Die Bundesliga-Saison ist bereits in vollem Gange. Doch nicht alle Spieler haben einen Verein gefunden. Wie jedes Jahr bleiben einige Akteure auf der Strecke. SPOX hat eine Top-11 der vertragslosen Spieler zusammengestellt, die noch auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber sind.
Heinz Müller: Heinz Müller hält wohl einen Rekord für die Ewigkeit. Im dritten Bundesligaspiel seiner Karriere bringt er den großen FC Bayern mit seinen Paraden an den Rand der Verzweiflung. Der Schlussmann hält beim 2:1-Sieg, was nicht zu halten ist. Lohn dafür ist noch am gleichen Abend ein Auftritt im "aktuellen Sportstudio". Müller erlebt mit 31 Jahren sein Debüt in der Bundesliga. Ungewöhnlich im Profigeschäft Fußball.
Ungewöhnlich waren auch seine Stationen im Ausland, bevor er in Mainz aufschlug. Odd Grenland, Lilleström SK und FC Barnley sind seine mehr oder weniger bekannten Stationen. "Die Jahre im Ausland haben mir viel gebracht, dort bin ich gereift als Persönlichkeit. Ich habe andere Leute kennengelernt, andere Kulturen, musste mich anpassen. Diese Erfahrungen haben mich geprägt und nach vorne gebracht - nicht nur im Sport", sagte er mal im Gespräch mit der "FAZ". Eine Gemeinsamkeit hatten alle Stationen: Müller war immer Volksheld und Fanliebling. Auch beim selbsternannten Karnevalsverein aus Mainz.
Müller scheint anscheinend dem Fußball den Rücken zu kehren und versucht sich als Rennfahrer. So soll er nächstes Jahr bei der ADAC-GT-Master-Serie an den Start gehen. Bis dahin ist jedoch noch Zeit. Wer weiß, vielleicht zieht es ihn doch nochmal in ein fremdes Land mit fremder Kultur. Zuzutrauen ist dem "Rennfahrer" Müller schließlich alles.
Maik Franz: Es ist der 23. Februar 2008. Derby im Ländle zwischen dem VfB Stuttgart und dem KSC. Mario Gomez vs. Maik Franz. 90 Minuten beackert Franz den Nationalspieler auf dem Platz. Immer am Rande der Legalität. Mit Taten und Worten. Er entnervt die Nummer 33 der Schwaben.
Nach dem Spiel verliert Mario Gomez vor den TV-Kameras die Fassung und betitelt den Karlsruher Innenverteidiger als "Arschloch". Es ist die Geburtsstunde des "Iron Maik". In den nächsten Wochen pflegt Franz sein gerade aufgebautes Image, wird zum vielleicht meistgehassten Spieler der Liga. Den Abstieg kann er nicht verhindern. Auch sein eigener Abstieg beginnt mit dem Niedergang der Badener.
Franz wechselt zur Eintracht. Muss verletzt zusehen, wie die Hessen absteigen. Danach weiter zur Berliner Hertha. Andere Stadt, gleiches Schicksal. Verletzt muss der "emotionale Leader" mitanschauen, wie auch die "Alte Dame" absteigt. Dort kommt er in vier Jahren auf lediglich 16 Einsätze. Es wird ruhig um Franz. Bis er gegen seinen Verein vor Gericht zieht. Hertha schiebt ihn zu den Amateuren ab, Franz will sein Recht am Trainingsbetrieb teilzunehmen einklagen. Am Ende wird der Vertrag aufgelöst, Franz vereinslos.
"Iron Maik" kämpft für sein Comeback. Doch ein Knorpelschaden setzt ihn außer Gefecht. "Ich gebe aber nicht auf, das Feuer in mir brennt noch." In der Zwischenzeit bietet er sich, mehr oder weniger ernst gemeint, für einen Wrestling-Kampf gegen Tim Wiese an.
