Aggressiver Hirte und robuster Glasmann

Von Thomas Gaber
Mit dieser Elf lief Bayern München im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen auf
© Getty
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Die Abwehrspieler

Martin Demichelis: Der Grat zwischen Welt- und Kreisklasse ist bei keinem Bayern-Spieler so schmal wie beim Argentinier. Das hat sich seit seiner Ankunft in München im Jahr 2003 nicht geändert. Demichelis kann die besten Stürmer der Welt kaltstellen, wirft sich aber mit unsäglichem Leichtsinn immer wieder selbst aus der Bahn.

In den K.o-Spielen gegen Manchester und Lyon sah man den besten Micho seit langem: phantastisches Stellungsspiel, gute Antizipation und Zweikampfstärke. Leider gehören auch haarsträubenden Fehlpässe im Aufbauspiel zu seinem Repertoire.

Im CL-Finale wurde Demichelis von Landsmann Diego Milito beim 1:0 brutal abgezockt. In Südafrika erfüllt sich sein Kindheitstraum - WM-Teilnahme mit Argentinien. Demichelis ist bei Maradona gesetzt, jetzt muss er das Vertrauen auch in den Do-or-Die-Spielen rechtfertigen.

Daniel van Buyten: Der Belgier spielte seine beste Saison im Trikot des FC Bayern. Van Gaal gab van Buyten das Vertrauen, dass der Innenverteidiger unter Jürgen Klinsmann so schmerzlich vermisst hatte. Van Buyten wurde unter van Gaal ein anderer Spieler.

Mit guten Leistungen verdiente er sich den nötigen Respekt bei den Kollegen. Sein Wort hat Gewicht, er hat sich zu einem Führungsspieler gemausert. Die Bayern kassierten in der Bundesliga die wenigsten Gegentore - mit van Buyten als Stammspieler. Sein Vertrag wurde im Februar um zwei Jahre verlängert.

Weil aber auch er in entscheidenden Spielen (Florenz und Inter) Fehler machte, könnten sich die Bayern-Bosse nach Verstärkung in der Innenverteidigung umsehen. Ein absoluter Weltklasse-Mann fehlt auf dieser Position.

Philipp Lahm: Jahrelang spielte der ausgebildete Rechtsverteidiger auf der anderen Seite. Bei Bayern und in der Nationalmannschaft. Unter van Gaal durfte er auf seiner erklärten Lieblingsposition spielen. Sportlich ließ Lahm in den ersten Wochen der Saison viele Wünsche offen.

Anfang November ließ er mit einer öffentlichen Universalkritik am FC Bayern eine Bombe platzen. Er kam mit einer Abmahnung und einer saftigen Geldstrafe davon, tat dem Verein aber auch etwas Gutes. Lahm rüttelte wach. Die Mannschaft kam in Fahrt, Lahm kam in Fahrt.

Im Laufe der Saison gewöhnte sich Lahm immer besser an seine neue Rolle, das Spielverständnis mit Arjen Robben funktionierte. Am Zenit ist Lahm aber noch nicht angekommen. Er spielte eine gute, aber keine herausragende Saison.

Holger Badstuber: Der Youngster passt perfekt ins Beuteschema von van Gaal. Jung, talentiert, lernwillig und vor allem Linksfuß. Der Trainer wollte einen Linksfuß in der Innenverteidigung und machte intern vom ersten Tag an klar, dass für diese Position nur Badstuber in Frage kommt und förderte den 21-Jährigen entsprechend.

Badstuber machte 33 Bundesliga- und zwölf Champions-League-Spiele - der Durchbruch gleich im ersten Profijahr. Als gelernter Innenverteidiger musste er außen aushelfen, weil mehrere getestete Kandidaten als Linksverteidiger durchfielen und van Gaal auf Philipp Lahm als Rechtsverteidiger setzt.

Badstuber konnte auch hinten links größtenteils überzeugen. Er kommt mit wenigen Fouls aus und hat ein sicheres Passspiel. Sein persönliches Waterloo erlebte er in Old Trafford, lernte aber schnell aus dieser unangenehmen Erfahrung und fährt aller Voraussicht nach zur WM. In Zukunft muss er an seinen Offensivqualitäten feilen.

Diego Contento: Der 19-Jährige durfte wie David Alaba und Mehmet Ekici im Winter-Trainingslager in Dubai reinschnuppern. Sportdirektor Christian Nerlinger schloss Profieinsätze der Nachwuchsspieler in der Rückrunde damals fast kategorisch aus. Von wegen.

Im DFB-Pokal gegen Fürth feierte Contento bereits im Februar sein Debüt in der ersten Mannschaft. Die Gesichtsverletzung von Demichelis Anfang März spülte Contento sogar in die Startelf. Badstuber spielte wieder Innenverteidiger, Contento links. Neun Mal wurde er in der Bundesliga eingesetzt, drei Mal in der Champions League und im Pokal auf Schalke.

Fazit: Da wächst ein sehr vielversprechender Spieler heran. Contentos Unbekümmertheit ist verblüffend. Sein Auftritt im ersten CL-Halbfinale gegen Lyon war überragend. Defensiv agiert Contento noch ab und zu naiv, im Spiel nach vorne hat er aber mehr zu bieten als Badstuber. Die Bayern wollen einen Außenverteidiger verpflichten, mit Contento haben sie einen richtig guten Mann in der Hinterhand.

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