"Zeugte nicht von Rangnicks Größe"

Peter Pacult war für 1860 München sowohl als Spieler als auch als Trainer aktiv
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SPOX: Als nächstes soll Ralph Hasenhüttl diese Philosophie vorantreiben. Wie groß ist die Umstellung vom FC Ingolstadt zu RB Leipzig?

Pacult: Ich kenne Ralph persönlich und für ihn ist es nach dem VfR Aalen und dem FC Ingolstadt der richtige Schritt. Bei der Spielweise muss er sich aber noch etwas anpassen: Rangnick will, dass seine Teams den Gegner tief in der eigenen Hälfte attackieren und das hat Ralph Hasenhüttl mit Ingolstadt nur teilweise gemacht. In Leipzig hat er jetzt das passende Spielermaterial, mit dem er etwas Großes schaffen kann.

SPOX: Dieser Ergebnisdruck in Leipzig fordert auch seine Opfer. So hat sich der Verein nach weniger als einem Jahr von Ihnen getrennt.

Pacult: Das hatte aber auch andere Gründe: Salzburg stand nach dem überraschenden Rücktritt von Ricardo Moniz ohne Trainer da und Dietrich Mateschitz wollte mich langfristig nach Salzburg abziehen. Erst durch diese neue Situation wurde Ralf Rangnick als Trainer ein Thema. In den weiteren Gesprächen hat Rangnick signalisiert, dass er sich vorstellen kann, für beide Seiten als Sportdirektor zu arbeiten. Aber er wollte sein Team selbst zusammenstellen, bis dahin war soweit auch alles in Ordnung.

SPOX: Und was war nicht in Ordnung?

Pacult: Rangnick hat mir die Entlassung nicht persönlich mitgeteilt, ich musste es über Herrn Mateschitz erfahren. Zumal Herr Mateschitz auch gewollt hätte, dass Rangnick und ich uns erstmal austauschen, aber ich wurde von Rangnick überhaupt nicht kontaktiert. Es gibt kein böses Blut zwischen Rangnick und mir, aber das zeugte auch nicht unbedingt von Rangnicks Größe. Die Entscheidung ist zwar nachvollziehbar, das Vorgehen aber nicht in Ordnung.

SPOX: Auch bei Ihrem letzten Arbeitgeber, dem NK Zavrc aus Slowenien, lief der Abschied unglücklich. Sie wurden nach nur zwei Wochen entlassen. Was war da los?

Pacult: Der Präsident des Vereins ist an und für sich ein netter Kerl, aber ihm gehört alles und deshalb lebt er dort als Alleinherrscher und charakterlich hat im Verein einiges nicht gepasst. Mein Vorgänger ist mit den Spielern total hart umgegangen und der Präsident wollte von mir auch, dass ich die Peitsche auspacke. Er hat sich immer eingemischt und wollte mir erklären, wer auf welcher Position spielen kann. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich meine Spieler sicher nicht so behandeln werde. Ich arbeite seit 19 Jahren als Trainer und habe selbst ein bisschen Ahnung. Entscheidend war aber das Pokalhinspiel gegen NK Drava ...

SPOX: ...das 1:1 endete.

Pacult: Wir waren haushoch überlegen und unser Gegner hatte nur zwei Schüsse, einer ging zehn Meter über das Tor, der andere war drin. Am nächsten Tag saß ich beim Frühstück und plötzlich habe ich eine SMS bekommen, in der stand: "Hallo Peter, Katastrophe! Wir hätten 4:0 gewinnen müssen, diese Leute haben mich jahrelang beschimpft. Es ist besser, wenn wir uns trennen. Die Spieler sind verunsichert." Also wirklich: So einen Blödsinn habe ich selten gelesen. Die Spieler waren froh, dass sie endlich mal Fußball spielen durften. Die Spieler verdienen dort 1500 bis maximal 2000 Euro, die Umstände waren miserabel, die Trainingsplätze standen knöcheltief unter Wasser, aber die Jungs hatten Spaß. Ich würde so etwas sofort wieder machen. Es lief letztlich für mich natürlich scheiße, aber die 14 Tage haben schon Spaß gemacht.

SPOX: Seitdem trainieren Sie keinen Verein. Könnten Sie sich auch vorstellen, einen anderen Posten als den des Cheftrainers zu übernehmen?

Pacult: Ich bin nicht als Sportdirektor oder ähnliches geeignet, ich möchte lieber mit der Mannschaft arbeiten. Aber ich habe keinen langfristigen Plan. Ich hoffe, nochmal eine Chance als Trainer zu bekommen. Das ist in der heutigen Zeit aber nicht so einfach: Es gibt immer mehr Trainer, die Anzahl der Jobs bleibt aber gleich.

SPOX: Welche Kriterien müsste ein neuer Arbeitgeber erfüllen?

Pacult: Da bin ich völlig offen. Wenn mich Kambodscha anruft, dann gehe ich nach Kambodscha. Bei Zavrc wurde ich zum Beispiel angerufen und innerhalb von einem Tag war die Nummer erledigt. Ich bin nach Slowenien gefahren und der Präsident wollte mich direkt dabehalten. Ich bin nur nochmal nach Deutschland, um meine Zahnbürste und Kleidung zu holen. Der gute Mann hat auch nicht verstanden, dass ich noch mein Trainingsprogramm mitbringen will. Der dachte wohl, dass ich mich auf den Platz stelle, drei Mal klatsche und dann alles gut ist. (lacht) Generell habe ich vor keiner Aufgabe Scheu, es muss einfach interessant sein.

SPOX: Wäre auch eine Rückkehr zu den Löwen vorstellbar?

Pacult: Auf jeden Fall. Viele wissen zu schätzen, was ich in München geleistet habe und wie der Verein unter mir da stand. Mir wurde nicht zugetraut, die großen Fußstapfen von Werner Lorant zu füllen, aber mir ist es gelungen, besser abzuschneiden als einige Nachfolger von mir.

Peter Pacult im Steckbrief

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