SPOX: Ihr Job bei der Lok'sche ist es, den maroden Klub mit Hilfe von Sponsoren kontinuierlich zurück in den bezahlten Fußball zu bringen. Doch wer investiert jetzt, wo in der Stadt alle RB Leipzig die Bude einrennen, ausgerechnet in den Stadtrivalen aus der fünften Liga?
Basler: Die Frage ist, ob die mittelständischen Unternehmen, die sich momentan bei RB engagieren, auch weiterhin zu ihren Zahlungen in der Lage sind, wenn der Verein erst einmal in die Bundesliga aufgestiegen ist. Dort wird der Klub die Preise unweigerlich anziehen müssen, um seine ambitionierten Ziele zu untermauern. Selbst Audi hat als langjähriger RB-Partner seinen Platz für Porsche und VW räumen müssen. Diesen Weg wird daher nicht jeder Sponsor mitgehen können.
Lokomotive Leipzig in der Oberliga Nordost-Süd: Die aktuelle Tabelle
SPOX: Und stattdessen dann bei Lok Leipzig aufschlagen?
Basler: RB Leipzig soll schnell aufsteigen, da hätte ich nichts dagegen. Zumal die Stadt einen Bundesligisten einfach verdient hätte. Unsere Chancen bei der hiesigen Wirtschaft würde das sicherlich auch erhöhen. Darauf müssen wir momentan ein bisschen bauen. Ich bekomme bei Gesprächen mit diversen Firmen zumindest Signale, dass sie diese Entwicklung bei RB ähnlich prognostizieren und wir uns deshalb noch etwas in Geduld üben müssen. Theoretisch bräuchte RB diese ganzen Sponsoren ja gar nicht, da sie bereits einen Gönner haben, der nicht weiß wohin mit seinem Geld.
SPOX: Wenn Sie derzeit zum Telefon greifen oder persönlich vorstellig werden, mit welchen Argumenten für ein Investment bei Lok locken Sie dann?
Basler: Wir wollen bei Gesprächen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass zusammen mit dem neuen Präsidium und mir eine neue Zeitrechnung begonnen hat. Wir haben einen klar definierten Weg, um bis 2020 ans Ziel zu kommen und wieder in den Profifußball zurück zu kehren. In der Vergangenheit ist sicherlich einiges schief gelaufen, doch all diese unschönen Vorgeschichten zählen nun nicht mehr. Wir haben die Krawallmacher erfolgreich ausgegrenzt, es gab seit einem Jahr keine Ausschreitungen mehr. Das neue Lok Leipzig muss potentiellen Sponsoren jetzt vernünftig kommuniziert und schmackhaft gemacht werden.
SPOX: Greifen Sie in diesen Gesprächen momentan auf Ihr eigenes Netzwerk zurück?
Basler: Nein. Ich stelle mich bei Firmen vor, die ich nicht näher kenne. Da sitzt man dann zusammen im Büro oder trifft sich zu einem Kaffee. Es gibt auch einige Anfragen an den Verein, dass man sich gerne einmal mit mir an einen Tisch setzen möchte, um über ein mögliches Sponsoring zu diskutieren. Ich bin positiv davon überrascht, wie die Gespräche bislang vonstattengehen.
SPOX: Der Gedanke, mit RB Leipzig in irgendeiner Art zu kooperieren, liegt ja auf der Hand. Sie sagten, Sie werden sich sicherlich einmal mit Ralf Rangnick unterhalten. Ist das bereits geschehen?
Basler: Nein, wir sind uns noch nicht über den Weg gelaufen. Ich würde mich aber sofort mit ihm austauschen und mir gerne Ratschläge einholen, da er auf diesem Gebiet ja bereits große Erfahrung besitzt.
SPOX: Rangnick sagte uns, er könne sich nicht vorstellen, dass eine Zusammenarbeit zwischen RB und Lok den Menschen vermittelbar sei. Wie könnte man in Ihren Augen dennoch voneinander profitieren?
