"Ich bin der Gute, oder?"

Benjamin Wahlen
24. August 201512:24
Bernhard Peters ist seit 1. August 2014 Direktor Sport beim Hamburger SVimago
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Bernhard Peters führte den DHB zu zahlreichen Titeln, 1899 Hoffenheim in die Bundesliga und gilt als der Trainer der Trainer. Seit einem Jahr ist er Direktor Sport beim HSV. SPOX traf den 55-Jährigen in Hamburg. Peters über die neue Identität des Vereins, Vorbild Mönchengladbach, das große Potenzial von Standards und sein Image als trockener Westfale.

SPOX: Herr Peters, die Vorbereitung auf dieses Interview ist mir nicht leicht gefallen. Sie arbeiten auf so vielen Baustellen, dass ich gar nicht wusste, wo ich ansetzen soll. Wie schaffen Sie das?

Bernhard Peters: Der Fußball ist sehr komplex und es gibt viele Faktoren, die für die Optimierung von Erfolg von Bedeutung sind. Eine der wichtigsten Aufgaben ist, eine Priorisierung und Hierarchisierung dieser Faktoren festzulegen. Man kann sicher nicht alles alleine schaffen und braucht entsprechende Experten, die die einzelnen Bereiche in den Säulen führen. Unsere Aufgabe ist, daraus ein funktionierendes Netzwerk zu machen.

SPOX: Zwei dieser Faktoren sind Regeneration und Stressbewältigung - von der Jugend bis hin zum Cheftrainer. Wie halten Sie es bei sich persönlich?

Peters: Ob ich die Balance immer zu 100 Prozent habe, sei dahingestellt. Manchmal ist es schwer, den Überblick zu behalten, aber ich arbeite daran. Es hilft enorm, regelmäßige, kurze meditative Pausen einzulegen, in denen man durch richtige Atem-Techniken durchschnaufen und sich auf sich selber konzentrieren kann. Dazu kommt meine Familie, die wie eine Gegenwelt zu meinem Arbeitsalltag ist. Einen 13-jährigen Zwilling interessiert das nicht so, wenn hier beim HSV etwas nicht klappt, sie möchten lieber über ein neues T-Shirt bei Abercrombie mit mir verhandeln.

SPOX: Sie sagten, am Ende Ihrer Zeit als Trainer beim Deutschen Hockey Bund zeigte Ihre Akku-Anzeige langsam rot. Wie viel Prozent zeigt sie nach einem Jahr Hamburger SV?

Peters: Die letzte Saison hat extrem an den Nerven aller Beteiligten gezerrt. Die Situation, in der unsere erste Mannschaft steckte, hat uns alle in ihren Bann gezogen, die mentale Belastung war enorm. Im Anschluss hatten wir dann aber eine intensive Phase der Aufarbeitung und Vorbereitung auf die kommende Saison. Zudem war ich ein paar Tage mit meiner Familie im Urlaub. Mein Akku ist also wieder ziemlich voll, ich bin voller Tatendrang.

SPOX: Im November haben Sie ein neues Jugendkonzept vorgestellt. Können Sie dies kurz skizzieren?

Peters: Ein so komplexes Thema kann man nicht mit wenigen Sätzen erklären, ich gebe Ihnen aber gerne einen kurzen Überblick. Die Idee im Grundlagenbereich ist, Bewegungstalenten ein kindgerechteres Umfeld zu schaffen, in dem sie Fußball spielen und sich entwickeln können - gleichzeitig wollen wir eine Vertrauensbasis zu den Spielern und Vereinen aufbauen. Teil dessen ist, die Spieler erst ab der U11 zu uns zu holen. Stattdessen bieten wir den Trainern sehr interessante Fortbildungsmöglichkeiten an.

SPOX: Was sind das für Fortbildungen?

Peters: Das ist ganz unterschiedlich. Zwei wichtige Ansatzpunkte sind das pädagogische Führungsverhalten und die kindgerechten inhaltlichen Ideen. Wir unterstützen die Trainer dabei, ihren Horizont zu erweitern. Das hilft nicht nur den Spielern und Trainern, sondern auch den Vereinen und damit letztlich auch uns.

SPOX: Neun Monate sind seitdem vergangen. Wie ist das Projekt angelaufen, wie ist das Feedback aus den Vereinen?

