Wer wird die Nummer eins?

Daniel Börlein
05. Januar 201114:46
Drei von sieben spannenden Duellen im Kampf um die Nummer eins im TorGetty/spox
Werbung
Werbung

Rund zwei Wochen haben die 18 Bundesligisten Zeit, sich auf die Rückrunde vorzubereiten. Für die Spieler geht es in der Vorbereitung darum, sich für einen Stammplatz zu empfehlen. Besonders heiß ist bei vielen Klubs der Kampf um die Nummer eins. Bei sieben Vereinen rechnen sich jeweils zwei Keeper Chancen auf den Platz zwischen den Pfosten aus. Ein Überblick.

SPOX

FSV Mainz 05

Christian Wetklo vs. Heinz Müller

Müllers Kreuzbandverletzung in der Sommervorbereitung war ein Schock für Mainz, fiel mit dem 32-Jährigen doch einer der besten Bundesliga-Keeper der Vorsaison aus. Nach kurzer Überlegung entschieden sich die 05er, Ersatzmann Wetklo zur Nummer eins zu befördern und mit Martin Pieckenhagen nur einen Backup und keinen echten Konkurrenten zu holen.

Das Vertrauen in Wetklo zahlte sich aus. Der 30-Jährige war maßgeblich an der starken Mainzer Hinserie beteiligt und leistete sich in 16 Partien keinen groben Aussetzer. Zum Vorrundenabschluss gab dann allerdings Müller sein Comeback zwischen den Pfosten.

Etwas, das Wetklo sauer aufstieß: "Ich habe dem Coach gesagt, dass ich das nicht nachvollziehen kann und damit nicht einverstanden bin. Ich habe eine gute Hinrunde gespielt, alles war super, die Leistungen immer wunderbar. Aber nach so einer Entscheidung überwiegt das Negative. Da kann man nicht positiv nach vorne schauen."

Der Blick nach vorne fällt Wetklo womöglich auch deshalb so schwer, weil ihm in der Rückrunde der Platz auf der Bank droht, auch wenn sich Coach Thomas Tuchel bedeckt hält: "Zwischen Wetklo und Müller brennt ein echter Konkurrenzkampf. Ich werde mir das in den kommenden Wochen ganz genau anschauen und dann entscheiden."

Dennoch: Der 05-Coach schätzt Müllers souveräne Strafraumbeherrschung, dessen präzise Spieleröffnung sowie die Fähigkeit, eine Hintermannschaft mit Ruhe aber Bestimmtheit zu organisieren. Das könnte letztlich den Ausschlag geben.

Freiburg: Baumann vs. Pouplin

Frankfurt: Nikolov vs. Fährmann

Hoffenheim: Starke vs. Haas

St. Pauli: Kessler vs. Hain

Köln: Varvodic vs. Rensing

Gladbach: Heimeroth vs. Bailly

SPOX

SC Freiburg

Oliver Baumann vs. Simon Pouplin

Das letzte halbe Jahr ist eines zum Abhaken für Simon Pouplin. Aufgrund von Verletzungen fand er sich häufiger beim Arzt als auf dem Platz wieder. Und wenn Pouplin dann mal spielen konnte, schwächelte er. Vier Partien bestritt der 25-Jährige, der als unumstrittene Nummer eins in die Hinrunde gegangen war, in drei davon gab er jeweils keine gute Figur ab.

Ganz anders Oliver Baumann, der Pouplin während dessen Verletzungspause zwischen den Pfosten vertrat. Der "Kicker" führt den 20-Jährigen nach der Vorrunde hinter Schalkes Manuel Neuer als notenbesten Keeper der Liga. Baumann ist ein Grund dafür, dass Freiburg auf Platz sechs überwintert.

Ob Baumann allerdings auch in der kompletten Rückrunde die Nummer eins sein wird, ist noch offen. Fest steht nur, dass er auch zum Auftakt das Tor hütet, weil Pouplin erneut athroskopiert werden muss und sich seine Rückkehr somit weiter verzögert. Ist der Franzose wieder fit, scheint er durchaus Chancen auf einen Stammplatz zu besitzen. "Ich werde mir erst über eine mögliche Rangfolge Gedanken machen, wenn Simon zurück ist", sagt Coach Robin Dutt.

Für Pouplin geht es nach seiner Rückkehr nicht nur um den Platz zwischen den Pfosten, sondern auch um seine Zukunft. Im Sommer läuft sein Vertrag in Freiburg aus. Geht er aus dem Rennen um die Nummer eins als Verlierer hervor, könnten sich die Wege nach der Saison trennen.

