Nürnberg stürzt Cottbus in Trauer

SID
Isaac Boakye (re.) erzielte beim 3:0 gegen Energie Cottbus zwei Treffer
© Getty

Zweitligist 1. FC Nürnberg auf Wolke sieben, Energie Cottbus am Boden zerstört: Während der Club nach dem überraschend deutlichen 3:0 (1:0) im Relegations-Hinspiel bei den Lausitzern den verfrühten Aufstiegsjubel nur mit viel Mühe zurückhalten konnte, versetzte Energie den ganzen Fußball-Osten in Trauerstimmung.

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Der Abstieg des letzten in der Bundesliga verbliebenen Ostklubs und die Rückkehr des fränkischen Traditionsklubs in den erlauchten Kreis der deutschen Fußball-Elite sind im Rückspiel am Sonntag (15.15 Uhr im LIVE-TICKER) nur noch Formsache.

"Die Butter lassen wir uns nicht mehr vom Brot nehmen", meinte Club-Präsident Michael A. Roth, der vor lauter Stolz ein paar Zentimeter gewachsen schien.

Euphoriebremse und Zeigefinger

Sollte im mit 46.480 Zuschauer ausverkauften WM-Stadion der insgesamt siebte Aufstieg des Zweitliga-Dritten perfekt gemacht werden, dürften in Nürnberg alle Dämme brechen.

Nach dem Hinspielsieg trat die sportliche Führung noch mühsam die Euphorie-Bremse und hob angesichts der turbulenten Vereinsgeschichte mahnend den Zeigefinger.

"Wir können auch spontan gut feiern"

"Der Verein hat in den letzten Jahren viel durchgemacht. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir das nicht mehr aus den Händen geben", sagte Sportdirektor Martin Bader, der zumindest offiziell noch nichts für die Aufstiegs-Sause vorbereitet haben will: "Wir sind da ein gebranntes Kind. Wir können auch spontan gut feiern."

Hinter den Kulissen sind aber nicht nur die Pläne für die Feierlichkeiten, sondern auch die für die Bundesliga weit vorangeschritten. Der Etat soll von derzeit 24 Millionen Euro auf knapp über 30 Millionen angehoben und die Mannschaft nahezu zusammenbleiben.

Cottbus blamiert sich

Die Cottbuser müssten in der zweiten Liga mit zehn Millionen Euro weniger auskommen, doch das war in der Stunde der Blamage zweitrangig. "Wir haben uns in ganz Fußball-Deutschland blamiert", sagte Präsident Ulrich Lepsch enttäuscht.

Zum zweiten Mal seit dem Zusammenschluss der beiden Ligen wird der Fußball-Osten höchstwahrscheinlich von der Bundesliga-Landkarte verschwinden - 20 Jahre nach dem Mauerfall. Das war bislang nur einmal in der Saison 2005/06 der Fall.

Mit oder ohne Prasnikar?

Die Fans machten dafür die Feldspieler ("Außer Tremmel könnt ihr alle gehn") und Trainer Bojan Prasnikar ("Prasnikar raus") verantwortlich. Ob der Slowene, dem Lepsch vor Monaten eine Job-Garantie auch im Falle eines Abstiegs ausgestellt hatte, tatsächlich mit dem Neuanfang in der zweiten Liga beauftragt wird, ist fraglich.

Prasnikar selbst ließ seine Zukunft in der Lausitz offen: "Unser Ziel haben wir nicht erreicht. Wir werden uns nach dem Spiel in Nürnberg zusammensetzen und eine Analyse machen. Dann sehen wir weiter."

Rost: "Keiner hatte Normalform"

Wie schon in der gesamten Bundesligasaison konnten die Lausitzer auch im ersten Relegationsduell seit 18 Jahren gegen Nürnberg die fehlende Qualität nicht mit dem Kampfgeist der vergangenen Jahre wettmachen.

"Ich glaube nicht, dass jeder die 100 Prozent gegeben hat, die man bringen muss", sagte Linksverteidiger Daniel Ziebig und übte Kollegenkritik. Nach dem unglücklichen 0:1 durch Isaac Boakye in der 13. Minute ergab sich Energie schnell in sein Schicksal.

Die ballsicheren Gäste hatten kaum noch Mühe und machten den Sieg durch Treffer von Christian Eigler (55.) und erneut Boakye (89.) perfekt. "Keiner hatte Normalform, es war eine Blamage. Jetzt noch an ein Wunder von Nürnberg zu glauben, fällt mir schwer", meinte Kapitän Rost.

Cottbus - Nürnberg: Daten & Fakten