Platz 6, Sebastian Vettel: Zurück zur Ernsthaftigkeit. Der Vierfachweltmeister landet in meinem Driver-Ranking vor seinem Teamkollegen, obwohl Daniel Ricciardo ihn spielend leicht überholte und vor ihm ins Ziel kam. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Zunächst entschied Vettel das Qualifying-Duell für sich und fand in der Startphase die perfekte Linie, um von Platz acht aus drei Plätze gut zu machen. Dann aber verpasste Red Bull dem Heppenheimer eine Undercut-Strategie.
Vettel wurde beim Boxenstopp an Bottas und Button vorbeigespült, Ricciardo blieb acht Runden und damit umgerechnet 15 Prozent der Renndistanz länger draußen. Kein Wunder, dass der Deutsche sich am Ende nicht mehr wehren konnte. "Wir haben einen groben Fehler mit der Strategie gemacht und müssen und werden uns dafür bei ihm entschuldigen", räumte Motorsportberater Helmut Marko ein. Der taktische Kniff mag sich nicht ausgezahlt haben, aufgrund der besseren Pace ist er für mich dennoch der Gewinner im Red-Bull-Duell.
Platz 7, Daniel Ricciardo: Direkt hinter seinem Teamkollegen liegt für mich der Australier. Warum Vettel besser war, habe ich bereits erklärt. Warum Ricciardo dennoch nur haarscharf dahinter landet, dürfte jedem Zuschauer klar sein. Er fuhr nach dem schlechten Start ein makelloses Rennen mit Überholmanövern auf der letzten Rille.
Räikkönen muss sich gewundert haben, Perez wurde mit einem schnellen Spurwechsel ausgetrickst und schließlich machte sich Ricciardo seinen Vorteil auch noch gegen Vettel zunutze. Button und Magnussen waren im abtriebsschwächeren McLaren ebenso Fallobst. Dass alles spielend leicht aussah, lag aber vor allem an Ricciardo, der seine harten Reifen wie kein anderer nutzte und bis zum Schluss konservierte.
Platz 8, Fernando Alonso: Auf Platz elf liegend schied der Ferrari-Pilot zu Beginn der 29. Runde aus. Mit einem technischen Defekt. Warum das außergewöhnlich ist? Seit der Spanier 2010 nach Maranello wechselte, ließ ihn sein Auto nicht mehr während eines Rennens im Stich. Aus dem Cavallino Rampante ist endgültig ein Cavallino Sdraiato geworden. Ferrari liegt am Boden.
Alonso trifft daran keine Schuld. Er wies Räikkönen im Qualifying klar in die Schranken, indem er mal wieder mehr aus dem Auto herausholte als möglich, und zeigte auch am Sonntag eine gute Leistung. Bis er den F14 T schließlich mit einem ERS-Problem vor der Rettifilio-Schikane abstellte. Vom fast schon traditionellen Monza-Hoch war bei der Scuderia nichts zu sehen.
Platz 9, Kamui Kobayashi: Auch der Japaner darf sich als Gewinner fühlen, selbst wenn der Italien-GP vielleicht sein letztes Rennen war: Roberto Merhi besetzte am Freitagmorgen sein Cockpit, um die nötigen Kilometer für seine Superlizenz zu sammeln. Als Kobayashi dann wieder ins Lenkrad griff, setzte er seinen Frust über die Ausbootung in Spa in Speed um.
Startplatz 18 vor beiden Marussia war nicht zu erwarten, zusätzlich holte er wieder mal fast eine ganze Sekunde Vorsprung auf Teamkollege Marcus Ericsson raus. Dabei ist Monza eigentlich für knappe Abstände bekannt, weil die wenigen Kurven bei gleichem Material nur geringen Spielraum für Zeitverlust lassen. Dass Kobayashi erst kurz vor knapp einflog, weil Andre Lotterer auf einen zweiten Start verzichtete, wertet die Leistung nochmal auf. Es ist einfach schade, dass der Japaner nicht die nötigen Großsponsoren hat.
Platz 10, Daniil Kvyat: Jean-Eric Vergne dürfte am Sonntag extrem schlecht eingeschlafen sein. Trotz der Strafversetzung um zehn Plätze nach dem Einbau des sechsten Motors kam Kvyat mit einem 30 Runden dauernden Duracell-Stint schnell nach vorn, während der Franzose sich unauffällig im Mittelfeld quälte.
Von 21 auf 11 lautet die Bilanz des Russen, sogar Punkte waren drin. Zwei Runden vor Schluss versagte allerdings die linke Bremse an der Vorderachse, Kvyat hätte fast Alonso abgeräumt. Dass er den Toro Rosso vor dem Einschlag in die Leitplanke bewahrte und dann auch noch die Ziellinie überquerte, war für mich das letzte Indiz, dass er einen Punkt verdient hat.
Härtefall, Nico Rosberg: Bei den vielen positiven Leistungen ist plötzlich kein Platz mehr für den Zweitplatzierten. Rosberg war am gesamten Wochenende langsamer als Hamilton, trotzdem hatte er alle Trümpfe in der Hand um seinen Vorsprung in der Fahrer-WM auf 36 Punkte auszubauen. Weil er sich gleich zweimal an derselben Stelle verbremste, sind es nun nur noch 22. Der Druck steigt.
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