Nach dem Fußball ist vor der EM

Von Benno Seelhöfer
Das Jahr 2016 bot alles, was das Fußball-Herz begehrte
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Mai

Skandal-Wechsel Nummer drei

10.5.: "Was Mario Götze und Robert Lewandowski können, kann ich schon lange", dachte sich wohl Mats Hummels und komplettierte bis zur Götze-Rückkehr zwei Monate später das Trio, das sich so schnell nicht wieder in Dortmund blicken lassen sollte. Dabei sind eigentlich die Borussen die moralischen Gewinner. Schließlich ließen die Bayern ihren Nachwuchsspieler ziehen, setzten zu dem Zeitpunkt lieber auf Breno und holten Hummels dann für 35 Millionen Euro zurück. In München wurden schon klügere Entscheidungen getroffen, wenn auch nicht in Giesing.

Was sonst noch los war:

2.5.: Die Überraschung war perfekt! Durch ein 2:2 von Tottenham an der Stamford Bridge konnte Leicester City den Meistertitel auf der Couch bejubeln. Christian Fuchs und die restlichen Foxes feierten sicherlich fuchsteufelswild.

7.5.: So große Überraschungen bot die Bundesliga ihren Fans schon lange nicht mehr. Mit einem Sieg gegen Ingolstadt sicherten sich die Bayern zum vierten Mal in Folge und zum insgesamt 26. Mal die Schale.

21.5.: Im DFB-Pokal-Finale gewann der FCB gegen den BVB, sicherte sich das Double und Pep seinen letzten Titel mit den Bayern. Drei Meisterschaften und zwei Pokalsiege in drei Jahren lesen sich ja eigentlich ganz passabel. Aber irgendwas fehlte doch da...

28.5.: Das, was den Bayern fehlte, spielten die Madrilenen eine Woche später unter sich aus. Im Elfmeterschießen krönte CR7 die Königlichen dann tatsächlich zu Europas Königen.

29.5.: Alexander Gauland bestach mit Verbaldurchfall: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." Und weiter führte der AfD-Vize seinen Fußballsachverstand aus: "Ich wusste auch gar nicht, dass er farbig ist." Der Politiker könnte sich wahrscheinlich sowieso kein Haus in Boatengs Nachbarschaft leisten.

Juni

Der Monat des Zlatan

7.6.: Lange mussten die Journalisten ausharren, Spekulationen über Spekulationen waren die logische Konsequenz. Doch der Tag, an dem sich alles aufklären sollte, schien endlich da zu sein. Zlatan Ibrahimovic lud zu einer Pressekonferenz ein, auf der er die Öffentlichkeit über seine Zukunftspläne informieren wollte. Jeder wollte wissen, zu welchem Klub es den Schweden im Sommer ziehen würde.

Doch Ibra stellte sein neues Modelabel vor und hielt damit alle Journalisten dieser Welt zum Narren. Auf Fragen, ob seine sportliche Zukunft denn in Manchester bei United liegen würde, antwortete der Stürmer der gelackmeierten Masse wohl vorbereitet: "Keine Sorge: Wenn ich mal in Manchester bin, werde ich auch dort meine Marke tragen. Ihr braucht noch etwas Geduld. Ich mag die vielen Geschichten über mich. Und wenn ich davon ermüdet bin, lasse ich es euch wissen." Am 30. dieses Monats verkündete er den Wechsel schmucklos via Twitter.

Was sonst noch los war:

10.6.: Nach dem Fußball ist vor der EM: Die Europameisterschaft in Frankreich wollte der fußballverwöhnten Masse die Sommerpause schmackhafter gestalten - vergeblich.

Juli

Tschüss EM

10.7.: Danke UEFA, für diese EM! Mit traumhaften Begegnungen wie Rumänien gegen Albanien oder Ukraine gegen Nordirland, dem unglücklichen DFB-Aus gegen Gastgeber Frankreich und einer sich zum Titel mauernden portugiesischen Elf hatte dieses Turnier wirklich alles in petto, was Fußball-Herzen höher schlagen lässt. Die Hooligans, die sich so ordentlich zu benehmen wussten, komplettierten dieses Potpourri des guten Geschmacks souverän. Die von Infantino vorgeschlagene WM mit 48 Teams kann nur gut werden.

Immerhin haben Will Grigg, der genau null Sekunden spielte, und die isländischen Fans die ganze Veranstaltung doch noch etwas aufgepäppelt. Außerdem konnten genügend Feingeister die Fußballfans mit stilsicheren Analysen überzeugen.

Eine Auswahl der besten EM-Sprüche:

Lukas Podolski zu Jogi Löws Aktivitäten während des Ukraine-Spiels: "In der Mannschaft ist das kein Thema. Ich denke, 80 Prozent von euch - und ich - kraulen sich auch mal an den Eiern."

Holger Stanislawski überzeugte als wortgewandter TV-Experte und beschrieb Belgiens Offensivtrio Kevin de Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku wie folgt: "Die drei gehören zusammen wie siamesische Zwillinge."

Xherdan Shaqiri über die Trikots der Schweizer, von denen im Spiel gegen Frankreich gleich sieben gerissen waren: "Ich hoffe, dass Puma keine Pariser macht."

Mario Götze über die Kritik zu seiner Person: "Mal ist man der Hund, mal der Baum."

August

Endlich! Wieder! Bundesliga!

26.8.: Die EM hat die Sommerpause gefühlt eher verlängert als verkürzt, doch am 26. August hieß es endlich wieder: Ran an den Speck. Das Wochenende bekam wieder einen Sinn. Doch in Bremen ging man diesen Tag sicherlich mit gemischten Gefühlen an, schließlich mussten die direkt zum Auftakt beim Meister ran. Schon Sebastian Prödl wusste: "München ist wie ein Zahnarztbesuch. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich weh tun. Kann aber auch glimpflich ausgehen." Werder tat der Besuch dann doch eher weh - es setzte eine 0:6-Klatsche.

Was sonst noch los war:

5.-21.8.: Bei den Olympischen Spielen sprachen sämtliche Vorzeichen gegen die alles andere als eingespielte deutsche Elf, doch im Stile der legendären 1992er Dänen wussten die Deutschen abzuliefern. Die Finalniederlage gegen Brasilien war am Ende zwar ärgerlich, doch die Silbermedaille bleibt ein tolles Ergebnis.

9.8.: Manchester United holte für irrwitzige 105 Millionen Euro Paul Pogba und übertraf damit nicht nur die Bayern, die ihrerseits einen ehemaligen Jugendspieler für teuer Geld zurückholten, sondern auch Real Madrid, das zuvor mit den kostspieligen Transfers von Gareth Bale und Cristiano Ronaldo fragwürdige Bestmarken aufstellte.

14.8.: Bayern ließ dem BVB im Supercup keine Chance und setzte sich mit 2:0 durch.

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