AVUS (Berlin/Deutschland)
Der Große Preis von Deutschland ist unweigerlich mit zwei Strecken verbunden: dem Hockenheimring und dem Nürburgring. Doch einmal, im Jahr 1959, ging es für ein offizielles Rennen nach Berlin. Der Grund war pure Politik: In der geteilten Stadt sollte ein Zeichen gesetzt werden, sogar DDR-Mark wurden als Zahlungsmittel akzeptiert.
Das kuriose Format, bei dem zwei Rennen zu je 30 Runden auf der acht Kilometer langen Strecke stattfanden, entwickelte sich zu einer Ferrari-Galavorstellung. Zahnarzt Tony Brooks siegte nach 498 Kilometern, nachdem er durch einen Streik in Maranello beim vorangegangen Rennen in Silverstone noch auf Vanwall unterwegs war.
Dahinter komplettierten die US-Amerikaner Dan Gurney und Phil Hill das Podium des zu dieser Zeit mit durchschnittlich über 230 Stundenkilometer schnellsten Rennens der Formel 1.
Geburt von "Hans im Glück"
Die Teilung in zwei Läufe war übrigens eine Notlösung: Auf der aus zwei fast vier Kilometer langen Geraden der heutigen A115, der Haarnadelkurve im Süden und der aus Backsteinen gemauerten, neun Meter hohen Steilkurve im Norden bestehenden Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße hatten die Piloten extreme Sicherheitsbedenken. Sie befürchteten dauerhafte Reifenplatzer.
Die Befürchtungen waren berechtigt. Nur sechs Fahrer hielten beide Läufe durch, beim früheren Mercedes-Benz-Junior Hans Herrmann, 1970 beim ersten Porsche-Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans im Auto, versagten vor der Südkehre die Bremsen seines BRM komplett.
Das Auto überschlug sich, der Stuttgarter wurde herausgeschleudert, stand direkt wieder auf und ging unverletzt weg. Der legendäre Spitzname "Hans im Glück" war geboren.
Trauer um Jean Behra
Einen Tag zuvor ging es weniger glimpflich aus: Im strömenden Regen verlor Jean Behra in der Nordkurve die Kontrolle über seinen Porsche und schoss über den oberen Rand hinweg. Er wollte am Tag danach erstmals in seinem eigenen Auto bei einem Grand Prix starten, kam aber nicht dazu.
Beim Unfall wurde auch er aus dem Wagen geschleudert, traf einen von acht Flaggenmasten und starb. Die Crashs häuften sich, der GP-Sport zog sich zurück, 1967 wurde die Kurve abgetragen. Als auch die DTM Berlin 1998 verließ, war die Rennstrecke endgültig tot.
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