Platz 1, Max Verstappen: Der Niederländer spaltet seit eineinhalb Jahren die Formel-1-Gemeinde. Die einen freuen sich, dass ein derart talentierter Nachwuchsmann so schnell den Sprung in die Königsklasse geschafft hat, die anderen bemängeln von Anfang an dessen fehlende Erfahrungswerte. Nach dem Sieg in Barcelona, dem ersten für einen von TAG gebrandeten seit Alain Prosts Erfolg mit dem McLaren-Porsche beim Grand Prix von Portugal 1987, dürfte eins klar sein: Scheiß auf Reife!
Verstappen fuhr den Grand Prix von Spanien abgebrüht wie der älteste Hund aller Zeiten, als ihm Kimi Räikkönen Runde für Runde auf die Pelle rückte. Umlauf für Umlauf beschleunigte er aus der Schikane vor dem Zielbereich brachial heraus und hielt sich so den DRS-beflügelten Iceman vom Hals. Erster Sieg im ersten Rennen für ein Topteam, jüngster Leader eines Grand Prix, Podestbesucher und Sieger, erster Niederländer auf dem obersten Stockerl. Anders formuliert: Bester Oranje-Red-Bull-Pilot mit weitem Vorsprung auf Robert Doornbos, der anno 2006 für drei Rennen den Christian Klien ersetzt hatte und keinen einzigen Punkt holte.
Verstappen hatte 0,0 Promille Eingewöhnungsschwierigkeiten, in den ersten Quali-Segmenten hängte er Teamkollege Daniel Ricciardo sogar komfortabel ab. Sicher, er hatte Glück, weil die Zwei-Stopp-Taktik in der Endabrechnung besser war, aber die muss ein so junger Fahrer erstmal umsetzen. Der enorme Druck von Räikkönen verpuffte spurlos. Sicher, er wird Fehler machen. Aber mit zunehmender Erfahrung kommt die Konstanz. Selbst Dauerkritiker Jacques Villeneuve dürfte langsam seine Fehleinschätzung einsehen: Verstappen hat Weltmeisterpotenzial - schon jetzt.
Platz 2, Carlos Sainz jr.: Verstappen wurde ihm vorgezogen, als es darum ging, Daniil Kvyat bei Red Bull zu ersetzen. Ob das den Rallye-Weltmeistersohn zusätzlich anspornte? Oder war es die Kulisse seiner Heimat, die ihn beflügelte? Wie auch immer, Sainz jr. zeigte auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya eine herausragende Leistung auf dem Niveau seines nun ehemaligen Teamkollegen.
Besser als Startplatz 8 ging nicht. Und was der 21 Jahre alte Spanier dann nach dem Start veranstaltete, war herausragend. Als sich die Mercedes-Piloten gegenseitig abgeschossen hatten, lag Sainz jr. plötzlich an dritter Position. Räkkönen überholte er beim Erlischen der Ampel, Bottas manövrierte er in Turn 1 aus, Vettel schnappte er sich in Turn 4 auf der Außenbahn. Besser geht es nicht. Dass er da nicht blieb, lag am Auto, sicher aber nicht an ihm.
Platz 3, Daniel Ricciardo: Der Australier gehört gefühlt immer noch zum Red-Bull-Nachwuchskader. Nur beweisen seine Leistungen, dass er mittlerweile ein echter Spitzenpilot ist. Ricciardo übernimmt mit dem Grand Prix von Spanien wieder die Führung in der Gesamtwertung des Driver-Rankings, weil er konstant Höchstleistungen abruft - wie in Q3, als er im entscheidenden Moment eine Fabelrunde hinlegte und Verstappen doch noch abfing.
Der einzige Fehler, den sich der Australier in Barcelona leistete: sein übermotiviertes Manöver gegen Sebastian Vettel. Ricciardo bremste viel zu spät, um den Deutschen zu überholen. Er musste selbst in die Auslaufzone auf der Kurvenaußenseite. Hätte Vettel die Tür nicht sperrangelweit geöffnet, wären beide ausgeschieden. Den möglichen Sieg klaute das Team Ricciardo, als Red Bull ihn auf die Drei-Stopp-Strategie setzte, um Ferrari abzuwehren.
Platz 4, Fernando Alonso: Der McLaren mag dank Honda zum Hinterherfahren verdammt sein, Fernando Alonso macht das Beste daraus. Der erste Einzug in den dritten Teil des Qualifyings seit der Rückkehr der Japaner in der letzten Saison war ein deutlicher Achtungserfolg. Auf der Innenbahn blockiert, musste er Teamkollege Jenson Button direkt ziehen lassen, danach machte er einen guten Job, bis ihn ein Softwareausfall der Power-Unit mal wieder zum Abstellen zwang.
Platz 5, Sergio Perez: Das Force-India-Duell entscheidet in letzter Zeit zu oft der Mexikaner für sich, als es Nico Hülkenberg lieb sein kann. Mit Platz 7 holte Perez in Spanien abermals wichtige Punkte, während sein Teamkollege sein Auto brennend abstellen und selbst zum Feuerlöscher greifen musste. Perez' Erfolge: Er brachte den VJM09 im Gegensatz zu Hülkenberg ins entscheidende Q3 und jagte im Rennen hinter Valtteri Bottas und Carlos Sainz jr. her. Mehr als Platz 7 war realistisch betrachtet einfach nicht möglich.