Rosberg kam an die Zeit nicht heran und konnte trotzdem erleichtert sein. Er brauchte für eine Runde um das Autodromo Hermanos Rodriguez 1:18,958 Minuten. Immerhin verbesserte er sich im letzten Versuch deutlich und fuhr so noch auf Startplatz 2. Er hatte das gesamte Qualifying über mit dem Auto zu kämpfen, schon in Q1 klagte er über starkes Übersteuern.
"Am Ende habe ich es noch hinbekommen, damit bin ich einigermaßen zufrieden. Ich habe die Chance auf den Sieg, die Pole ist nicht alles", sagte Rosberg: "Ich habe an diesem Wochenende etwas länger gebraucht, um die richtigen Lösungen zu finden."
Das Ergebnis der Quali zum Mexiko-GP im Überblick
Für den Deutschen, der in Mexiko-City rechnerisch bereits die Weltmeisterschaft eintüten könnte, wäre ein schlechterer Startplatz ein heftiger Rückschlag gewesen. Mit zwei zweiten und einem dritten Platz würde Rosberg die WM aus eigener Kraft gewinnen. Weil Red Bull und Ferrari in Mexiko plötzlich aufdrehen, wäre eine Aufholjagd am Sonntag allerdings sehr schwer geworden.
Hamilton dagegen fuhr abermals vorneweg. "Ich versuche einfach, morgen meine Stärken auszuspielen, mehr kann ich nicht beeinflussen", sagte der Engländer: "Ich werde im Rennen versuchen, meinen Job zu machen. So wie ich es am letzten Sonntag in Austin gemacht habe."
Red Bull in Schlagweite, Ferrari lässt abreißen
Bei 53 Grad Asphalttemperatur belegte Max Verstappen mit 0,350 Sekunden Rückstand als schnellerer Red-Bull-Fahrer am Ende Rang 3 vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo. Für das Rennen sind sie die größten Mercedes-Herausforderer, weil Ferrari einmal mehr an sich selbst scheiterte.
"Wir haben viel probiert, aber das hat alles nicht funktioniert", sagte Vettel: "Das ist bitter, vor allem, weil ich glaube, dass das Auto besser ist als Platz sechs oder sieben." Bei Sky Italia legte er nach: "Das Auto ist schnell, deshalb bin ich ehrlich gesagt auch ziemlich angepisst! Wir sind schneller als die meisten Leute, daher sollten wir aus der zweiten Reihe starten. Wir hätten sogar eine Chance auf die erste Reihe gehabt, wenn alles gut gelaufen wäre."
Der vierfache Weltmeister war am Fraitga noch die Trainingsbestzeit gefahren. Im ersten Quali-Segment war sein Teamkollege Kimi Räikkönen noch Zweiter hinter Hamilton. Am Ende landete der Finne jedoch nur auf Platz 6, Vettel wurde Siebter. Ferrari sprach von Motorenproblemen beim Finnen im letzten Run.
Der Profiteur war Nico Hülkenberg. Er hatte sich im mittleren Quali-Teil mit einem Husarenritt im letzten Sektor für Q3 qualifiziert, während Teamkollege Sergio Perez nur 12. wurde. Im Force India fuhr der Deutsche im finalen Streckenabschnitt die absolute Bestzeit. In Q3 reichte es durch Ferraris Probleme mit Motor und Supersofts zu Startplatz 5. Hinter den Ferrari geht Williams mit Valtteri Bottas (8.) und Felipe Massa (9.) ins Rennen. Carlos Sainz jr. (Toro Rosso) lag als Zehnter einen Platz vor seinem Landsmann Fernando Alonso (McLaren-Honda).
Wehrlein profitiert von Gutierrez-Dreher
Pascal Wehrlein profitierte unterdessen von Problemen bei Toro Rosso. Der Russe musste nach seinem ersten Run mit einem Leistungsverlust seiner Antriebseinheit in die Box, die Mechaniker konnten das Problem nicht beheben, er landete auf Rang 18. Wehrlein rutschte gerade noch als 16. in den zweiten Quali-Teil, auch weil Esteban Gutierrez im mittleren Sektor die Kontrolle über seinen Haas verlor.
Der Mexikaner drehte sich im entscheidenden Run und bremste damit seinen direkt hinter ihm fahrenden Teamkollegen Romain Grosjean aus. Gutierrez startet das Rennen als 17., Grosjean als langsamster Fahrer des Qualifyings nur von Platz 21.
Dass der Franzose nicht 22. wurde, lag an Renault. Schon vor dem Qualifying hatte Jolyon Palmer seinen Feierabend angetreten, sein Team hatte in seinem Chassis einen Riss gefunden. Der Engländer muss somit am Sonntag das Rennen um den Mexiko-GP aus der Boxengasse starten.
Wehrlein qualifizierte sich letztlich für Startplatz 16. Sein Nachteil in Q2: Er hatte keinen frischen Reifen der weichsten und damit schnellsten Reifenmischung mehr zur Verfügung. Sonst hätte er Kevin Magnussen (Renault/14.) und Marcus Ericsson (Sauber/15.) sogar noch hinter sich lassen können.
Strategiepoker beginnt schon im Qualifying
Der Strategiepoker um den Sieg am Sonntag begann unterdessen schon im zweiten Teil der Qualifikation: Einige Teams probierten in Q2, sich mit der soften Reifenmischung für die Top 10 zu qualifizieren. Hamilton, Rosberg und Vettel gelang das.
Der strategische Vorteil: Dieser Satz wird ihr Startreifen für das Rennen. Die Piloten müssen somit am Sonntag nicht die supersoften Slicks aufziehen lassen. Damit wäre eine Einstopp-Strategie mit einem Wechsel von Soft auf Medium möglich.
Lediglich Red Bull absolvierte seine Runs direkt auf der weichsten verfügbaren Mischung. Ferraris Räikkönen dagegen war wie die Force-India- und Williams-Piloten auf den soften Slicks zu langsam und musste auf Supersofts nachlegen. Er konnte sich jedoch nicht verbessern.
Trotzdem könnte die Gummi-Wahl Auswirkungen aufs Rennen haben. Weil die supersoften Reifen mehr Grip bieten dürften, könnten die Red Bull wie in Austin beim Start eine Attacke auf die Soft-Starter vor ihnen reiten: Mercedes. "Entweder sind wir ganz dumm oder ganz gescheit", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. Die Silberpfeile dagegen werden einen längeren ersten Stint fahren, weil die soften Slicks eine bessere Haltbarkeit haben.