Peters: Sehr positiv. Der Zulauf auf unsere zentralen Fortbildungsmöglichkeiten war sehr groß. In der kommenden Saison wollen wir das Programm weiter ausbauen und verstärkt zu den Vereinen fahren.

SPOX: Aber diese Spieler werden nicht direkt an den HSV gebunden. Haben Sie keine Angst, indirekt Talente für andere Vereine auszubilden?

Peters: Nein. Wir wollen ja bewusst eine Vertrauensbasis schaffen. Die besten Bewegungstalente der kleineren Klubs laden wir alle drei Wochen zum Training auf dem HSV-Gelände ein. Wenn sich ein junger Spieler dann besonders hervortut, gehen wir auf seinen Verein und seine Eltern zu und versuchen, ihnen unseren Weg näher zu bringen. Wenn sie das auch möchten, hat der Spieler dann die Chance, ab der U12 bei uns einzusteigen. Wenn er direkt aus Hamburg kommt, sogar schon ab der U11.

SPOX: Der Kampf um die Talente ist auch schon in diesem Alter irre hart, die sportliche Situation der ersten Mannschaft immer ein Faktor. Mit welchen Argumenten stechen Sie die Konkurrenz aus Bremen, Hannover und Wolfsburg aus?

Peters: Unser Ansatz ist ein anderer, wir wollen die Eltern, Vereine und Trainer durch unsere Idee und unser Konzept, die Talente nicht einfach ohne Reflektion aus Ihren Klubs rauszureißen, überzeugen. Dadurch entsteht eine gelungene Verbindung und Kommunikation. Die Talente, ihre Eltern und Vereine sollen sich mit unserem Weg identifizieren können und den HSV als die richtige Adresse für die nächsten Schritte in der Entwicklung eines jungen Menschen wahrnehmen.

SPOX: Wie gezielt bilden Sie auf aktuelle Problem-Positionen hin aus, beispielsweise die Außenverteidiger?

Peters: Das gehört ohne Frage dazu. Allerdings halte ich nichts davon, damit schon zu früh zu beginnen - im Gegenteil. Im Aufbaubereich zwischen der U12 und U16 muss in erster Linie auf die Variabilität, die Handlungsschnelligkeit und das Entscheiden in komplexen Situation vorbereitet und trainiert werden. Die Einordnung auf nur eine oder zwei Positionen kommt hier zu früh. Für die Vielfalt von kognitiven Entscheidungen ist es von großer Bedeutung, dass die Spieler dieser Altersklassen am Wochenende auf mehreren Positionen eingesetzt werden.

SPOX: Ab wann und mit welchen Mitteln werden dann konkrete Positionen anvisiert?

Peters: Mit der U16 kann man die Spieler individueller ausbilden, beziehungsweise positionsspezifische Übungen trainieren lassen. Durch unterschiedlichste Formen in Spielräumen werden die Entscheidungsprozesse weiter geschärft - dann allerdings auf den jeweiligen Positionen, nicht mehr generell.

SPOX: Bei den großen Turnieren in diesem Jahr haben die deutschen U-Nationalmannschaften enttäuscht. Haben Sie eine Erklärung für das schlechte Abschneiden?

Peters: Das kann man nicht pauschalisieren. Alle deutschen Mannschaften haben die Endrunden erreicht. Allein das ist schon ein Erfolg. Bei den Turnieren ist es dann manchmal wahnsinnig schwer, noch weiterzukommen, wenn man schlecht startet, wie zum Beispiel die U19 gegen Spanien. Das 0:3 hat dem Spielverlauf nicht entsprochen. Trotzdem schleppst du danach ein riesen Paket mit dir rum. Der DFB macht eine sehr gute, systematische Arbeit, auch Hansi Flick hat viele Dinge angestoßen, die optimiert wurden. Was in der Spitze fehlt, ist die Mentalität, wirklich alles umsetzen und abrufen zu können, wenn das Spiel auf der Kante steht.

SPOX: Die Umstrukturierung des Nachwuchs-Konzepts ist nur einer von vielen Punkten, an denen Sie im Verbund mit Dietmar Beiersdorfer und Peter Knäbel ansetzen. Wie viel "Handschrift" konnten Sie dem HSV schon einimpfen?

