"Muss das Nachdenken vergessen"

Neven Subotic wechselte 2008 gemeinsam mit Klopp von Mainz nach Dortmund
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SPOX: Lustige Sprüche gab es im Laufe der Hinrunde nur selten aus Dortmund zu hören. Jürgen Klopp meinte, dass aus einem körperlichen zusehends ein Kopfproblem wurde. Wie haben Sie die Misere wahrgenommen?

Subotic: Wir befanden uns nicht im Fluss, gerade auch gedanklich. Man muss das Nachdenken sozusagen vergessen. Es ist immer besser, wenn man auf dem Platz nicht nachdenkt, sondern einfach nur macht. Das geht aber nur, wenn Dinge öfter hintereinander funktionieren und sich verselbständigen. Das gelang uns in der Hinrunde leider fast gar nicht.

SPOX: Wie schnell stellt man fest, dass die Rädchen nicht ineinander greifen?

Subotic: So etwas dauert, da man anfangs im konkreten Fall ja hofft, dass es nur eine Ausnahme war. Es sind letztlich Kleinigkeiten, die aber eine große Wirkung haben, wenn sie nicht funktionieren beziehungsweise aufeinander abgestimmt sind. Ob es Laufwege sind, die zu früh beginnen oder das Kreuzen, das zu spät stattfindet. Wir waren in unseren Abläufen nicht geschmeidig genug - und dann stockt der Fluss, von dem ich vorhin gesprochen habe. Wir haben uns zwar immer aufs Neue bemüht, doch mit der Zeit wurde es frustrierend zu sehen, dass es einfach nicht wie gewünscht klappen will.

SPOX: Ist der Frust selbst auch irgendwann zum Hindernis geworden?

Subotic: Schwer zu sagen. Ich drücke es mal in einem Bild aus: In den Jahren zuvor ist man beim Versuch, einen Berg zu erklimmen, fast immer an den Gipfel gekommen. Im Laufe der Hinrunde hatte man dann das Gefühl, dass entweder der Berg größer oder es schwieriger geworden ist, wieder an die gewohnte Stelle zu gelangen. Und das hat einen natürlich beschäftigt.

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SPOX: In der Rückrundentabelle steht der BVB mit der zweitbesten Abwehr auf Platz vier, der Turnaround ist geglückt. Trotzdem wird vielerorts, auch von Teilen der Fans, ein Umbruch innerhalb des Kaders gefordert. Wie nehmen Sie es wahr, wenn vom Ende einer Ära geschrieben wird?

Subotic: Das habe ich gar nicht mitbekommen. Gut, dass ich recht wenig Sportberichterstattung lese (lacht). Dass wir beim BVB immer ein großes Thema sind, ist verständlich. In den Medien wird eben häufig schwarz oder weiß gemalt, niemand will ja etwas Graues lesen. Und das Geschriebene färbt dann auf die öffentliche Meinung ab. Als wir Meister und Pokalsieger wurden, hieß es, dass alles perfekt sei. Das stimmte aber natürlich genauso wenig, wie dass jetzt nach einer solch schweren Saison auf einmal alles total schlecht sein soll.

SPOX: Was stimmt dann?

Subotic: Sie haben ja die Rückrundentabelle erwähnt. Das, was wir da bisher geleistet haben, fühlt sich nicht so an, als ob hier gerade eine Ära ihr Ende findet. Wir hatten ein unglaubliches Tief in der Hinrunde, das steht außer Frage und ist jedem klar. Wir sind nun aber gerade dabei, dieses Tal nach und nach zu verlassen. Wir haben ein paar weitere Spiele Zeit dafür, die Rückrunde noch besser zu gestalten. Gelingt uns das, wäre letztlich nur die Hinrunde negativ verlaufen. Dass es deshalb einen großen Umbruch benötigt, sehe ich nicht.

SPOX: Jürgen Klopp wehrt sich gegen die Sichtweise, der Fußball des BVB sei mit der Zeit immer mehr entschlüsselt worden. Die Probleme, die man gegen tiefstehende Mannschaft oftmals hat, sind dennoch unübersehbar. Ist der BVB-Fußball aus Ihrer Sicht jetzt entschlüsselt oder nicht?

Subotic: Die Bundesliga ist gerade im Scouting so unfassbar professionell aufgestellt: Glauben Sie wirklich, dass die anderen Vereine in ihren Spielvorbereitungen während unserer Meisterjahre nicht verstanden haben, wie wir spielen? "Entschlüsselt" klingt plakativ, ist aber sicher nicht tiefgründig.

SPOX: Auch wenn der Fokus weiterhin auf dem Klassenerhalt liegt, ist eine Qualifikation für die Europa League ebenfalls nicht gänzlich ausgeschlossen. Dort ginge es allerdings eher ums sportliche Prestige, viel Geld kann dort nicht verdient werden. Wäre es Ihnen nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit den vielen englischen Wochen lieber, der BVB könnte sich in der kommenden Saison ausschließlich auf die Liga konzentrieren und auch einmal über einen längeren Zeitraum kontinuierlich trainieren?

Subotic: Die Europa League wird finanziell gerade aufgewertet, und ich glaube - auch durch zusätzliche Sponsoren- und Zuschauereinnahmen - dass man dort gutes Geld verdienen kann. Aber wir schauen nach wie vor nur von Spiel zu Spiel. Das hat uns immer stark gemacht.

SPOX: Damit das Thema internationaler Wettbewerb im kommenden Jahr überhaupt realistisch ist, muss der BVB den Großteil seiner restlichen Spiele zwingend gewinnen. Zur nächsten Partie kommt der FC Bayern in den Signal Iduna Park (Sa., 18.30 Uhr im LIVE-TICKER). Kommen die Bayern nach der Niederlage gegen Gladbach genau richtig oder wäre es besser gewesen, sie hätten das letzte Spiel gewonnen?

Subotic: Das ist ehrlich gesagt nicht meine Diskussion. Sie kommen, wir treffen immer zwei Mal im Jahr auf sie. Und wir bereiten uns sehr seriös auf sie vor. Uns geht es nur um diese drei Punkte, die uns sehr gut tun würden. Und ich bin sicher, unsere Fans werden am Samstag wieder für eine einzigartige Atmosphäre sorgen.

Seite 1: Subotic über sein soziales Engagement und Kollegen-Sprüche

Seite 2: Über die Krise der Hinrunde und den Ruf nach einem Umbruch

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