Ligapräsident Reinhard Rauball hat vor der Abschaffung der 50+1-Regelung im deutschen Fußball und einem zweiten Bosman-Urteil gewarnt. "Wir haben mit der Bundesliga eine Institution, die Jahr für Jahr Rekorde schreibt und eine Beliebtheit hat wie nie zuvor. Einen großen Teil ihrer Stabilität und Popularität zieht sie daraus, dass die 50+1-Regel sie vor Wettbewerbsverzerrung schützt", sagte Rauball in einem Interview mit "Die Welt".
Am kommenden Montag wird sich das Ständige Schiedsgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) unter dem Vorsitz des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo Steiner zusammensetzen und über das Dauerthema diskutieren.
Präsident Martin Kind vom Bundesligisten Hannover 96 kämpft seit drei Jahren für die Abschaffung der Regelung, die es Profivereinen vorschreibt, 50 Prozent plus eine Stimme ihrer eigenen Anteile zu besitzen. Dies verhindert, dass Investoren einen Verein übernehmen können. Kind argumentiert, dass die Regel unter anderem gegen EU-Recht verstoße - zum Beispiel gegen die Freiheit des Kapitalverkehrs.
Wirkung wie das Bosman-Urteil
Eine Änderung des Status quo hätte nach Meinung von Rauball eine Auswirkung wie zuvor nur das Bosman-Urteil. Es handele sich in der Tat um eine grundlegende Entscheidung, "die den Charakter der Bundesliga" verändern werde, mahnte der Präsident des deutschen Meisters Borussia Dortmund.
Rauball warnte im Fall einer Aufhebung der 50+1-Regel vor der Willkür von Großinvestoren - wie in England und Spanien. "Solchen Zirkus wollen wir nicht, und wir wollen auch keine Profilneurotiker, die sich mit ihrem Geld in der Bundesliga ein Spielzeug zulegen", erklärte der 64-Jährige, den auch das "frische Geld" von Investoren nicht überzeugen kann.
Die Bundesliga in "ihren Grundfesten" zu erschüttern, nur um "zwei, drei Stars mehr zu haben", wäre ein großer Fehler. Rauball: "Wir brauchen keine Söldner, die bei nächster Gelegenheit weiterziehen, wenn es woanders mehr zu holen gibt."
Der Spielplan zur kommenden Bundesliga-Saison