Red Bull-Pilot Sergio Perez hat den Großen Preis von Monaco gewonnen. Der Mexikaner siegte in einem chaotischen Rennen, welches bereits nach 64 von 77 Runden wegen Erreichens des Zeitlimits abgebrochen wurde, samt zweier Rennunterbrechungen vor Carlos Sainz im Ferrari und Teamkollegen Max Verstappen. Mick Schumacher (Haas) schied nach einem heftigen Abflug vorzeitig aus, Sebastian Vettel (Aston Martin) fuhr als Zehnter in die Punkte.
Schumacher verlor in der 27. Runde die Kontrolle über seinen Haas, der sich um die eigene Achse drehte und beim Einschlag in die Streckenbegrenzung in zwei Teile zerbrach. "Ich bin okay, ich verstehe es nur nicht", funkte Schumacher aus seinem zerstörten Boliden an die Box.
"Die Autos sind breiter als letztes Jahr - in dem Fall waren sie zu breit und ich habe mich verschätzt", sagte der 23-Jährige später bei Sky und nahm die Schuld auf sich. Körperlich sei er "okay". Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher wartet auch nach seinem 28. Formel-1-Rennen weiter auf seine ersten WM-Punkte.
Der Heimrennen-Fluch von Ferrari-Star Charles Leclerc hält derweil an. Der Monegasse musste sich mit dem vierten Rang begnügen, nachdem er am Samstag noch die Pole Position eingefahren hatte. "Ich habe keine Worte. Die Saison ist noch lang, aber so etwas dürfen wir einfach nicht tun! Das ist hart, die Jahre vorher war es auch schon hart, ich gewöhne mich langsam an Enttäuschungen bei meinem Heimrennen", sagte er später.
Im WM-Klassement baute Verstappen seinen Vorsprung damit leicht aus, der Abstand auf Leclerc beträgt nun neun Zähler. Weitere sechs Punkte dahinter liegt Perez.
Groß war die Freude dementsprechend auch beim Rennsieger: "Hier zu gewinnen, davon träumt man als kleines Kind", sagte Perez, der mit seinem Red Bull am Samstag im Qualifying schwer gecrasht war. "Ich habe euch viel Champagner versprochen", rief der Mexikaner deswegen in Richtung seiner Mechaniker.
Perez musste noch einige Stunden um seinen Sieg bangen, doch gut dreieinhalb Stunden nach Rennende teilte der Automobilverband FIA mit, dass der Protest Ferraris gegen Red Bull abgewiesen wurde.
"Wir haben den Protest eingelegt, weil wir für Klarheit sorgen wollen", sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto am Sonntagabend in einer Medienrunde: "Es geht nicht gegen Red Bull im Besonderen, sondern um den Umgang mit der Linie am Boxenausgang."
Monaco-GP: Die Analyse
Wegen plötzlich einsetzendem Regen wurde der auf 15 Uhr terminierte Rennstart zunächst um eine Viertelstunde nach hinten verschoben. Eine Verbesserung der Wetterverhältnisse blieb jedoch aus. Nach zwei Formationsrunden des Feldes hinter dem Safety Car wurden die Fahrer an die Boxengasse zurückgeholt und das Rennen vorerst abgebrochen. "Ich bin noch nie so nass geworden in einem Formel-1-Auto", funkte Schumacher an seine Crew. Erst mit knapp über einer Stunde Verspätung wurde der Grand Prix wieder freigegeben.
Beim fliegenden Start hinter dem Safety Car hatte Leclerc keine Probleme seine Führung zu verteidigen. Dem gesamten Feld war die Unsicherheit auf dem nassen Asphalt anzumerken, so ließen es die meisten Piloten zunächst langsamer angehen.
Erst mit dem Abtrocknen der Strecke kam Bewegung ins Feld. Vor allem die weiter hinten platzierten Piloten, darunter Vettel und Schumacher, zogen bereits nach wenigen Runden im Renntrimm den Intermediate-Reifen auf. Und diese stellten sich bald als deutlich schnellere Alternative heraus. Allen voran AlphaTauris Pierre Gasly knallte eine Bestzeit nach der anderen auf die Anzeigetafel.
An der Spitze blieb dennoch zunächst alles wie gehabt. Leclerc fuhr von den ersten vier Piloten die mit Abstand besten Rundenzeiten, dahinter konnten Sainz, Perez und Verstappen nicht wirklich folgen. Erst in Runde 17 entschied sich Red Bull, den Trigger zu ziehen und Perez an die Box zu beordern. Mit frischen Intermediate-Reifen gelang es dem Mexikaner ohne jegliche Anlaufzeit dann, Bestzeiten zu liefern und Ferrari unter Druck zu setzen.
Einen Umlauf später entschied man sich deshalb auch bei Leclerc für einen Reifenwechsel, da war es aber bereits zu spät. Via Undercut schlüpfte Perez am Monegassen vorbei und übernahm die virtuelle Führung. Und Ferrari sollte es gar noch schlechter ergehen. Vier Umläufe nach Leclercs Stopp holte man die beiden Scuderia-Piloten zum (erneuten) Wechsel auf Trockenreifen, um auf die verbesserten Bedingungen zu reagieren - Red Bull verhielt sich jedoch wieder cleverer und nutzte die freie Fahrt, um Perez' Führung zu behaupten und Verstappen zumindest an Leclerc vorbei zu manövrieren.
