Als selbst Rindt übel wurde

Der Circuit de Charade gehört zu den legendärsten Strecken der F1-Historie
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Nivelles-Baulers (Nivelles/Belgien)

Die Rennstrecke bei Brüssel dürfte selbst eingefleischtesten Motorsportfans Fragezeichen auf die Stirn rufen. Nivelles-Baulers war eine echte Retortenstrecke, auf der die Formel 1 nur 1972 und 1974 gastierte, als die Legende Spa-Franchorchamps von über 14 auf unter 7 Kilometer verkürzt wurde.

Statt abgesperrter Landstraßen, Bauernhäusern, grasenden Kühen am Streckenrand und Heuballen vor Strommasten gab es hier eines: Sicherheit. Oder was man damals dafür hielt.

Der Niederländer Hans Hugenholtz hatte den 3,724 Kilometer Rundkurs entworfen, ihn flach gehalten, mit Auslaufzonen versehen und ihm ein Durchschnittslayout mit einer extrem langen Geraden, schnellen Kurvenwechseln und einigen langsamen Knicken verpasst. Man könnte den Niederländer als Vorgänger von Hermann Tilke bezeichnen, der heute sämtliche Formel-1-Strecken konstruiert.

Kritik an der Strecke

Hugenholtz war ebenso umtriebig. Auf seine Kappe gehen auch die Rennstrecken in Suzuka, dem flämischen Zolder, dem spanischen Jarama sowie das Motodrom des Hockenheimrings. Letzteres wurde übrigens gebaut, als die A6 entstand und die alte Zielkurve am Stadtrand südlich von Mannheim von den Waldgeraden trennte.

Doch zurück ins wallonische Nivelles. Die Fahrer und Zuschauer lehnten von Beginn an die Strecke ab. Sie war zwar die sicherste im ganzen Rennkalender, dem Vergleich mit dem Vorgänger in den Ardennen hielt sie aber aus ihrer Sicht nicht stand.

Der Kurs wurde fallengelassen, nachdem Emerson Fittipaldi zweimal triumphiert hatte. Niki Lauda hätte dem Brasilianer 1974 fast den Sieg abgenommen, als dieser statt nach der Ziel- schon nach der Vorstartlinie den Fuß vom Gas nahm.

System von Fangzäunen

Mit der Rennstrecke ging es anschließend bergab. 1981 wurde die Lizenz nicht verlängert, in den Neunzigern wurden die letzten verfallenen Überreste vernichtet. Allerdings lässt sich noch heute aus dem Weltall der genaue Streckenverlauf nachvollziehen. Das heutige Industriegebiet nutzt die alte Streckenführung für ihre Straßen.

Bis heute wirken die Rennstrecken von Hugenholtz jedoch weiter: Die Sicherheitsmauern der US-amerikanischen Ovalrennen beruhen im Grunde auf einem System von Fangzäunen, das der Niederländer anwandte, um die verunfallten F1-Autos abzubremsen.

Als er 1995 ausgerechnet an den Folgen eines Autounfalls starb, waren seine Bemühungen in der Formel 1 durch den Tod von Ayrton Senna aktueller denn je. Tödliche Unfälle waren endlich keine Selbstverständlichkeit mehr.

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