Lukas Sinkiewicz: 224 Minuten. So lange trug Lukas Sinkiewicz den Adler auf der Brust. 2005 debütiert der damals 19-jährige unter Jürgen Klinsmann in der DFB-Elf. Insgesamt läuft er drei Mal für Deutschland auf. Der damalige Kölner ist der Shooting-Star der Saison, kratzt gar an einem Platz im WM-Kader.
2007 wechselt er zu Bayer Leverkusen. Der nächste logische Schritt soll folgen. Es kommt anders. Immer wieder bremsen ihn Verletzungen aus. Es zwickt der Oberschenkel, das Kreuzband reißt oder der Rücken spielt nicht mit. Es folgt der Gang ins Unterhaus zum VfL Bochum.
Nun ereilt Sinkewicz, gerade mal 28 Jahre alt, das Schicksal der Arbeitslosigkeit. Doch der Abwehrspieler kämpft aktiv dagegen an. Als einziger Akteur der Top-11 nimmt der gebürtige Pole das Angebot der VDV wahr. Er trainiert und bestreitet Testspiele mit anderen vereinslosen Spielern, in der Hoffnung, dass bald sein Telefon klingelt.
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Tobias Levels: "Zack, vorbei! Es ist brutal, damit umzugehen. Vor allem, wenn es absolut überraschend kommt", sagte Tobias Levels dem "kicker". Der Abwehrspieler spricht aus, was viele Spieler nur denken, aber sich nicht trauen auszusprechen. Sobald der Vertrag endet und das Transferfenster schließt, greift die Angst um sich.
27 Jahre alt ist der Außenverteidiger. Nach seinem Engagement bei der Fortuna wartet er nun seit 1. Juli auf Angebote. "Ich hatte diese Möglichkeit nicht auf dem Schirm, es traf mich völlig unerwartet", zeigt sich der Ex-Gladbacher besorgt. Doch Levels macht sich selbst Mut, ist von sich und seinem fußballerischen Können überzeugt.
"Ich werde wieder in der Bundesliga oder der 2.Liga landen. Davon bin ich überzeugt." Schließlich kann er auf 102 Einsätze in der Belleetage verweisen. Ein Argument, welches augenscheinlich bei den Vereinen noch nicht zieht.
Malik Fathi: Zurück in die Zukunft. Malik Fathi läuft an, verwandelt den Elfmeter eiskalt. Die Kollegen kommen herangestürmt und jubeln mit dem 30-jährigen. Was eine Szene aus einem DFB-Pokalspiel sein könnte, passiert auf dem Trainingsgelände von Hertha BSC.
Doch Malik Fathi jubelt nicht mit den Profis, sondern mit den Spielern der U23. Fathi hält sich bei den Amateuren fit. Bei dem Verein, bei dem er zum Bundesliga-Profi und gar zum zweimaligen Nationalspieler wurde.
Momentan befindet sich der Außenverteidiger auf dem Abstellgleis. Sein Vertrag in Mainz wurde nicht verlängert. Fathi muss kämpfen. Zu kämpfen hat der Ex-Nationalspieler schon früh gelernt. Schließlich war Malik Fathi in der Jugend Deutscher Meister. Allerdings nicht im Fußball, sondern im Rugby. Dort lernte er nach eigener Aussage zu kämpfen. "Für die Zweikämpfe im Fußball waren diese Erfahrungen sicher nicht schlecht." Nun muss Fathi wieder kämpfen. Schließlich geht es um nichts anderes, als um die Fortsetzung seiner Karriere.
Andreas Ottl: Philipp Lahm ist wohl der Bundesliga-Musterprofi schlechthin. Der Kapitän des Rekordmeisters trennt Privates und Berufliches strikt. So hat Lahm nach eigener Aussage kaum Freundschaften im Fußball-Geschäft.
Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Andreas Ottl ist so eine Ausnahme. Ottl ist der einzige wirkliche Freund des Weltmeisters innerhalb des Fußball-Geschäfts. So war Ottl einziger Fußballer auf Lahms Hochzeit.