Mainz: Wetklo vs. Müller

Frankfurt: Nikolov vs. Fährmann

Hoffenheim: Starke vs. Haas

St. Pauli: Kessler vs. Hain

Köln: Varvodic vs. Rensing

Gladbach: Heimeroth vs. Bailly

SPOX

Eintracht Frankfurt

Oka Nikolov vs. Ralf Fährmann

In Frankfurt hat Oka Nikolov längst Kultstatus erreicht. Der 36-Jährige spielt seit 1991 für die Eintracht und ist damit der am längsten in einem Verein tätige Bundesliga-Profi, der noch aktiv ist. Allein deshalb bestätigte Coach Michael Skibbe ihn vor der Saison allerdings nicht als Nummer eins im Eintracht-Tor.

Nikolov hatte eine starke Vorbereitung gespielt, den kleinen Bonus aus der Vorsaison genutzt und den Vorzug vor Konkurrent Ralf Fährmann erhalten. Nach einer ordentlichen Vorrunde, mit lediglich einem schwachen Spiel gegen die Bayern, verletzte sich Nikolov Anfang Dezember jedoch und wurde durch Fährmann vertreten.

Der 22-Jährige bewies in vier Liga-Spielen und einer Pokal-Partie, dass auf ihn Verlass ist. Auch deshalb sagt er jetzt: "Ich bin nach Frankfurt gekommen, um regelmäßig zu spielen. Sonst hätte ich auf Schalke bleiben können." Torwarttrainer Andreas Menger betont: "Er wird Oka hier beerben." Die Frage ist nur: wann?

Nikolov wird zum Rückrundenstart wieder fit sein und hat dann erneut die Nase vorn. "Ich denke, wenn Oka zur Verfügung steht, wird er auch wieder zwischen den Pfosten stehen", sagt Skibbe. Fährmann wird das nicht gerne hören. Für den Sommer besitzt der Ex-Schalker eine Ausstiegsklausel. Gut möglich, dass er sich bereits jetzt nach neuen Klubs umschaut.

Mainz: Wetklo vs. Müller

Freiburg: Baumann vs. Pouplin

Hoffenheim: Starke vs. Haas

St. Pauli: Kessler vs. Hain

Köln: Varvodic vs. Rensing

Gladbach: Heimeroth vs. Bailly

SPOX

1899 Hoffenheim

Tom Starke vs. Daniel Haas

Auf den ersten Blick war die Personalrochade, die Hoffenheim vor der Saison auf der Torhüterposition vornahm, durchaus überraschend: Ein ehemaliger deutscher Nationaltorwart wurde durch einen Keeper aus der zweiten Liga ersetzt. Schnell zeigte sich allerdings, dass 1899 damit alles richtig gemacht hatte.

Während Timo Hildebrand in Hoffenheim nie richtig angekommen schien, hatte sich sein Nachfolger Tom Starke innerhalb kürzester Zeit integriert und etabliert. Der 29-Jährige überzeugte als zuverlässiger Rückhalt. Anfang November zog sich Starke allerdings eine Bauchmuskelverletzung zu und fiel für den Rest der Vorrunde aus.

Bis zur Winterpause ersetzte ihn Daniel Haas - und überzeugte als ebenso zuverlässiger Rückhalt. Auf jeweils zehn Pflichtspieleinsätze brachten es die beiden Kontrahenten in der Vorrunde, Unterschiede waren kaum auszumachen.

In der Vorbereitung will Starke nun wieder angreifen, doch auch Haas will den Platz zwischen den Pfosten nicht kampflos räumen: "Ich werde alles geben, um im Tor zu bleiben." Dennoch geht Starke mit klaren Vorteilen ins Rennen um die Nummer eins - auch unter Neu-Coach Marco Pezzaiuoli.

Mainz: Wetklo vs. Müller

Freiburg: Baumann vs. Pouplin

Frankfurt: Nikolov vs. Fährmann

St. Pauli: Kessler vs. Hain

Köln: Varvodic vs. Rensing

Gladbach: Heimeroth vs. Bailly

SPOX

FC St. Pauli

Thomas Kessler vs. Mathias Hain

Das eine oder andere Mal wird sich Thomas Kessler vielleicht schon geärgert haben, dass er sich im Sommer von Köln zum FC St. Pauli ausleihen ließ, schließlich hätte der 24-Jährige beim FC durch Mondragons zwischenzeitliche Suspendierung und den jetzigen Wechsel wohl doch die Spielpraxis bekommen, mit der er im Sommer nicht gerechnet hatte.

Seine Entscheidung pro St. Pauli bereut Kessler aber nicht, denn: Mit dem Kiezklub steht er zur Winterpause vor dem FC - und das nach einer Vorrunde als Nummer eins. 14 Spiele machte Kessler und überzeugte dabei fast durchgehend. Aufs letzte Spiel des Jahres musste Kessler wegen einer Rotsperre allerdings verzichten und wurde durch Routinier Mathias Hain ersetzt.

