Wandervögel und Schicksalsschläge

Von Christian Rapp
In der Top-11 sammeln sich Auslandserfahrung, Deutsche Meister und Schicksalsschläge
© spox
Cookie-Einstellungen

Mimoun Azaouagh: Es ist der 8.3.2008. Der VfL Bochum ist bei der Frankfurter Eintracht zu Gast. Bochum liegt mit 0:1 zurück. Es läuft die 67. Minute, der VfL bekommt einen Freistoß zugesprochen. Aus rund 20 Metern. Perfekte Lage für Mimoun Azaouagh.

Im Tor steht die lebende Eintracht-Legende Oka Nikolov und stellt seine Mauer. Während Eintrachts Nummer 1 seine Vorderleute dirigiert, schießt Azaouagh bereits den Ball ins leere Tor. Referee Felix Byrch gibt den Treffer. Oka Nikolov schaut verdutzt, wenig später entsetzt. Schließlich erwartete der Schlussmann, dass der Freistoß mit einem Pfiff freigegeben werden musste. Falsch gedacht. Das Schlitzohr Azaouagh jubelt und rettet dem VfL mit seinem kuriosen Tor einen Punkt.

Wenn man an den Spieler Mimoun Azaouagh denkt, ist dieses kuriose Tor sicherlich ganz oben dabei. Gefolgt von seiner technisch filigranen Spielweise. Momentan kann Azaouagh aber weder mit Schlitzohrigkeit, noch mit seiner Spielweise glänzen. Nach seinem Vertrag in Kaiserslautern, ist der mittlerweile 31-jährige vereinslos und auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, bei dem er noch die eine oder andere Kuriosität auf den Platz bringen kann.

Tamas Hajnal: Der klassische 10er hat es in der heutigen Fußballzeit überaus schwer. Immer öfter befindet sich der wahre Spielgestalter eine Position dahinter auf der 6er-Position. Ein Umstand, den auch Tamas Hajnal betrifft. Der kleine, wuselige Ungar ist, wenn man so will, die Idealvorstellung des Spielmachers. Technisch stark, ordentliche Geschwindigkeit und durchaus auch torgefährlich. Und trotzdem befindet sich der 59-malige ungarische Nationalspieler auf Vereinssuche. Hajnals Spielstil gehört zu einer aussterbenden Spezies.

Vor nicht allzu langer Zeit, war dieser Spielstil noch äußert gefragt. Mitte des letzten Jahrzehnts erlebte Hajnal seine Blütezeit. Beim FCK empfahl er sich für höhere Aufgaben. Der damalige Aufsteiger KSC schnappte sich 2007 den Ungarn. Hajnal zog die Fäden im Spiel der Badener, bereitete Treffer vor und erzielte selbst wichtige.

Seine Reise ging weiter, diesmal ins Ruhrgebiet zum BVB. Auch dort wurde er in der ersten Spielzeit Stammspieler. Doch mit Jürgen Klopps Ideen von Pressing, schnellem Umschaltspiel und aggressivem Verteidigen schien Hajnals Verständnis von Fußball nicht übereinzustimmen.

Nach einer schwierigen Station beim VfB Stuttgart, auch der KSC-Zeit geschuldet, sollte in Ingolstadt wieder alles besser werden. Doch die Liaison entpuppte sich als großes Missverständnis. Der 32-jährige wartet auf eine weitere Chance. Es scheint, als würde Hajnal auf eine Renaissance der klassischen Zehn warten. Dann nämlich würden seine Chancen auf einen neuen Verein erheblich steigen.

Levan Kenia: Vom FC Barcelona in die Vereinslosigkeit? Diese leidvolle Erfahrung muss momentan Levan Kenia erfahren. Der technisch beschlagene George ist, seitdem sein Vertrag mit Fortuna Düsseldorf aufgelöst wurde, arbeitslos. Dabei fing die Karriere des 23-jährigen so verheißungsvoll an.

Mit 14 Jahren durfte er zum großen FC Barcelona zu einem Trainingslehrgang. Ein erstes Schnuppern an internationalem Glanz, Titeln und Erfolgen. Bereits mit 16 debütiert er für Lokomotive Tiflis, bis er mit 18 auf Schalke aufschlägt. Doch mit den Belastungen bei den Profis kommen die Verletzungen einher. Kenia tauscht unfreiwillig die obligatorischen Magathschen Medizinbälle mit Gummibällen in der Reha.

Trotzdem kämpft er sich wieder heran, wird Stammspieler. Bis das Schicksal, in Form einer langwierigen Sprunggelenksverletzung, abermals seine hässliche Fratze zeigt. Der junge Georgier fällt 27 Monate aus. Kenia verschwindet in der Versenkung. Wagt einen Neuanfang bei der Fortuna. Weit weg von Glanz, Titeln und Erfolgen. Doch auch dort gelingt ihm der Durchbruch nicht.

Ivan Klasnic: Kampf. Unbändiger Wille. Schlitzohrigkeit. Torgefahr. Ivan Klasnic. Der Sturm der Top-11 wird von einem langjährigen Topstürmer der Bundesliga vertreten. Ivan Klasnic ist jedem Fan ein Begriff. Teil von Werders Schnellzug-Offensive. Er bildete ein überragendes Trio mit dem kongenialen Johan Micoud und "kleines dickes Ailton". Wird Meister und Pokalsieger. Spielt beständig in der Champions League.

Bis ihn eine schreckliche Diagnose aus der Bahn wirft. Niereninsuffizienz. Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation im März 2007 kehrt Klasnic auf die Bühne Bundesliga im November zurück. Als erster Fußballspieler weltweit.

Doch Klasnic erreicht sein altes Leistungsniveau nie mehr. Nach Bremen zieht es ihn nach Nantes, dann zu den Bolton Wanderers und schließlich nach Mainz. Seit Sommer 2013 wartet Klasnic auf ein Engagement. Die Zeit läuft gegen ihn. Doch wenn einer die abermalige Rückkehr schafft, dann der Kämpfer Ivan Klasnic.

Seite 1: Torwart und Innenverteidigung

Seite 2: Außenverteidiger und defensives Mittelfeld

Seite 3: Offensives Mittelfeld und Sturm

Die aktuelle Bundesliga-Tabelle

Artikel und Videos zum Thema