Boah, was für ein Kick. 15:0 - so ein Ergebnis habe ich selbst zuletzt in der E-Jugend erlebt. 14:0 haben wir damals gewonnen, ich hatte als eigentlicher Torwart der E1 als Aushilfsstürmer der E3 gegen Rot-Weiß Schießmichtot neun Tore geschossen. Ich erinnere mich auch noch an ein 25:0 in der F-Jugend, da trugen ein paar der Gegner aber noch Windeln.
Testspiele, Trainingslager und Transfers: Bayern München in der Sommerpause
Volle Hosen habe ich am Mittwoch bei den Spielern der "Trentino-Auswahl" zumindest keine gesehen. Der sportliche Wert des launigen Sommerkicks hielt sich dennoch arg in Grenzen und lag niveaumäßig teilweise beklemmend nahe am Journalistenkick des Vorabends (Italien vs. Deutschland 5:7!). Zumindest was die Gastgeber anging.Äußerst, brutalst und vor allem maßlos: schade
Will sagen: Der FC Bayern hätte wohl auch mit zusammengebundenen Schnürsenkeln gewonnen. Dummerweise war es aber dennoch das erste Spiel der Bayern-Neuzugänge Manuel Neuer, Rafinha und Nils Petersen. Dazu feierte Ivica Olic nach unzähligen Monaten sein Comeback.
Die zahlreichen deutschen Journalisten vor Ort mussten also eine Storyline über das nackte Ergebnis hinaus finden, die ihre Arbeitgeber in der Heimat zufrieden stellte - und waren dankbar für jeden Anstoß.
Da wäre zum Beispiel die gescheiterte Olympia-Bewerbung Münchens, passenderweise genau zeitgleich zum Massaker an den Trentesen inszeniert. Jupp Heynckes holte auch brav schon zur Halbzeit seine Spitzenkräfte vom Feld, um bereits gegen 18 Uhr brandaktuell Stimmen echter Bayern zu NO-lympia in München liefern zu können.
Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und der vom Mediendirektor auf dem Heimweg extra angerufene Uli Hoeneß (eigentlich ein Ulmer) fanden es alle - oh Wunder - "sehr schade" (was auch sonst?).
Journalistenkrankheit: Wegsehen verlernt
Manuel Neuer wäre auch da gewesen, wollte beziehungsweise durfte aber zum anderen heißen Thema des Nachmittags nichts sagen. Kurz vor Anpfiff hatten ein paar unterbeschäftigte Menschen, die unter dem Namen "Inferno Bavaria 01" firmieren, ihre dichterische Ader zur Schau gestellt und ein etwa 20 Meter langes Banner mit dem haarsträubend schiefen Sprüchlein "Du kannst auch noch so viele Bälle parieren, wir werden Dich nie in unserem Trikot akzeptieren" entrollt.
Wäre Uli Hoeneß nicht schon auf dem Heimweg gewesen, er hätte den Urhebern sicher liebend gern den Vogel gezeigt. Stattdessen entschieden sich die im Trentino verbliebenen restlichen Bayern-Verantwortlichen, das Plakat einfach zu ignorieren.
Und wahrscheinlich hätten das die Medien (mich als SPOX-Vertreter eingeschlossen) auch besser tun sollen. Denn: 20 Meter Tapete kaufen und schiefe Reime in Farbe draufkritzeln kann schließlich jeder - und trotzdem entspricht das damit nicht gleich einem Meinungsbild.
Zu faul für den Spaziergang?
Das Dumme an der Sache: Das Plakat hing direkt neben dem Erkennungsbanner der Ultras der "Schickeria" und wurde deswegen im ersten Gedanken(kurz)schluss von mir und den Kollegen prompt dieser Gruppe zugeordnet. Klar, die hatten ja schon letzte Saison gegen Neuer gestänkert. Ich zückte meine Digitalkamera und machte ein Bild vom Plakat.
Die Signatur "IB 01" unten rechts erkannte ich erst beim fünften Blick. Langsam dämmerte mir, dass ich die "Schickeria" vielleicht fälschlicherweise vorverdächtigt hatte. Einige Kollegen hatten es da bereits ins Internet hinausposaunt, ich beinahe auch.
Das einfachste wäre nun gewesen: Arsch aus dem Sitz heben, einmal halb ums Spielfeld laufen und im Block nachfragen. Machte nur keiner (mich eingeschlossen).
Immerhin kramte ich die Handynummer eines Schickeristen raus, die ich mal bekommen hatte, und erreichte ihn prompt - der junge Mann stand nur wenige Meter Luftlinie hinter der Haupttribüne.
Fehlgeleiteter Gruppenzwang
Was mich hinterher sehr nachdenklich machte: Er selbst hatte sich aufgemacht und war einmal ums halbe Spielfeld zu uns Pressevertretern gelaufen, weil ihm schon schwante, dass man die Schickeria zu Unrecht mit dem Plakat in Verbindung bringen könnte.
Er sagte mir dann, die Schickeria habe nichts mit dem Sprüchlein der Infernisten zu tun - schließlich hatte man erst zu Wochenbeginn mit der Vereinsführung einen Waffenstillstand ausgehandelt und sich darauf geeinigt, das Thema Schickeria/Neuer ruhen zu lassen.
Ich ging wieder hoch auf die Tribüne und tat die Neuigkeiten unter den Kollegen kund. Streng genommen hätte man das Thema nun einfach fallen lassen müssen. Machte nur keiner (mich eingeschlossen).
Mitgehangen, mitgefangen. Und irgendwie auch ein Paradebeispiel für fehlgeleiteten Gruppenzwang - Stichwort: Lemminge. Man will sich ja nicht die Blöße geben, ein so plakatives (sic!) Thema nicht aufgefangen zu haben, während die Konkurrenz damit aufmacht. Hach, damals, gegen Rot-Weiß Schießmichtot, war alles noch viel einfacher gewesen.
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