Zu einem Vierkampf auf der Strecke sollte es aber zunächst nicht kommen. Nur wenige Runden nach Red Bulls erfolgreichem Manöver flog Schumacher in der Schwimmbad-Schikane heftig ab und sorgte für die nächste Rennunterbrechung. Wieder musste das Feld geschlossen an die Boxengasse zurückkommen und auf den Abschluss der Aufräumarbeiten warten.
Der folgende fliegende Start blieb ähnlich ereignislos. Perez behauptete Platz eins, dahinter sortierten sich Sainz, Verstappen, Leclerc und George Russell (Mercedes) ein. Letzterer hatte das Chaos genutzt, um an McLarens Lando Norris vorbeizuschlüpfen.
Die zweite Rennhälfte gestaltete sich dann im Vergleich dazu relativ unspektakulär. Perez konnte trotz zwischenzeitlichem Druck von Sainz seine Führung über die restliche Zeit verteidigen, dahinter wurde Verstappen Dritter.
Die Top Ten komplettierten Leclerc (4./Ferrari), Russell (5./Mercedes), Norris (6./McLaren), Fernando Alonso (7./Alpine), Lewis Hamilton (8./Mercedes), Valtteri Bottas (9./Alfa Romeo) und Vettel (10./Aston Martin).
Monaco-GP: Die Reifenstrategie
Der unmittelbar vor dem Start einsetzende Regen zwang die Teams, auf dem Full-Wet-Reifen zu starten. Erst nach einigen Runden und dank abtrocknender Strecke wechselten die ersten Piloten auf Intermediates. Den Anfang machte dabei Gasly, der schnell die Tauglichkeit des Halb-Regenreifens unter Beweis stellte. Zwischenzeitlich war der Franzose sogar der schnellste Mann im Feld.
So entschied man sich auch bei Red Bull für einen Wechsel auf Intermediates. Perez wurde als erster aus der Spitzengruppe an die Box beordert, worauf man bei Ferrari umgehend reagierte. Zunächst war geplant, Sainz als "Cover" reinzuholen, als dieser jedoch Zweifel an der Entscheidung hegte, kam stattdessen Leclerc an die Box.
Perez hatte zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits zu viel Zeit auf den Monegassen gutgemacht, weshalb er vorbeiging und die virtuelle Führung eroberte. Verstappen coverte seinerseits die Strategie Leclercs und kam in der gleichen Runde an die Box.
Als die Strecke dann immer weiter abtrocknete und die ersten Fahrer Trockenreifen aufzogen, witterte man bei Ferrari die Chance, die Führung zurückzuerobern. Mit einem Doppelstopp schickte man beide Piloten auf frische Mediums hinaus, die erhofften Fabelzeiten blieben jedoch aus. Anstatt Sainz und Leclerc wieder an Perez vorbeizuhieven, verlor man, nachdem auch Red Bull beide Fahrer an die Box geholt hatte, sogar P3 noch an Verstappen.
Highlight des Rennens: Schumacher-Crash
Der heftige Abflug von Schumacher ließ für einen kurzen Moment den Atem stocken. Glücklicherweise gab der Haas-Pilot bald via Funk Entwarnung.
In der Schwimmbad-Schikane verlor der Deutsche zunächst ohne ersichtlichen Grund die Kontrolle über seinen Haas, dieser schlug dann seitlich in der Leitplanke ein und brach nach einem zweiten Einschlag dann schließlich entzwei.
Top des Rennens: Sergio Perez
Schon das ganze Wochenende über performte der Mexikaner deutlich besser im Vergleich zu Teamkollege Verstappen. Das bestätigte sich auch im Rennen. Perez zeigte durchweg gute Pace an der Spitze und hatte das nötige Glück mit der Strategie.
Flop des Rennens: Ferrari
Mit den Startplätzen eins und zwei hatte man bei der Scuderia eigentlich alle Möglichkeiten, ein erfolgreiches Rennen zu gestalten, durch eine äußerst fragwürdige Strategie verbaute man sich aber die Chance auf einen Doppelsieg. Sainz nach dessen eigener Entscheidung im ersten Stint länger draußen zu lassen, ist nachvollziehbar. Warum man die Strategie dann aber nicht spilttete und Leclerc auf Inters draußen ließ, bleibt ein Geheimnis. So verlor man die Track-Position an die Red Bulls.
Formel 1: Der WM-Stand (nach 7 von 22* Rennen)
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Max Verstappen | Red Bull | 125 |
2 | Charles Leclerc | Ferrari | 116 |
3 | Sergio Perez | Red Bull | 110 |
4 | George Russell | Mercedes | 84 |
5 | Carlos Sainz | Ferrari | 83 |
6 | Lewis Hamilton | Mercedes | 50 |
7 | Lando Norris | McLaren | 48 |
8 | Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 40 |
9 | Esteban Ocon | Alpine | 30 |
10 | Kevin Magnussen | Alfa Romeo | 15 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Red Bull | 235 |
2 | Ferrari | 199 |
3 | Mercedes | 134 |
4 | McLaren | 59 |
5 | Alfa Romeo | 41 |
6 | Alpine | 40 |
7 | AlphaTauri | 17 |
8 | Haas | 15 |
9 | Aston Martin | 7 |
10 | Williams | 3 |
*Der Russland-GP wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ersatzlos gestrichen. Ursprünglich hatte die Formel 1 für die Saison 2022 23 Rennen eingeplant.