Seuchenvogel, Lichtblick, Superstar

SPOX
07. Januar 201510:32
Zwei Spieler, für die die Rückrunde wichtig wird: Marco Reus und Daniel Didavi (r.)imago
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Nach und nach beginnen die Bundesligisten mit der Vorbereitung auf die Rückrunde. In jedem Kader findet man Spieler, für die das zweite halbe Jahr der Saison aus unterschiedlichen Gründen entscheidenden Charakter haben wird. Im ersten Teil des Überblicks geht es unter anderem um Dortmunds Seuchenvogel Marco Reus, Stuttgarts Lichtblick Daniel Didavi und Hamburgs "Neuzugang" Maximilian Beister.

Nils Petersen (SC Freiburg, 7 Spiele, 0 Tore für Werder Bremen)

Hatte bei Werder schon zu Beginn der Saison unter Trainer Robin Dutt seinen Stammplatz verloren und spielte unter Nachfolger Viktor Skripnik überhaupt keine Rolle mehr. Schaffte es an den letzten drei Spieltagen gar nicht mehr in den Kader, weil Werder mittlerweile eher auf die Stürmer aus der eigenen Jugend setzt.

Traf er in seiner ersten Saison für Werder noch elf Mal und in seiner zweiten immerhin noch sieben Mal, ist Petersens Karriere zum zweiten Mal nach seinem Wechsel 2011 zum FC Bayern ins Stocken geraten. Mit einem erneuten Vereinswechsel erhofft er sich die nötige Trendwende.

Freiburg könnte dazu genau der richtige Ort sein. Immerhin hat der Sportclub auf der Stürmerposition dringenden Bedarf. Mit 17 Toren stellt Freiburg den zweitschlechtesten Angriff der Liga nach dem HSV (neun Treffer).

Läuft alles nach Plan, ist der Transfer ein gutes Geschäft für beide Seiten. Petersen hat in Bremen gezeigt, dass er in der Bundesliga Tore machen kann und Freiburg braucht einen abschlussstarken Angreifer neben Admir Mehmedi. "Wir sind sicher, dass er uns mit seiner Präsenz und seiner Abschlussqualität weiterhelfen wird", sagte Sportvorstand Jochen Saier.

Marco Reus (Borussia Dortmund, 7 Spiele, 3 Tore)

Der Dortmunder hat ein sehr bewegtes Jahr 2014 hinter sich und musste einige negative Höhepunkte verdauen. Das verlorene DFB-Pokal-Finale - weiter titellos. Syndesmoseriss - keine WM-Teilnahme. Teilriss des Außenbandes - nächste Pause. Abriss des Außenbandes - die Seuche schlechthin. Und obendrauf die nicht enden wollenden Spekulationen um seine Zukunft.

Das Mitleid mit Reus war groß. Doch dann wurde die Führerschein-Affäre publik und Reus zu Recht an den Pranger gestellt. Seit dieser Fauxpas öffentlich wurde, hat man von Reus weder etwas gehört noch gelesen.

Er befindet sich derzeit im Lauftraining und soll zum Rückrundenauftakt baldmöglichst sein Comeback geben. Bereits jetzt beginnen die wichtigsten Monate seiner noch jungen Karriere, denn ab sofort drängen sich zwei Fragen auf: Wie reagiert Reus auf die Kritik an seiner Person? Und: Wird er seinen Vertrag beim BVB verlängern oder doch schon im Sommer gehen?

Reus wird das viele Theater um seine Person kaum eindämmen können, doch je besser seine Leistungen sind, desto mehr ist ihm bei der Wiederherstellung seines Rufs geholfen - und dann wohl auch seinem abstiegsbedrohten Arbeitgeber. Denn klar ist: Er bleibt Dortmunds wichtigster Spieler und Hoffnungsträger.

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Zlatko Junuzovic (Werder Bremen, 17 Spiele, 3 Tore)

Hat als einer von wenigen Werder-Spielern sportlich für positive Momente gesorgt. Glänzte mit seinen Standardsituationen als herausragender Vorbereiter (sechs Assists) und Torschütze (drei Treffer).

Das ist der Konkurrenz natürlich nicht verborgen geblieben und weckt Begehrlichkeiten, zumal sein Vertrag am Ende der Saison ausläuft und der Österreicher schon erklärt hat, nicht dauerhaft gegen den Abstieg spielen zu wollen. Borussia Mönchengladbach soll unter anderen an Junuzovic interessiert sein.

Der 27-Jährige ist keiner, der sich mit seiner Meinung hinter dem Berg hält. Das kann, wie in dieser Saison schon geschehen, für Unruhe sorgen. Nicht optimal für den Abstiegskampf, in dem Werder vermutlich bis zum Ende der Spielzeit stecken wird.

Junuzovic ist Hoffnungsträger und möglicher Störenfried zugleich. Werders sportlicher Erfolg hängt stark an den Leistungen des Österreichers, über seine persönliche Zukunft entscheidet dagegen nur er selbst.