Doch nicht nur damit "beeindruckt" Ottl in der Top-11. Er kann auch auf einen Einsatz für das DFB-Team 2006 verweisen, zusammen mit solchen Größen wie Rau, Fahrenhorst und Hertzsch brillierte der Bayer für das Nachwuchs-Team.
Nun sucht Ottl einen neuen Verein. Im Sommer kokettierte der 29-jährige mit zwei Anfragen aus dem Ausland. Doch konkret wurde es nicht. Zuletzt sah man Ottl beim Spiel zwischen Hertha und Augsburg. Jedoch nicht auf dem Feld, sondern als Interview-Partner in der Halbzeitpause.
Christian Tiffert: Christian Tiffert ist 32 Jahre alt. Normalerweise geht man in diesem fortgeschrittenen Alter nach Katar, zu einem ambitionierten Zweitligisten als Routinier oder man wagt den Sprung über den großen Teich nach Amerika. Doch dort war Tiffert bereits und zwar vor zwei Jahren. Damals unterschrieb er einen Kontrakt bei den Seattle Sounders. Vor der zweiten Saison wurde er jedoch entlassen, Seattle wollte unbedingt einen neuen "Star" und holte Obafemi Martins. Für Tiffert blieb der Gang zurück ins kalte Deutschland.
Vor seinem Abenteuer in Seattle spielte er in der Saison 2010/11 für Lautern eine Saison nach Maß. 17 Tore bereitete Tiffert vor. Am Ende war er Vorlagenkönig der Liga. Vor einem solch illustren Namen wie Franck Ribery. Und davor war er Teil des RB Salzburg-Experiments.
Begonnen hat Tifferts Bundesliga-Karriere so richtig in Stuttgart. Er war Teil der legendären "jungen Wilden", wenngleich der Mittelfeldspieler eine untergeordnete Rolle bei den Schwaben spielte. Trainer der damaligen Zeit: Felix Magath. Damit ist Tiffert ohne Zweifel der Wandervogel in der Top-11. Amerika, Schleifer Magath, Brause-Klub, Betze-Wahnsinn. Tiffert hat so ziemlich alles erlebt.
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Mimoun Azaouagh: Es ist der 8.3.2008. Der VfL Bochum ist bei der Frankfurter Eintracht zu Gast. Bochum liegt mit 0:1 zurück. Es läuft die 67. Minute, der VfL bekommt einen Freistoß zugesprochen. Aus rund 20 Metern. Perfekte Lage für Mimoun Azaouagh.
Im Tor steht die lebende Eintracht-Legende Oka Nikolov und stellt seine Mauer. Während Eintrachts Nummer 1 seine Vorderleute dirigiert, schießt Azaouagh bereits den Ball ins leere Tor. Referee Felix Byrch gibt den Treffer. Oka Nikolov schaut verdutzt, wenig später entsetzt. Schließlich erwartete der Schlussmann, dass der Freistoß mit einem Pfiff freigegeben werden musste. Falsch gedacht. Das Schlitzohr Azaouagh jubelt und rettet dem VfL mit seinem kuriosen Tor einen Punkt.
Wenn man an den Spieler Mimoun Azaouagh denkt, ist dieses kuriose Tor sicherlich ganz oben dabei. Gefolgt von seiner technisch filigranen Spielweise. Momentan kann Azaouagh aber weder mit Schlitzohrigkeit, noch mit seiner Spielweise glänzen. Nach seinem Vertrag in Kaiserslautern, ist der mittlerweile 31-jährige vereinslos und auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, bei dem er noch die eine oder andere Kuriosität auf den Platz bringen kann.
Tamas Hajnal: Der klassische 10er hat es in der heutigen Fußballzeit überaus schwer. Immer öfter befindet sich der wahre Spielgestalter eine Position dahinter auf der 6er-Position. Ein Umstand, den auch Tamas Hajnal betrifft. Der kleine, wuselige Ungar ist, wenn man so will, die Idealvorstellung des Spielmachers. Technisch stark, ordentliche Geschwindigkeit und durchaus auch torgefährlich. Und trotzdem befindet sich der 59-malige ungarische Nationalspieler auf Vereinssuche. Hajnals Spielstil gehört zu einer aussterbenden Spezies.
