SPOX: Wieso haben Sie diesen nicht unterschrieben?
Zidan: Als ich nach der Winterpause kam, einigten wir uns zunächst auf ein halbes Jahr mit der Option auf zwei weitere Jahre. Das war auch meine Bedingung dafür, Dortmund überhaupt zu verlassen. Wäre ich dort geblieben, hätte ich das Double gewonnen. Dass es dann auf einmal nur noch um einen Einjahresvertrag gehen sollte, habe ich nicht akzeptiert. Da ging es mir auch ums Prinzip.
SPOX: Im Anschluss haben Sie sich für den Wechsel in den Wüstenstaat entschieden. Seitdem hörte man in Europa nur noch wenig von Ihnen.
Zidan: Es gab in Deutschland nur dieses Angebot aus Mainz. Als ich mich dagegen entschieden hatte, bekam ich noch Offerten aus China und Ägypten. Letztlich hat es aber nicht lange gedauert, bis ich bei Baniyas unterschrieben habe. Sie wollten mich unter allen Umständen und haben große Anstrengungen unternommen, um mich zu holen. Das hat mir natürlich auch imponiert. Ich war bereit, diesen neuen Weg zu gehen.
SPOX: Wie fällt nun Ihr Fazit aus, hat sich der Weg gelohnt?
Zidan: Leider ganz und gar nicht. Diese Geschichte ist in eine persönliche Tragödie für mich ausgeartet. Ich wurde so unmenschlich behandelt, wie ich es als Fußballprofi nie für möglich gehalten hätte. Ich nahm meine Familie und meine Kinder, zog nach Abu Dhabi und wenige Monate später eröffnete mir der Verein, dass ich wieder gehen könne.
SPOX: Was ist geschehen?
Zidan: Ich hatte nach meinem Wechsel leider von Beginn an Probleme mit meinem Knie - und daraufhin auch schnell mit dem Klub. Der Verein ignorierte meine Verletzung. Ich hatte Schmerzen beim Training. Zunächst untersuchten mich dann die Ärzte des Vereins, doch sie gaben an, nichts gefunden zu haben und meinten, ich wäre nicht verletzt. Ich hatte auch keinen Zugriff auf die Unterlagen der Untersuchung.
SPOX: Man ließ Sie weiter trainieren, obwohl Sie Schmerzen hatten?
Zidan: Genau. Es hieß, ich solle Aufbautraining absolvieren. Das tat ich dann eine Weile lang, doch als ich wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen bin, waren die Schmerzen im Knie sofort wieder da. Das habe ich dem Verein natürlich mitgeteilt, ich war ja nie schmerzfrei. Daraufhin kam es zu weiteren Untersuchungen, doch am Ende haben sie mir immer mitgeteilt, dass ich keine Verletzung hätte.
SPOX: Wie sind Sie dann vorgegangen?
Zidan: Meine Schmerzen wurden immer größer, ich war nicht mehr in der Lage zu trainieren. Sie haben auf ihre Untersuchungen gepocht und damit begonnen, mir zu unterstellen, dass ich keine Lust mehr haben würde, für den Verein zu spielen. Sie entzogen mir vollkommen das Vertrauen und sagten, ich solle mir einen neuen Verein suchen. Ab diesem Zeitpunkt stellten sie auch die Gehaltszahlungen ein und schoben mich zu den Amateuren ab, obwohl ich noch einen gültigen Vertrag besaß.
SPOX: Wie ging es weiter?
Zidan: Ich habe meine eigenen Untersuchungen organisiert. Beim Verein waren alle dagegen, dass ich wirklich herausfinde, was ich habe. Ich bin dann aber in Abu Dhabi zu einem Kniespezialisten gegangen und war auch bei Doktor Müller-Wohlfahrt. Dort kam eindeutig und zweifelsfrei heraus, dass ich einen Meniskusriss dritten Grades hatte. Es hieß, ich dürfe auf keinen Fall weiter trainieren, da ich sonst mein Knie kaputt machen würde. Die Unterlagen dieser Untersuchung habe ich dann bei Baniyas vorgelegt, doch sie haben sie nicht akzeptiert. Sie meinten, ich würde ja nur so lange suchen, bis ich in meinem Knie etwas finde.
SPOX: Wie erklären Sie sich denn dieses Verhalten des Vereins?
Zidan: Ich habe bis heute keinen Schimmer. Ich bin total enttäuscht von diesem Verlauf, ich wurde wie ein Unmensch behandelt. Zumal ein Meniskusriss auch keine große Sache ist, nach einer Operation ist man relativ schnell wieder spielfit.
SPOX: Haben Sie zumindest eine Vermutung?
Zidan: Drei Monate nach meiner Verpflichtung wurde der gesamte Vorstand ausgetauscht. Von den Leuten, die mich verpflichtet haben, war niemand mehr da. Ich weiß nicht, ob es vielleicht das Konzept der neuen Leute gewesen ist, an die Mannschaft heran zu gehen und sie umzubauen. Ich war dort nicht der Einzige, der unzufrieden war. Doch der Umgang mit mir stach heraus.
SPOX: Sie haben dann einen Prozess begonnen und auf Schadensersatz aufgrund ausstehender Gehaltszahlungen geklagt.
Zidan: Meine Teamkollegen und ich mussten ständig auf unser Geld warten, es kam unpünktlich oder in falschen Raten. Das ist eigentlich ein Wahnsinn, denn die haben dort alle Geld ohne Ende. Daran mangelt es gewiss nicht. Der Prozess ging über die letzten eineinhalb Jahre, vor knapp vier Wochen fand er endlich ein Ende.
SPOX: Und?
Zidan: Ich habe ihn natürlich gewonnen. Eine Schlichtungskammer des Fußballverbandes der Vereinigten Arabischen Emirat hat bewiesen, dass ich tatsächlich verletzt war. Der Verein wurde dazu verurteilt, mir alle im Laufe der Zeit entstandenen Kosten zu ersetzen und das ausstehende Gehalt zu bezahlen. Ich bin heilfroh, dass mich diese Geschichte nicht mehr belastet. Ich hoffe nun sehr darauf, dass ich in Europa noch einmal Fuß fassen und regelmäßig Fußball spielen darf. Meine Karriere soll ein angemessenes Ende finden.
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