Hand, mindestens aufs Podest zu fahren. Das Auto ist meiner Meinung nach stark genug dafür. Petrow hat jedenfalls keine Chance gegen Heidfeld, dafür ist er nicht gut genug."

SPOX-Prognose: Vorteil Heidfeld

Teil 2: Neulinge Maldonado und Perez - von wegen Paydriver!

Artikel und Videos zum Thema