"Man fühlt sich wie beim Referat"

Von Daniel Reimann
Patrick Weiser arbeitete beim 1. FC Köln als Co-Trainer unter Stale Solbakken
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SPOX: Die fertigen Dokumentationen wurden anschließend ausgetauscht und Sie wechselten die Rolle. Mit der Präsentation einer anderen Gruppe sollten Sie sich ein Spiel von deren Team als "Cheftrainer" ansehen. War das Teil des gegenseitigen Feedback-Prozesses?

Weiser: Richtig. Unsere Gruppe hat beispielsweise mit der Präsentation eines anderen Teams im Hinterkopf ein Spiel von England analysiert. Es ging darum zu dokumentieren, ob wir in der Rolle als Cheftrainer den Erkenntnissen unserer Scouts zustimmen oder ob wir anderer Meinung waren.

SPOX: Sie selbst kennen die Trainerrolle ja bereits, waren als Co-Trainer in Köln und bei Wolverhampton unter Stale Solbakken tätig. Gaben diese Jahre als Assistent letztlich den Ausschlag für Ihre Entscheidung, selbst den Fußballlehrer zu machen?

Weiser: Den Fußballlehrer wollte ich ohnehin machen, das erweitert in diesem Berufsfeld einfach die Arbeitsmöglichkeiten. Die Zeit als Cheftrainer beim Bonner SC hat mir gezeigt, dass mir diese Rolle Spaß macht. Gleichzeitig habe ich gemerkt, was ich noch lernen und ändern muss.

SPOX: Wie schwer traf Sie im Jahr 2012 der Rauswurf beim FC, für den Sie einst über 100 Liga-Spiele absolviert hatten?

Weiser: Ich wurde ja zunächst nur beurlaubt, weil man am Trainerteam Änderungen vornehmen wollte. Mein Vertrag wurde erst gekündigt, als der Wechsel meines Sohnes Mitchell zum FC Bayern bekanntgegeben wurde. Ich fand es schade, dass das von Seiten des Vereins in Verbindung gebracht wurde, da ich mich diesbezüglich immer zurückgehalten habe. Aber ich bin da nicht nachtragend, denn dadurch haben sich andere Möglichkeiten ergeben.

SPOX: So kamen Sie letztendlich zu Wolverhampton, wo Sie erneut Solbakkens Assistent wurden. Was haben Sie als zentrale Erfahrung aus dieser Zeit mitgenommen?

Weiser: Ich musste von 0 auf 100 Trainingseinheiten auf Englisch durchführen. Das war anfangs ein wenig ungewohnt, am Ende hat es unheimlich Spaß gemacht. Auch die Art und Weise, wie der Fußball dort gesehen wird, imponiert mir. Ich habe ja als Aktiver auch in Frankreich gespielt. In beiden Ländern wird den Fußballern sehr viel Respekt entgegengebracht. Die Menschen sind Sportlern gegenüber unglaublich freundlich.

SPOX: Wie kam es denn nach der Entlassung bei den Wolves dazu, dass sich die Wege von Solbakken und Weiser trennten? Solbakken ging ohne sie nach Kopenhagen...

Weiser: Das hatte familiäre Gründe. In Wolverhampton war ich ein halbes Jahr von meiner Familie getrennt. Deshalb wollte ich ihr wieder näher sein. Mit Solbakken habe ich immer noch sehr engen Kontakt. Wir wollen auch eines Tages wieder zusammenarbeiten, wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte. Aber Kopenhagen war keine Option, zumal ich kaum Dänisch spreche.

SPOX: Stichwort Familie: Drei Jahre nach seinem Wechsel nach München verlässt Ihr Sohn Mitchell den FC Bayern wieder und geht nach Berlin. Haben Sie sich über die Nachricht gefreut?

Weiser: Er wollte das so. Und wenn das sein Wunsch ist, freue ich mich für ihn, dass es geklappt hat. Ich würde mich nie als Vater einmischen und ihn fragen: Weshalb bis du nicht da geblieben oder dorthin gegangen? Es ist wichtig, dass er die Entscheidungen für sein Leben selbst trifft.

SPOX: Trotzdem: Von außen betrachtet kam der Wechsel ein wenig überraschend, vor dem Hintergrund, dass Mitchell in der Winterpause noch ausdrückliches Lob von Matthias Sammer erhalten hatte.

Weiser: Mag sein. Aber man kennt die Personalsituation beim FC Bayern. Wenn man bedenkt, was es für ihn bedeutet, wenn einmal alle Spieler fit sind...

SPOX: Hat ihm die Perspektive gefehlt?

Weiser: Sie können sich ja denken, was ihm in dieser Situation wichtig war.

SPOX: Spielpraxis?

Weiser: Ganz genau. Für ihn es wichtig, dass er spielt, deshalb finde ich seine Entscheidung toll. Was die Zukunft bringt, wird man sehen. Aber es ist wichtig, dass man seine eigenen Entscheidungen trifft. Dann fällt es einem auch leichter, mit negativen Erlebnissen umzugehen.

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