Daniel Didavi (VfB Stuttgart, 6 Spiele, 2 Tore)

Ein Knorpelschaden sowie ein Knochenödem zwangen Didavi bereits frühzeitig in seiner Karriere in die Knie, der 24-Jährige hatte fast durchgehend mit Verletzungen zu kämpfen. Welch wichtige Funktion der spielstarke Mittelfeldspieler innerhalb des oft wackligen VfB-Gebildes einnehmen kann, zeigte sich am Ende der vergangenen Saison, als er im Abstiegskampf zu den konstantesten Stuttgartern gehörte.

Damals warf ihn Huub Stevens nach langer Pause ins kalte Wasser. Nun steht wieder derselbe Übungsleiter an der Seitenlinie, in der Hinrunde hat er von Didavi aber nur ein überzeugendes Spiel gesehen: Beim 2:2 in Dortmund erzielte Didavi beide Treffer, musste sich aber nur ein paar Tage später mit einem Muskelbündelriss erneut längerfristig abmelden.

Im letzten Heimspiel des vergangenen Jahres gegen Paderborn feierte er ein 65-minütiges Comeback und war schon dort beim trostlosen Auftreten der Schwaben so etwas wie der einzige Lichtblick. Aktuell ist Didavi dabei, die letzten Rückstände während der Winter-Vorbereitung wett zu machen. Didavi sollte nun tunlichst verletzungsfrei bleiben, braucht doch der VfB dringend spielerische Impulse für sein Offensivspiel. Auch Stevens dürfte dann nicht lange zögern und einen fitten Didavi in seine Formation ohne Umschweife einbauen.

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Maximilian Beister (Hamburger SV, kein Spiel)

Neun mickrige Tore erzielte der HSV in der Hinrunde. Dennoch verzichtete der Verein bislang auf Neuzugänge in der Offensive, die knappe Kasse gibt auch nicht viel her. Und zuletzt entschied sich der umworbene Hartem Ben Arfa gegen einen Wechsel nach Hamburg.

Zum Trainingsauftakt am Montag konnte Coach Joe Zinnbauer trotzdem ein "neues" Gesicht begrüßen: Maximilian Beister. Im Januar 2014 wurde Beisters Knie in einem Testspiel komplett zerstört: Kreuzbandriss, Meniskus kaputt, Knorpel beschädigt. Elf Monate quälte sich der 24-Jährige in der Reha, ehe er Mitte Dezember auf den Trainingsplatz zurückkehrte.

"Ich bin froh, dass 2014 für mich Geschichte ist. Ich blicke mit Freude auf das Jahr 2015. Meinem Knie geht es gut, dennoch ist es noch ein langer Weg zurück zur alten Form. Doch auch das werde ich schaffen", sagte Beister der "Hamburger Morgenpost".

Seinen Elan konnte auch eine Grippe um die Jahreswende nicht bremsen. Mit ihm, Pierre-Michel Lasogga und Artjoms Rudnevs hat Zinnbauer nur drei Stürmer im Kader. Seine Qualität hat Beister vor seiner schweren Verletzung unter Beweis gestellt und Qualität in der Offensive kann der HSV dringend gebrauchen.

Salomon Kalou (Hertha BSC, 13 Spiele, 5 Tore)

"Hertha BSC hat jetzt einen Superstar!" Die Schlagzeilen im Sommer in der Hauptstadt gehörten Salomon Kalou. Am Ende der Transferperiode unterzeichnete der Ivorer einen Dreijahresvertrag und wurde von Geschäftsführer Michael Preetz in die Riege der europäischen Top-Stürmer gehoben.

Davon war in der Hinrunde nicht viel zu sehen. Zwar erzielte der 29-Jährige in 13 Einsätzen fünf Tore, spielte aber nur vier Mal über 90 Minuten und war seit dem 12. Spieltag nur noch Ersatz. Die Höchststrafe kassierte Kalou im letzten Spiel gegen Hoffenheim, als er in der 73. Minute beim Stand von 0:3 eingewechselt wurde.

Kalou ließ seinem Unmut freien Lauf und forderte öffentlich eine tragende Rolle bei der Hertha ein. "Wenn man einen großen Spieler wie mich holt, dann sollte man um ihn herum die Mannschaft bauen", sagte Kalou und sprach zugleich von einem möglichen baldigen Abschied aus Berlin.

Seinen guten Willen zeigte Kalou im New-York-Kurzurlaub, indem er auf Instagram Fotos postete, die ihn bei Dehnübungen mit einer im Big Apple bekannten Yoga-Lehrerin zeigen. Der Hertha wird er in der Rückrunde aber vorerst fehlen; Kalou spielt für die Elfenbeinküste beim Afrika Cup.

Salomon Kalou und Hertha BSC - diese Verbindung sieht derzeit nach einem großen Missverständnis aus. Kalou bleibt in der Rückrunde nicht viel Zeit, um zu beweisen, inwieweit er noch Berlins Superstar werden kann.

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