Dutt, Fink, Rangnick und Co.: Wer darf's sein?

Von Fatih Demireli
Hauptakteure im Trainerkarussell: Robin Dutt, Ralf Rangnick, Martin Jol und Co.
© spox

Das Trainerkarussell in der Bundesliga dreht sich mit gewaltigem Schwung: Neben Bayern München suchen auch der VfL Wolfsburg und der Hamburger SV einen neuen Coach. Der FC Schalke 04 wird sich allem Anschein nach bald anschließen. SPOX nennt Kandidaten und Chancen.

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FC Bayern München

Die Situation: 112 Tage ist Louis van Gaal noch im Amt. Klub und Trainer einigten sich auf eine vorzeitige Vertragsauflösung zum 30. Juni 2011, weil die Auffassung beider Seiten über die Klub-Strategie zu unterschiedlich war. Das Profil des van-Gaal-Nachfolgers ist noch nicht vollends erstellt worden, doch klar ist, dass der neue Mann mehr Teamplayer und weniger Alleinherrscher sein soll - also kein neuer Louis van Gaal. Nach wie vor gilt das Kriterium, dass der Bayern-Trainer die deutsche Sprache beherrschen muss. Gehandelte Kandidaten wie Rafa Benitez fallen somit aus dem Raster.

Die Kandidaten:

Jupp Heynckes: Der Top-Favorit, aber nur eine Zwischenlösung? Der Vertrag des 65-Jährigen läuft in Leverkusen aus, verlängert hat Heynckes bisher nicht. "Die Verantwortlichen bei Bayer wissen, dass ich noch etwas Zeit für meinen Entschluss brauche", sagt Heynckes unabhängig davon, ob Interesse aus München besteht. Bei Heynckes sieht es nach einer Grundsatzentscheidung aus, ob und wie es für ihn überhaupt im Profigeschäft weitergeht. Leverkusen Verantwortliche gehen davon aus, dass sich Heynckes für Bayer entscheidet. "Über Bayern wurde nicht gesprochen", sagt Rudi Völler. Doch Heynckes' blendendes Verhältnis zur Münchener Führungsetage, insbesondere zu Uli Hoeneß, spricht für Bayern. Fans, Spieler und Verantwortliche haben die kurze Heynckes-Ära 2009 in guter Erinnerung. "Don Jupp" sorgte nach Klinsmann für Harmonie, viele Spieler blühten auf. Lukas Podolski hatte in den fünf Wochen unter Heynckes wohl seine beste Phase bei Bayern. Sollte Heynckes kommen, könnte er nur eine Zwischenlösung sein. So kommt Kandidat zwei ins Spiel...

Joachim Löw: Sollte Heynckes kommen, könnte er bis 2012 die Grundlagen schaffen, bis möglicherweise Joachim Löw nach der EURO 2012 vom Verband zum Klubfußball wechselt und als Dauerlösung präsentiert wird. Vorher ist der Bundestrainer nicht verfügbar, zumal die Qualifikation zur EM so gut wie geschafft ist. Spekuliert wurde bereits darüber, dass Bayern Kontakt zu Löw aufgenommen hat. Rein sportlich würde Löw passen: Die Spielphilosophie Louis van Gaals ähnelt dem Löw-Spiel sehr: Das DFB-Team ist durch und durch Bayern-like, natürlich auch bedingt durch den starken Bayern-Block. Mit Führungsspielern wie Lahm und Schweinsteiger hätte Löw Fürsprecher innerhalb der Mannschaft. Fraglich ist nur, ob der DFB Löw freigibt. Der Turnierausgang 2012 fällt da kaum ins Gewicht, zumal die Bayern bis dahin sicherlich längst eine Entscheidung haben wollen würden. Fraglich ist auch, ob Löw den Job beim DFB freiwillig aufgeben würde: Die Nationalmannschaft ist so trendy ist wie nie zuvor - auch dank Löw, der beim DFB mit der größten Macht ausgestattet ist, die ein Bundestrainer je hatte.

