Auf einer Stufe mit Senna
26 weitere Jahre muss Deutschland warten, um mit dem Autodromo Frieden zu schließen. Michael Schumacher rast 1996 gleich im ersten Jahr im Ferrari zum Heimsieg. Vor dem Rennen verkündet er den begeisterten Tifosi, dass er Vater wird. Zehn Jahre später in Monza seinen Abschied von der F1-Bühne.
Vier weitere Triumphe schenkt Schumi den Italienern in seiner Glanzzeit. Den wohl bedeutendsten feiert er 2000. Nach seinem Erfolg wird ihm auf der Pressekonferenz bewusst, dass er mit dem Sieg in Monza die Traummarke des verunglückten Ayrton Senna egalisiert hat.
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Der sonst als "seelenlose Roboter" verschriene Kerpener kann seine Tränen nicht zurückhalten und weint hemmungslos. Schumi erleidet einen Heulkrampf, ist unfähig, seine Sprache wiederzufinden.
In einem späteren Interview gibt der Rekordweltmeister Auskunft über die damalige Situation. "Die Nachricht, dass ich Ayrtons Anzahl an Siegen egalisiert hatte, brachte das Fass zum Überlaufen. Für mich war er immer der Beste. Ich habe mich nie auf eine Stufe mit ihm gestellt. Und auf einmal war da dieser Beleg." An diesem Tag sieht die Welt einen neuen Schumacher, den sentimentalen Menschen hinter der Fassade des harten Racers.
Vom Himmel in die Hölle
Heinz-Harald Frentzen steht in diesen Jahren in Schumachers Schatten. 1999 kann er sich davon befreien und fährt im vermeintlich unterlegenen Jordan sensationell zum Sieg. "Wahrscheinlich mein schönster Sieg. Ich stand da oben auf dem Podium, unter mir gefühlte tausend Tifosi, ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper", erklärt Frentzen rückblickend.
Es sollte der letzte Grand-Prix-Sieg in seiner Karriere sein. 2000 wird auch der Mönchengladbacher von der unnachgiebigen Realität des Parks eingeholt. Nach einer Kollision mit seinem Teamkollegen Jarno Trulli, löst sich der Hinterreifen seines Boliden und erschlägt einen Streckenposten.
Frentzen steht unter Schock, verliert darauf seine Unbekümmertheit. Bis zu seinem Karriereende 2003 findet er nie wieder zu alter Form zurück.
A new star is born
So brutal Monza sein kann, der Kurs bringt auch seine Helden hervor. So geschehen 2008. Ein relativ unbekannter, aber überaus talentierter Deutscher namens Sebastian Vettel lenkt den absolut unterlegenen Toro Rosso zunächst auf die Pole-Position. Konkurrenten und Medien sprechen von Glück bei der Regenlotterie im Qualifying.
Tags darauf zeigt der junge Heppenheimer überhaupt keine Nerven und fährt der Konkurrenz auf und davon. "Es ist unglaublich, das ist wirklich der schönste Tag in meinem Leben, den werde ich nie mehr vergessen." Vettel krönt sich zum jüngsten Grand-Prix-Sieger aller Zeiten. Mit gerade einmal 21 Jahren. Ein neuer Stern am Formel 1-Himmel geht auf. 47 Jahre, nachdem ein deutscher Stern sein jähes Ende fand.
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