Alles richtig gemacht beim FCB?

Andreas LehnerBen Barthmann
29. August 201420:05
Xabi Alonso bestand seinen Medizincheck in München am Donnerstaggetty
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Der FC Bayern München verpflichtet nach Mehdi Benatia auch Xabi Alonso. Der Spanier kommt von Real Madrid und soll die Verletzungen von Bastian Schweinsteiger und Javi Martinez auffangen. SPOX beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zur Verpflichtung durch den FCB.

Für welches System spricht der Transfer von Alonso?

Der Transfer von Xabi Alonso macht vor allem eines klar: Pep Guardiola plant auch weiterhin mit großer Variabilität in der Grundformation. Alonso findet sich sowohl in einem 4-1-4-1, einem 4-2-3-1 oder einem System mit 3-5-2 zurecht. Der Spanier bringt eine zusätzliche Option, die es dem Trainer weiterhin möglich macht, nahtlos zwischen verschiedenen Varianten zu wechseln.

Guardiolas Idealvorstellung bleibt eine Dreierkette bei eigenem Ballbesitz. Dies versuchte er schon beim FC Barcelona und im vergangenen Winter gegen RB Salzburg. Den größten Sprung wagte er zu Beginn der Vorbereitung auf die aktuelle Saison , als er von einer situativen Dreierkette zu einer standardmäßigen Dreierkette überging.

Blog Xabi Alonso: Eine Übergangslösung

Für die Flexibilität spielte besonders Javi Martinez eine wichtige Rolle. Als defensiver Mittelfeldspieler oder Innenverteidiger einsetzbar war der Spanier extrem wichtig für den flüssigen Übergang, wie man in der Vorbereitung sehen konnte. Mit Benatia kam nun ein weiterer Verteidiger, der sowohl über die Zweikampfstärke, als auch über einen ordentlichen Spielaufbau verfügt, allerdings nicht ins Mittelfeld vorrücken kann.

Alonso dagegen kann sowohl die Rolle als abkippender Sechser ausfüllen, in der er zwischen die breit stehenden Innenverteidiger fällt, als auch zentral vor der Viererkette spielen. Auch in einer isolierten Rolle ohne Nebenmann, wie es Lahm lange Zeit in der vergangenen Saison tat. Ein Mann für die standardmäßige Dreierkette ist er jedoch nicht.

Selbst eine Rolle weiter vorne ist denkbar, angesichts der Tiefe im Kader auf den offensiveren Positionen aber nicht sehr wahrscheinlich. Das Bekleiden der Acht im bayrischen System dürfte jedoch keine ungewohnte Rolle für Alonso sein.

Seite 1: Dreier- oder Viererkette mit Alonso?

Seite 2: Versperrt Alonso den Weg für die Talente?

Seite 3: War der Kroos-Verkauf zu voreilig?

Seite 4: Hat der FCB die Verletzungen unterschätzt?

Seite 5: Was kommt nun auf Real Madrid zu?

Wie wirkt sich die Verpflichtung auf den Konkurrenzkampf aus?

Die Bayern haben mit der Verpflichtung von Alonso die richtige Mischung aus Kadertiefe und gesundem Konkurrenzkampf gefunden. Während der Verletzungen von Bastian Schweinsteiger, Thiago und Javi Martinez wird Alonso ohne Zweifel eine Schlüsselrolle in der ersten Mannschaft einnehmen. Auf der defensivsten Position im Mittelfeld war der FCB qualitativ und quantitativ nicht ausreichend besetzt.

Kehren die drei Spieler jedoch zurück, wird es eng. Ganz besonders für die jungen Spieler Gianluca Gaudino und Pierre-Emile Hojbjerg. Hier greift jedoch die kurze Vertragsdauer. Alonso kann ein Jahr voll anpacken, den Talenten unter die Arme greifen und dafür sorgen, dass sie in den entscheidenden Spielern nicht gefordert sind, um anschließend im zweiten Jahr etwas aus dem Fokus zurückzutreten und zum Rollenspieler zu werden.

Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.comBesonders für Hojbjerg, der sich nach dem Kroos-Abgang wohl viele Einsatzzeiten ausrechnete, ist dies natürlich ein Rückschlag. Dennoch gilt zu bedenken, dass der FC Bayern in einem Champions-League-Spiel gegen Manchester City oder den AS Rom nicht von jungen Talenten abhängig sein will. Weil auch Rafinha ausfällt, ist Lahm in der Abwehr gefordert, falls keine Dreierkette gespielt wird.

In der Liga oder im DFB-Pokal dürfte aufgrund der Dreifachbelastung immer noch genug Zeit sein, um Gaudino oder Hojbjerg die nötigen Erfahrungen zu geben. Dann auch mit einem erfahrenen Spieler an ihrer Seite, der sie anleiten und absichern kann. Besonders hart dürfte es aber Sebastian Rode treffen. Der Ex-Frankfurter kam in der Vorbereitung auf viel Spielzeit, scheint Guardiola jedoch im Zentrum nicht überzeugt zu haben.

Das bissige, sehr laufintensive Spiel von Rode ist nicht das Spiel von Guardiola, der im Mittelfeld ein besonderes Merkmal auf schnelle Ballverarbeitung nach der erfolgreichen Eroberung setzt. Das erste Bundesliga-Spiel dürfte ein Zeichen dafür gewesen sein, denn Rode kam nur zwölf Minuten zum Einsatz.

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Seite 5: Was kommt nun auf Real Madrid zu?

War der Kroos-Verkauf zu voreilig oder gar ein Fehler?

Die Schlussfolgerung liegt nahe. Jedoch gilt es den Umstand zu beachten, dass Kroos den Verein verlassen wollte. Ob letztendlich nur die Gehaltsforderungen ausschlaggebend waren, ist unklar, jedoch wollte der FCB die Forderungen zum gegebenen Zeitpunkt nicht erfüllen. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch auch nicht klar, dass man lange Zeit auf drei Schlüsselspieler im Mittelfeld verzichten müsse.

Ebenso wäre Kroos nicht der Spielertyp gewesen, den Pep Guardiola nun im Mittelfeld sucht. Der Weltmeister ist offensiver eingestellt als Alonso, mehr Ballverteiler und Magnet im Mittelfeld als Eroberer und erste Anspielstation. Somit hatte der Verkauf zu Beginn der Transferperiode seine Berechtigung.

Gesondert muss nun der Kauf von Alonso betrachtet werden. Die Bayern beheben hiermit keinen Fehler, den sie in der Transferplanung gemacht haben, sondern reagieren auf eine Verletztenmisere auf der defensivsten Position im Mittelfeld. Hier haben sie schnell eine nahezu ideale Lösung gefunden.

Ob Alonso nun, wie die "Marca" berichtet, zehn Millionen Euro verdient und damit sehr weit oben in der bayrischen Rangliste einsteigt, hat keinen Zusammenhang mit dem Transfer von Kroos. Denn dieser spielte eine Reihe weiter vorne, in einer Reihe, in der ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen. Alonso ist nun für einige Zeit beinahe alternativlos und die Premiumlösung für den deutschen Rekordmeister.

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Hat der FC Bayern München die Verletzungen unterschätzt?

Die Verletzung von Javi Martinez war nicht vorauszusehen. Jedoch spricht die Verpflichtung von Alonso für eine längere Verletzungsdauer als zuletzt angenommen bei Schweinsteiger, Thiago und Rafinha, beziehungsweise eine längere Genesungszeit. Zuletzt hatten Spieler immer wieder Probleme nach ihrer Rückkehr.

