Aggressiver Hirte und robuster Glasmann

Von Thomas Gaber
Mit dieser Elf lief Bayern München im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen auf
© Getty
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Die Mittelfeldspieler

Hamit Altintop: Der Türke erlebte in seiner dritten Bayern-Saison eine Berg- und Talfahrt. Nach der Verpflichtung von Arjen Robben bekam Altintop nur noch Starteinsätze, wenn andere ausfielen. Er verhielt sich tadellos im Training und lauerte auf seine Chance. Wenn er gebraucht wurde, stand er seinen Mann. Gegen Manchester, in Lyon und auch im Finale in Madrid. Altintops Vertrag läuft aus, eine Weiterbeschäftigung ist noch nicht sicher. Aber die Bosse wissen, was sie an ihm haben.

Bastian Schweinsteiger: Jahrelang warteten die Vereinschefs auf Schweinsteigers Explosion. Nach der WM 2006 fiel Schweinsteiger in ein Loch und fand keinen Ausweg. Unter van Gaal wirkt er sportlich runderneuert und hat auch in der Persönlichkeitsentwicklung einen großen Schritt nach vorne gemacht: Schweini ist nicht mehr.

Der dienstälteste Spieler des aktuellen Kaders ist aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Schweinsteiger übernahm Verantwortung und ging in seiner neuen Rolle im zentralen Mittelfeld neben van Bommel richtig auf. Beim 3:1-Sieg in Berlin stellte er mit 155 Ballkontakten einen neuen Bundesligarekord auf. In Abwesenheit von Michael Ballack ist er Chef der deutschen Nationalmannschaft in Südafrika.

Mark van Bommel: Anfang 2009 hatte der Niederländer mit dem Kapitel FC Bayern so gut wie abgeschlossen. Der Verein bot van Bommel nur einen neuen Ein-Jahresvertrag an. Van Bommel grübelte lange, entschied sich dann aber doch zu bleiben, weil er sich in München zuhause fühlt.

Die vierte Bayern-Saison war seine beste. Den aggressive leader, der gerne mal richtig austeilt, gibt es kaum mehr. Van Bommel ist Stratege, Anführer, van Gaals verlängerter Arm und Seelenklempner in Personalunion. Als Ribery wegen seiner Schmuddelgeschichten durchs Dorf getrieben wurde, bekam er Besuch von van Bommel. Der 33-Jährige ist der Hirte, seine Schäfchen gehorchen ihm. Van Bommel genießt höchstes Ansehen im Verein.

Der zweite Champions-League-Triumph blieb ihm verwehrt. Er will es erneut mit Bayern versuchen, der Vertrag wurde um ein weiteres Jahr verlängert. Diesmal übrigens auf ausdrücklichen Wunsch des Spielers.

David Alaba: Gehört zur Generation der jungen Wilden. Der Österreicher wurde in Florenz ins kalte Wasser geworfen und feierte ein gelungenes Debüt als Linksverteidiger - eine für ihn komplett ungewohnte Position. Wenige Wochen später machte er in Frankfurt eine ganz bittere Erfahrung und war seitdem mehr oder weniger raus. Über ihn muss sich der FC Bayern aber keine Sorgen machen. Alabas Zeit kommt bestimmt.

Danijel Pranjic: Der Kroate war ein Mitbringsel von van Gaal. Pranjic musste schnell erkennen, dass Heerenveen nicht München ist und die Eredivise nicht die Bundesliga. Die Bayern-Fans machten den schwachen Saisonstart auch an ihm fest. Als die Mannschaft im Spätherbst die Wende zum Guten schaffte, war Pranjic allerdings dabei.

Als Verteidiger fiel Pranjic durch, im halblinken Mittelfeld machte er seine besseren Spiele und war fester Bestandteil der ersten Elf. Nach Riberys Genesung war kein Platz mehr für den Nationalspieler. Stand in der Rückrunde nur vier Mal in der Startelf. Pranjic ist ein guter Ergänzungsspieler, aber keiner, der den FC Bayern entscheidend voranbringt.

Anatolij Tymoschtschuk: Der Ukrainer kam mit jeder Menge Vorschusslorbeeren samt Entourage nach München. Van Gaal machte aber schnell öffentlich klar, dass Tymoschtschuk nicht sein Transfer war und er für einen so defensiven Sechser eigentlich keine Verwendung hat. Dennoch durfte Tymo in der Hinrunde neun Bundesligaspiele über die volle Distanz machen. Überzeugt hat er höchst selten.

Tymoschtschuk wirkte isoliert, auf dem Platz und außerhalb. Elf Millionen Euro bezahlten die Bayern an Zenit St. Petersburg für den Mittelfeldspieler. Dass er diese Summe wert sein kann, deutete Tymoschtschuk gegen Lyon an, als er nach Riberys Platzverweis eine zentrale Rolle im Mittelfeld übernahm. Seine Zukunft ist aber ungewiss.

Franck Ribery: Das dritte Bayern-Jahr war sein schwierigstes. Alles begann mit der Transferposse im Sommer. Ribery wollte weg und bevorzugte Real Madrid als neuen Arbeitgeber. Der Vorstand wehrte sich beharrlich und letztlich erfolgreich. Sportlich fiel Ribery lange Zeit nicht sonderlich auf, immer wieder war er verletzt.

Das Hickhack um seine Zukunft bestimmte auch die Rückrunde. Hinzu kamen private Probleme. Im letzten Saisonviertel konzentrierte sich Ribery endlich wieder auf Fußball und zeigte, dass er unverzichtbar für die Bayern ist, wenn er den Kopf frei hat. Wurde im CL-Finale schmerzlich vermisst. Aber der Franzose kann viel wieder gut machen. Ribery hörte auf sein Herz und verlängerte seinen Vertrag bei Bayern bis 2015.

Arjen Robben: Andreas Ivanschitz und Aristide Bance sind schuld, dass der Tempodribbler in die Bundesliga kam. Nach der 1:2-Niederlage in Mainz verpflichteten die Münchner kurz vor Ende der Wechselfrist den Niederländer von Real Madrid. Am Ende der Saison steht fest: ein absoluter Volltreffer-Transfer. Robben brachte das Offensivspiel der Bayern auf eine höhere Ebene.

Ein Ausnahmefußballer, der in München sein Glück gefunden hat und in den entscheidenden Spielen ein Tor des Monats nach dem anderen schoss. Ein Mann ohne Starallüren, der die Nähe zu den Fans sucht. Einer der besten Bayern-Transfers der letzten 20 Jahre. War kaum verletzt und widerlegte in München so auch seinen Spitznamen: Mann aus Glas.

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