"Gut gemeint, schlecht gemacht"

Von Alexander Maack / Dominik Geißler
Red Bull gefolgt von McLaren - in der Formel 1 könnte die Zahl der Überholmanöver sinken
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Alexander Maack: Weniger Überholmanöver? Top!

Die wichtigste Feststellung zu Beginn: Die Formel 1 hat die schlimmste Zuschauerschaft, die es gibt - zumindest in Deutschland.

Sobald etwas neu ist, muss es automatisch abgelehnt werden. Irgendein negativer Aspekt lässt sich immer finden, um die Sportart schlecht zu reden.

Die neuen Autos? Eigentlich gut, weil die letzten unschön waren. Aber diese Flossen...

Kleine Flügel hinter oder auf der Airbox, die eine Reglementlücke effektiv ausnutzen? Abzulehnen.

An den Reglementänderungen führte nach den letzten Jahren kein Weg vorbei. Die Formel 1 hat sich die größte Mühe gegeben, ihr eigenes Image zu zerstören. Immer wieder kritisierten Fahrer, Teamchefs, Besitzer und allen voran Bernie Ecclestone das eigene Produkt. So sehr, dass Fans und Medien einstimmten. Dabei war gar nicht alles schlecht. Im Gegensatz zu den glorreichen Ferrari-Zeiten in den 2000er Jahren kämpften etwa mehrere Fahrer um Siege.

Die Fahrer haben endlich wieder Spaß

Das technische Reglement der Saison 2017 ist ein Neustart. Eine neue Chance, es besser zu machen.

Sämtliche Piloten äußerten sich nach den Testfahrten begeistert über die Autos. Die höheren Fliehkräfte fordern sie nach Jahren des kontrollierten Fahrens wieder. Sie werden gestaucht, gedrückt, an ihre Grenzen gebracht.

Der Vergleich der Onboard-Aufnahmen aus dem Vorjahr mit den Winter-Tests in Barcelona verdeutlicht eindrucksvoll, wie viel schneller die Autos sind, die im Jahr 2017 sämtliche Rekorde brechen werden.

Wie die Ingenieure das neue Reglement genutzt haben, ist atemberaubend. Ferraris Leitbleche vor den Seitenkästen, Red Bulls Nasenkonstruktion, Mercedes' Diffusor und die Vorderradaufhängung der Silberpfeile und von Toro Rosso... Frühe Kunstwerke, denn die Weiterentwicklung startet gerade erst!

Weniger Überholmanöver sind gut

Ob die Anzahl der Überholmanöver dadurch sinkt? Unwahrscheinlich, schließlich ist der Frontflügel mit seinen unzähligen Teilen Schuld an den Luftverwirbelungen.

Trotzdem wäre es gut, wenn weniger überholt würde. 1000 Überholmanöver gab es in der Saison 2016 - Positionswechsel in der ersten Runde rausgerechnet.

Im Durchschnitt waren es 47 pro Rennen. Das wäre akzeptabel. Doch die schnell abbauenden Reifenmischungen führten zu Chaos. Beim China-GP gab es 130 Überholmanöver auf der Strecke. Es war unmöglich, während des Rennens wirklich zu verstehen, wer wo gegen wen fuhr.

Gibt es weniger Boxenstopps und Positionswechsel, fällt es jedem Zuschauer leichter das Rennen zu verfolgen. Mehr noch: Ein Überholmanöver ist wieder etwas wert, wenn die Piloten sich verteidigen können, statt kampflos zurückstecken zu müssen.

Es gibt nichts Negatives

Die Fahrer sind neben den gestiegenen G-Kräften in den Kurven auch sonst mehr gefordert. Ein Auto, das am Limit bewegt wird, ist schwerer zu kontrollieren. Die breiteren Reifen haben mehr Auflagefläche und bieten mehr Grip. Treibt es ein Pilot aber zu weit und überschreitet er durch zu hohe Kurvengeschwindigkeit die Haftgrenze, verliert er komplett die Kontrolle und dreht sich.

Fehler werden auch am Start bestraft: Die Ingenieure konnten bisher bis ins kleinste Detail steuern, wie die Kraft auf den Asphalt gebracht wird. Ab dem Saisonauftakt in Melbourne gibt es nur noch eine lineare Kurve im Programm. Der Fahrer muss mit dem Finger an der Kupplung selbst dafür sorgen, dass seine Räder nicht durchdrehen.

Der Fahrer gefordert und begeistert, die Autos schneller und spektakulärer, dazu mehr echte Überholmanöver - die Voraussetzungen bergen keine negativen Aspekte. Die Formel-1-Saison 2017 könnte dank des neuen Reglements der Beginn einer besseren Zukunft sein.

Bei diesen Aussichten wäre es sogar akzeptabel, wenn ein Team in der ersten Saison des Reglements einen kleinen Vorsprung auf die Konkurrenz hat.

Der Formel-1-Kalender 2017 im Überblick

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