Leben für die Schlagworte

Von Stefan Rommel
Frankfurts neues Führungsduo: Thomas Schaaf und Bruno Hübner
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Was ist von Schaaf zu erwarten?

Der Abgang von Veh bedeutete auch, dass die Eintracht das Gesicht der letzten (erfolgreichen) Jahre verliert. Bruchhagen hat sich medial deutlich zurückgezogen - ohne aber bei bestimmten Themen doch gerne auch vorzupreschen. Hübner ist eher der stille Arbeiter im Hintergrund, der stets zuverlässig und loyal dem Trainer gegenüber seine Arbeit verrichtet hat.

Nicht nur der Boulevard will einen Konflikt zwischen Bruchhagen und Hübner ausgemacht haben. "Machtspiele um den neuen Trainer", beschreibt die "Sport-Bild" am Mittwoch den angeblichen Zwist, den Bruchhagen mit den Worten "das ist komplett falsch" aber abwiegelt.

Dass Bruchhagen im März den Abgang von Veh voreilig angekündigt hatte, ohne den Gremien - und Hübner - vielleicht doch noch Zeit zu geben, den Trainer noch einmal umzustimmen oder im Hintergrund mit einem entsprechenden Plan B an die Öffentlichkeit gehen zu können, hat viele Beobachter verwundert.

Zumal die Eintracht-Führung Veh im Wintertrainingslager noch davon abgehalten hatte, seine Entscheidung zu verkünden. Veh hatte sich daran gehalten und wurde dann wie einige andere auch von Bruchhagen überrascht.

Hübner muss sich ohne seinen Vertrauten Veh neu positionieren im Klub. Auch wenn der ehemalige Trainer einige Dinge an Hübner vorbei und in Absprache mit Bruchhagen getroffen hat, war das Verhältnis zwischen beiden doch immer bestens und Hübner ein treuer Erfüllungsgehilfe von Veh und dessen Wünschen.

Mit der Entscheidung für Schaaf hat Eintracht Frankfurt mehr eingekauft als "nur" einen neuen Trainer. Mit Schaaf kommt auch die Erinnerung an jahrelange Erfolge an einem vergleichbaren Standort nach Frankfurt. In Bremen hat Schaaf zusammen mit Klaus Allofs mit eher bescheidenen Mitteln eine Meisterschaft, drei Siege im DFB-Pokal und fünf Champions-League-Teilnahmen in Folge geschafft.

Der 53-Jährige ist auch über die Stadtgrenzen von Bremen hinaus zu einer Ikone geworden, die für Attribute wie Zuverlässigkeit, Loyalität und Bescheidenheit steht. Die Vorzeichen stehen gut, dass nicht Bruchhagen oder Hübner, sondern Thomas Schaaf das neue Gesicht des Klubs werden könnte.

Es gibt aber auch Vorbehalte. In den letzten Jahren hat Schaaf in Bremen keine Lösungen mehr für eine ganze Reihe von Problemen gefunden. Wenn Hübner nun wie auf der Pressekonferenz bei Schaafs Vorstellung nochmal betont, dass die Eintracht "mutigen, offensiven und attraktiven Fußball spielen wolle und an den spektakulären Fußball des letzten Jahres anknüpfen" wolle, ist das eine Wunschvorstellung - aber noch kein greifbares Konzept.

"Thomas passt in das Profil, das wir erstellt haben, sagte Hübner noch. Er stehe für Kontinuität, aggressiven Fußball, Talentförderung, Erfolg und habe eine gewisse Menschlichkeit. Wenigstens zwei der genannten Vorzüge waren bei Schaafs altem Arbeitgeber zuletzt nicht mehr so klar zu erkennen.

Der Schaaf-Fußball in Bremen war zuletzt zwar immer noch mutig, aber nur noch selten spektakulär und am Ende schon gar nicht mehr erfolgreich. Die fehlende Durchlässigkeit junger Spieler aus dem eigenen Stall zu den Profis war ein großes Problem in Bremen, das nicht umsonst in Schaafs letzten Monaten und nach seinem Abgang zu tiefgreifenden Änderungen im Klub geführt hat.

Mit Schaaf, der sein altes Trainerteam aus Bremer Zeiten mit nach Frankfurt bringen darf mit Co-Trainer Wolfgang Rolff, Matthias Hönerbach sowie Torwarttrainer Michael Kraft, ersteigert Frankfurt auch gleich ein Konzept mit. So scheint zumindest die Hoffnung des Klubs.

Das birgt immer auch Gefahren. Es zeigt sich in den letzten Jahren immer wieder, dass jene Klubs in ihrem Rahmen erfolgreich sind, die selbst eine klare Unternehmensstruktur definiert und das Personal entsprechend ausgesucht haben. Momentan lebt das Frankfurter Konzept von ein paar schönen Schlagworten. Es ist nun an Thomas Schaaf und seinem Team, diese auch mit Leben zu füllen.

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