Das Verhältnis von Müller-Wohlfahrt und Pep Guardiola hat bereits mehrere Belastungen ertragen müssen - gut möglich, dass sich im Zuge der Gesundheit alle Spieler voll erholen sollen. Der Coach hatte bereits zugegeben, dass Schweinsteiger mit Schmerzen spielte und große Probleme hatte. Auch die WM hat ihre Spuren im Kader hinterlassen, die hohe Belastung ohne richtige Sommerpause ist ein Risiko.

Somit muss die Aussage von Guardiola, nur noch einen Ersatztorwart verpflichten zu wollen und damit die Kaderplanung abzuschließen, neu relativiert werden. Zu diesem Zeitpunkt war Martinez fit und spielte eine essentielle Rolle in der Mannschaft. Einen Ersatzmann war für den Trainer angebracht: "Wenn noch ein Transfer möglich ist, wäre es gut. Wenn es nicht möglich ist, werden wir mit den Spielern weiterarbeiten, die wir haben."

Nun kamen zwei neue Spieler. Mit Mehdi Benatia eine langfristige Lösung, mit Xabi Alonso eine kurzfristige. Auf zwei Positionen hatte Martinez eine Lücke hinterlassen, die nun gefüllt ist. Der Grund ist einfach: Auf dem Markt ist derzeit kein Spieler mit der Qualität für den FC Bayern, der sowohl in der Verteidigung als auch im defensiven Mittelfeld spielen kann.

Gehandelte Kandidaten waren neben Marco Verratti und Sami Khedira, die ihre Klubs nicht verlassen werden, unter anderem Alex Song und Daniel Agger. Ein Mittelfeldspieler und ein Verteidiger, die bei ihren Klubs nicht über die Ersatzrolle hinauskommen.

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Wie verändert sich die Situation im Mittelfeld Real Madrids?

Der Abgang von Alonso ist für Real Madrid besonders in Sachen Erfahrung hart. Auch wenn der Spanier zuletzt ein wenig nachgelassen hat, war er doch unter Ancelotti fester Teil der ersten Mannschaft und schien auch von keinem Nebenmann ernsthaft gefährdet zu werden. Auch bei der WM setzte del Bosque auf den Mann von Real - und ließ unter anderem Xavi auf der Bank.

Nun bleiben Ancelotti vier "echte" Mittelfeldspieler. Asier Illaramendi blieb als Sechser jedoch bisher den Beweis schuldig, ein echter Ersatz sein zu können. Sami Khedira ist derweil nicht der Spielertyp, den Alonso repräsentiert. Auf der Acht kann Real auf Luka Modric und Toni Kroos zurückgreifen, beide sind jedoch als defensivster Spieler im Mittelfeld nicht ideal aufgehoben.

SPOXDie spanischen Medien nehmen dies als Aufhänger für neue Transferspekulationen. Luiz Gustavo soll ein Thema sein, fraglich ist jedoch, ob Real seinen Spieler einfach ziehen lassen würde, ohne bereits einen Ersatz an der Hand zu haben oder komplett ohne Ersatzmann auskommen zu wollen.

Alternativ ist eine Doppelbesetzung möglich, obwohl Ancelotti bereits klarstellte, weiterhin auf das 4-3-3 setzen zu wollen, weil es auch im letzten Jahr "die nötige Stabilität" gegeben habe. Im Supercup gegen Atletico Madrid und beim Ligaauftakt gegen Cordoba waren es Modric und Kroos, die in der Startaufstellung standen.

Ob dies jedoch auch eine Option für die Champions League oder entscheidende Spiele in der Liga ist, bleibt fraglich. Dann müssten die Außenverteidiger defensiver eingestellt werden und auch Sergio Ramos seinen Offensivtrieb etwas bremsen. Gareth Bale und James Rodriguez bewiesen immerhin bereits, auch Defensivarbeit verrichten zu können. Das Projekt Balance bleibt dennoch eine große Aufgabe für Ancelotti ohne seinen Taktgeber.

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