Basler: Auf offiziellem Wege ist es in der Tat unvorstellbar. Da würden sicherlich beide Fanlager durchdrehen. Aber man könnte ja auch einen inoffiziellen Weg einschlagen. Man muss ja als Fan auch nicht immer alles wissen. Am Ende geht es nämlich immer um den Verein und nicht um den Fan. Wenn der Fan sieht, dass es dem Verein gut geht und er einen Spieler bekommt, der sportlich weiterhilft, dann würde er sich auch nicht beschweren.
SPOX: Während Lok vor Fußballromantik nur so strotzt, personifiziert Rivale RB für viele Fußballfans regelrecht das Böse. Können Sie das nachvollziehen?
Basler: Es gibt vom DFB klare Richtlinien für die Lizenzunterlagen und -erteilung. Wenn man der Prüfung des DFB standhält, dann sehe ich da keinerlei Problematik. Ich finde es positiv, dass es Menschen gibt, die ihr Geld in deutsche Fußballvereine investieren. Ich sehe keine Bedrohung für diesen Sport, sondern durch RB Leipzig eher eine Bedrohung für Vereine wie den FC Bayern oder den VfL Wolfsburg.
SPOX: Können Sie Verständnis für diejenigen aufbringen, die die Ursprünglichkeit ihres Sports von konzerngesteuerten Vereinen bedroht sehen?
Basler: Nein, überhaupt nicht. Das muss jeder Verein und Fan letztlich auch irgendwo für sich selbst entscheiden. Ein Dietmar Hopp stört mich nicht, er hilft ja beispielsweise auch nebenbei kleineren Vereinen. Ob ein Verein besonders stark subventioniert wird oder nicht - sportlich muss er erst einmal die entsprechende Leistung bringen. Man sieht es ja in Hoffenheim: Dort hat man noch kein einziges Mal international gespielt und dürfte aller Voraussicht nach auch in den nächsten Jahren nicht Meister werden. Auch RB Leipzig hat im Winter noch einmal Millionen ausgegeben und kommt derzeit auf keinen grünen Zweig.
SPOX: Der Fußball hat sich mittlerweile zu einem globalen Milliardengeschäft entwickelt, die Spirale dreht sich scheinbar unaufhörlich weiter. Glauben Sie, dass man sich dem Gang der Dinge einfach anzupassen hat oder sehen Sie bald die Grenzen des Zumutbaren erreicht?
Basler: Es kommt darauf an, in welche Richtung man sich bewegen möchte. Der FC Bayern bekommt als Meister weniger Fernsehgeld als der Letzte der Premier League. Da ist es irgendwo verständlich, dass man die Kommerzspirale weiterdrehen möchte, um international gut da zu stehen. Allerdings sollte man darauf achten, sie nicht überzustrapazieren. Wenn das Ziel ist, von Montag bis Sonntag nur Fußball im Fernsehen zu zeigen, sollte man eventuell einmal darüber nachdenken, ob man die Leute damit nicht überfüttert.
SPOX: Im Zuge der Fernsehgeld-Debatte wird momentan über veränderte Anstoßzeiten diskutiert, weil man Gefahr zu laufen scheint, der Entwicklung nicht mehr Schritt halten zu können. Auch die Sportschau könnte ihren Status als heilige Kuh verlieren. Würden Sie solche Veränderungen begrüßen?
Basler: Man hat leider kaum Einfluss auf die Entscheidungsträger und ist praktisch gezwungen, die Entwicklung abzuwarten. Für viele ist die Sportschau der Zeitpunkt am Wochenende, um gemütlich auf der Couch zu liegen und Fußball zu schauen. Andererseits hat sich auch das 18.30-Uhr-Spiel bereits etabliert. Man müsste möglicherweise darüber nachdenken, auch Samstag um 22 Uhr zu spielen. Oder die Winterpause abzuschaffen, da es die heutigen Stadien einfach hergeben und man dann in den Sommerferien eine längere Pause hätte. Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem letztlich mehrere Szenarien möglich sind. Man darf jedoch das Publikum bei allen neuen Überlegungen nicht vollkommen außen vor lassen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das sollte man nicht vergessen.
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