Der 38-Jährige beendet nach der Saison höchstwahrscheinlich seine Karriere und geht davon aus, dass die Partie gegen Mainz nicht sein letztes Bundesligaspiel war. Falls sich Coach Holger Stanislawski dennoch auch in der Rückrunde für Kessler als Nummer eins entscheidet, wird Hain keinen Ärger machen: "Im Fußball sind so viele Egomanen unterwegs. Dabei darf man den Mannschafts-Gedanken doch nicht außer Acht lassen. Das Trainerteam weiß, dass es sich auf mich verlassen kann."

Für Stanislawski ist Hain auch als zweiter Mann wichtig: "Matze macht auch von da aus einen richtig guten Job, er hat einen großen Einfluss von innen heraus. Unsere jungen Torhüter können von einem alten Bock wie ihm viel lernen."

Mainz: Wetklo vs. Müller

Freiburg: Baumann vs. Pouplin

Frankfurt: Nikolov vs. Fährmann

Hoffenheim: Starke vs. Haas

Köln: Varvodic vs. Rensing

Gladbach: Heimeroth vs. Bailly

SPOX

1. FC Köln

Miro Varvodic vs. Michael Rensing

Mit Faryd Mondragon hat der FC in dieser Saison so einiges mitgemacht. Seit Weihnachten ist der 39-jährige Kolumbianer in Köln allerdings Geschichte. Mondragon wechselt zum neuen Jahr in die USA. Mit Michael Rensing präsentierten die Rheinländer bereits einen neuen Keeper.

Der ehemalige Bayern-Torwart soll die neue Nummer eins in der Domstadt werden, deshalb wurde er verpflichtet, deshalb entschied sich Rensing für den FC. "Für mich ist es ein super Einstieg", sagt Rensing. "Ich bin wieder da." Doch genau da liegt auch die Gefahr. Rensing war ein halbes Jahr ohne Verein, hielt sich zwar auf eigene Kosten fit und trainierte nur zwischenzeitlich bei einem Münchner Bezirksoberligisten.

Keiner kann mit Bestimmtheit sagen, wie schnell er wieder Fuß fasst in der Bundesliga. Deshalb geht auch Miro Varvodic nicht chancenlos ins Rennen um den Platz zwischen den Pfosten. Der 21-Jährige stand in der Vorrunde fünf Mal im FC-Tor, offenbarte dabei allerdings auch die eine oder andere Schwäche.

Wer Kölns Nummer eins in der Rückrunde wird, hängt daher wohl ganz alleine von Rensing ab. Der 26-Jährige geht die Sache betont gelassen an: "Ich lasse mich nicht unter Druck setzen oder verrückt machen. Ich weiß, dass ich ein guter Torwart bin, das habe ich oft gezeigt."

Mainz: Wetklo vs. Müller

Freiburg: Baumann vs. Pouplin

Frankfurt: Nikolov vs. Fährmann

Hoffenheim: Starke vs. Haas

St. Pauli: Kessler vs. Hain

Gladbach: Heimeroth vs. Bailly

SPOX

Borussia Mönchengladbach

Christofer Heimeroth vs. Logan Bailly

Bei der Borussia ist in diesem Jahr einiges anders gelaufen als geplant. Eigentlich hatte man sich in Gladbach darauf eingestellt, eine sorgenfreie Saison irgendwo im Bundesliga-Mittelfeld hinzulegen. Dass daraus nichts wird, war vielen schon nach der 0:7-Pleite in Stuttgart am 4. Spieltag klar.

Eigentlich war man auch davon ausgegangen, dass Logan Bailly die unumstrittene Nummer eins ist. Seit dem 10. Spieltag steht allerdings Christofer Heimeroth zwischen den Pfosten. Nach einigen Aussetzern nahm Coach Michael Frontzeck Bailly zunächst für ein Spiel aus dem Kasten, "um den Kopf frei zu bekommen", verkündete aber anschließend, dass Heimeroth bis zur Winterpause das Tor hüten werde.

Und daran wird sich offenbar auch im neuen Jahr nichts ändern. Zwar leistete sich Heimeroth ebenfalls die eine oder andere Schwäche, dennoch stellt Frontzeck klar: "Christofer hat aus meiner Sicht gut gehalten. Logan war verletzt, kommt jetzt erst wieder ran. Heimeroth wird deshalb in Nürnberg spielen."

Für Bailly kommt diese Aussage durchaus überraschend: "Mit mir hat der Trainer noch nicht gesprochen. Ich werde im Training versuchen, ihm die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen. Ich bin wieder fit, habe den Kopf absolut frei. Ich fühle mich stark genug, wieder um die Nummer 1 zu kämpfen und Borussia im Abstiegskampf richtig zu helfen." Frontzeck scheint seine Entscheidung allerdings schon getroffen zu haben. Gegen Bailly.

Mainz: Wetklo vs. Müller

Freiburg: Baumann vs. Pouplin

Frankfurt: Nikolov vs. Fährmann

Hoffenheim: Starke vs. Haas

St. Pauli: Kessler vs. Hain

Köln: Varvodic vs. Rensing