Martin Jol: Noch bevor Louis van Gaals Abgang feststand, wurde Martin Jol in der Medienlandschaft gehandelt: zuletzt sogar als vermeintlicher Favorit. Jol hinterließ bei seinem einjährigen Intermezzo beim Hamburger SV einen guten Eindruck in der Bundesliga. Als ehemaliger Bayern-Profi ist der 55-Jährige dem Klub nicht einmal fremd. Für Jol spricht die große internationale Erfahrung, u.a. arbeitete er in England, Deutschland und in seiner Heimat bei guten Klubs. Jol könnte zudem die van Gaal'sche Spielidee des offensiven Fußballs fortsetzen. Jol hat das nötige Charisma, einen Klub wie Bayern zu repräsentieren. Ob die Bayern aber erneut auf einen Niederländer setzen, ist fraglich.

Guus Hiddink: Der Name des Globetrotters geistert schon seit Jahren über der Säbener Straße. Hiddink ist ein Weltmann, der viele Sprache beherrscht und große Erfolge aufzuweisen hat. Erfahrung, Charisma, Kontakte - es gibt kaum Argumente, die gegen Hiddink sprechen. Und doch dürfte es Zweifel geben, ob Hiddink der richtige Kandidat für die Bayern wäre. Zwar ist der 64-Jährige sicherlich kein Typ "Alleinherrscher" wie Landsmann Louis van Gaal und auch durchaus offen für die Ideen, aber Hiddink setzt seine Vorstellungen immer rigoros durch - ohne Rücksicht auf Verluste. So auch beim türkischen Fußballverband, bei dem Hiddink angestellt ist. Trotz schlechter Ergebnisse steht Hiddink nicht zur Disposition. Vielmehr beansprucht er die Macht, neue Strukturen zu schaffen und das Bild des türkischen Fußballs zu verändern. Deswegen wird Hiddink, der einen lukrativen Vertrag in der Türkei hat, auch keine Freigabe vom TFF erhalten.

Matthias Sammer: Sammer gilt schon länger als heimlicher Favorit auf die Nachfolge Louis van Gaals. Hinter den Kulissen wurde sogar gemunkelt, Sammers Absage an den Hamburger SV im Januar erfolgte, weil der DFB-Sportdirektor Signale aus München bekam. Bestätigt hat dies Sammer natürlich nicht, vielmehr hat sich der DFB-Mann damals klar zu seinem Verband bekannt. Wie sich Sammer bei einem konkreten Bayern-Interesse verhält, bleibt abzuwarten. Problematisch könnte seine Art sein, die sich von van Gaal im Grundsatz nicht unterscheidet. Die Bayern-Bosse hätten es erneut mit einem schwierigen Charakter zu tun. Zudem ist Sammer seit 2005 nicht mehr im Trainergeschäft. Ob sein Defensivfußball aus Stuttgarter Zeiten zu Bayern passt, dürfte ebenfalls bezweifelt werden.

Ralf Rangnick: Über seine Fähigkeiten als Trainer gibt es keine Zweifel. Rangnick ist nicht nur in der Bundesliga ein anerkannter Experte. Als er Hoffenheim in die Bundesliga führte, gab es sogar Lob aus München. Die Tonart änderte sich, als sich Hoffenheim und Bayern auf Augenhöhe an der Tabellenspitze begegneten. Bayern-Präsident Uli Hoeneß nannte Rangnick damals im TV einen "Besserwisser". Auch in zahlreichen Zeitungsinterviews offenbarte Hoeneß nicht gerade seine Liebe zum Ex-Hoffenheim-Coach. Dennoch bringt Rangnick eine Idee mit, die den Bayern-Bossen gefallen könnte. Wie bei van Gaal und Sammer steht aber wohl der schwierige Charakter im Weg.

Thorsten Fink: Der Geheimfavorit! Der Trainer des FC Basel ist auch bei anderen Bundesliga-Klubs im Gespräch. Insbesondere in der Schweiz gewann Fink an Profil, nachdem er zuvor in Ingolstadt noch entlassen wurde. Fink wird nicht nur in der Schweiz als kommender Mann gehandelt. Sollten die Bayern-Verantwortlichen bei ihrem Freund Ottmar Hitzfeld nachfragen, werden sie nur positives hören: Schon als Spieler war Fink ein wichtiger Hitzfeld-Spieler, das Verhältnis zwischen Klub-Trainer und Nationaltrainer ist blendend. Fink hat das viel zitierte Bayern-Gen in sich. Auch das Auftreten des jungen Coaches passt perfekt nach München. Wenn die Bayern das Wagnis eingehen, einen vergleichsweise unerfahrenen Trainer zu holen, hat Fink gute Chancen. Auch wenn Basel seinen Trainer kaum kampflos hergeben würde.

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