Vor nicht allzu langer Zeit, war dieser Spielstil noch äußert gefragt. Mitte des letzten Jahrzehnts erlebte Hajnal seine Blütezeit. Beim FCK empfahl er sich für höhere Aufgaben. Der damalige Aufsteiger KSC schnappte sich 2007 den Ungarn. Hajnal zog die Fäden im Spiel der Badener, bereitete Treffer vor und erzielte selbst wichtige.
Seine Reise ging weiter, diesmal ins Ruhrgebiet zum BVB. Auch dort wurde er in der ersten Spielzeit Stammspieler. Doch mit Jürgen Klopps Ideen von Pressing, schnellem Umschaltspiel und aggressivem Verteidigen schien Hajnals Verständnis von Fußball nicht übereinzustimmen.
Nach einer schwierigen Station beim VfB Stuttgart, auch der KSC-Zeit geschuldet, sollte in Ingolstadt wieder alles besser werden. Doch die Liaison entpuppte sich als großes Missverständnis. Der 32-jährige wartet auf eine weitere Chance. Es scheint, als würde Hajnal auf eine Renaissance der klassischen Zehn warten. Dann nämlich würden seine Chancen auf einen neuen Verein erheblich steigen.
Levan Kenia: Vom FC Barcelona in die Vereinslosigkeit? Diese leidvolle Erfahrung muss momentan Levan Kenia erfahren. Der technisch beschlagene George ist, seitdem sein Vertrag mit Fortuna Düsseldorf aufgelöst wurde, arbeitslos. Dabei fing die Karriere des 23-jährigen so verheißungsvoll an.
Mit 14 Jahren durfte er zum großen FC Barcelona zu einem Trainingslehrgang. Ein erstes Schnuppern an internationalem Glanz, Titeln und Erfolgen. Bereits mit 16 debütiert er für Lokomotive Tiflis, bis er mit 18 auf Schalke aufschlägt. Doch mit den Belastungen bei den Profis kommen die Verletzungen einher. Kenia tauscht unfreiwillig die obligatorischen Magathschen Medizinbälle mit Gummibällen in der Reha.
Trotzdem kämpft er sich wieder heran, wird Stammspieler. Bis das Schicksal, in Form einer langwierigen Sprunggelenksverletzung, abermals seine hässliche Fratze zeigt. Der junge Georgier fällt 27 Monate aus. Kenia verschwindet in der Versenkung. Wagt einen Neuanfang bei der Fortuna. Weit weg von Glanz, Titeln und Erfolgen. Doch auch dort gelingt ihm der Durchbruch nicht.
Ivan Klasnic: Kampf. Unbändiger Wille. Schlitzohrigkeit. Torgefahr. Ivan Klasnic. Der Sturm der Top-11 wird von einem langjährigen Topstürmer der Bundesliga vertreten. Ivan Klasnic ist jedem Fan ein Begriff. Teil von Werders Schnellzug-Offensive. Er bildete ein überragendes Trio mit dem kongenialen Johan Micoud und "kleines dickes Ailton". Wird Meister und Pokalsieger. Spielt beständig in der Champions League.
Bis ihn eine schreckliche Diagnose aus der Bahn wirft. Niereninsuffizienz. Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation im März 2007 kehrt Klasnic auf die Bühne Bundesliga im November zurück. Als erster Fußballspieler weltweit.
Doch Klasnic erreicht sein altes Leistungsniveau nie mehr. Nach Bremen zieht es ihn nach Nantes, dann zu den Bolton Wanderers und schließlich nach Mainz. Seit Sommer 2013 wartet Klasnic auf ein Engagement. Die Zeit läuft gegen ihn. Doch wenn einer die abermalige Rückkehr schafft, dann der Kämpfer Ivan Klasnic.
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