Peters: Es ist noch etwas früh, um ein Zwischenfazit zu ziehen. Wenn sie Dinge optimieren wollen, müssen sie an viele Strukturen inhaltlicher und personeller Art rangehen. Damit haben wir im letzten Jahr begonnen. Wir haben viele gute Mitstreiter, die uns in den entsprechenden Expertenteams zuspielen und unseren Weg verinnerlicht haben. Gleichzeitig haben wir uns von denen, die diesen Weg nicht mitgehen wollten, getrennt.

SPOX: Was meinen Sie konkret?

Peters: Das betrifft in erster Linie die Trainer im Nachwuchsbereich. Wir wollten dort ein gewisses Veränderungsmanagement und Verbesserungen reinbekommen, für die wir frischen Wind auf einigen Positionen gebraucht haben. Ich bin durchaus zufrieden mit den bisherigen Umbauarbeiten. Wichtig ist, dass uns die Aufträge, die wir uns selber gegeben haben, jederzeit klar vor Augen sind.

SPOX: Solche Umbauarbeiten benötigen Zeit und vor allem Ruhe. Inwiefern wird die Entwicklung von der sportlichen Situation gehemmt? Im Abstiegskampf zählen nur schnelle Resultate...

Peters: Das Eine hat mit dem Anderen recht wenig zu tun. Das Eine ist die multiplizierende Oberfläche der mangelnden Resultate der Profis, die durch die Medien transportiert wird. Alle anderen Schrauben müssen unabhängig davon weitergedreht werden. Wir haben auch in dieser Zeit weitere Schwachstellen in anderen Bereichen identifiziert, die wir jetzt angehen müssen. Dennoch wäre es für uns natürlich eine zusätzliche Motivation und Zugkraft, wenn es mit den Profis in kleinen Schritten bergauf gehen würde.

SPOX: Manche sagen in Bezug auf den HSV spaßhaft, dass Sie eine Good Cop/Bad Cop Situation haben. Auf der einen Seite Dietmar Beiersdorfer, der auch mal einen Spaß öffentlich macht, und auf der anderen Seite Sie als vermeintlich trockener Westfale. Was halten Sie von solchen Vergleichen?

Peters: Wer ist denn was? Ich bin der Gute, oder? (lacht) Ich bin der einfache Junge aus Westfalen geblieben, ich bin da eher schüchtern, das wirkt auf manche Leute durch meine Körpersprache vielleicht arrogant oder nachdenklich, andere interpretieren meine Gesichtszüge als missmutig. Außerdem ist es meine Linie, ohne Drumherum konkret und kritisch in meinen Aussagen zu sein. Wenn man sich die Mühe macht, mit mir näher ins Gespräch zu kommen, braucht man oftmals einen zweiten oder dritten Aufschlag. Beim ersten Mal gelingt es mir meistens nicht, die Menschen für mich einzunehmen. Ich bin eigentlich ein sehr emotionaler Mensch, der total gern lacht, aber ich brauche einige Zeit, um wärmer zu werden. Vielleicht liegt das in der Mentalität der Westfalen, auf jeden Fall aber in der meiner Familie.

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SPOX: Sie sind dabei, dem HSV eine neue, eigene Identität zu verpassen. Gibt es trotzdem Vereine, die Sie als Vorbild sehen? Wo schaut man genauer hin?

Peters: Borussia Mönchengladbach ist sicherlich ein Vorbild, wenn es darum geht, viele richtige Entscheidungen über einen konstanten Zeitraum zu treffen. Die Region und der Klub in seiner Struktur sind nicht mit denen des HSV zu vergleichen, dafür sind die Vereine zu verschieden. Dennoch ist es wichtig, dass wir eine ähnliche Kontinuität in unser Handeln und unsere Entscheidungen bekommen. Darum ringen wir jeden Tag.

SPOX: Ihren Ex-Klub 1899 Hoffenheim bezeichneten Sie in diesem Zusammenhang mal als Schnellboot. Was für ein Schiff ist der HSV?

Peters: Mehr ein Kreuzfahrtschiff mit Volksmusik, denke ich. (lacht) Im Ernst: Tatsache ist, dass der HSV ein Klub ist, der auf eine Tradition zählt. Ich bin da kritischer, im Leistungssport zählt nur das heute. Wir bekommen keine Punkte mehr dafür, dass Felix Magath das Ding oben reingehauen hat und der HSV den Europapokal gewonnen hat. Ich habe großen Respekt vor den Leistungen der Vergangenheit, aber es hat nichts mit den Mechanismen und der Schnelligkeit des Rades, wie du es heute drehen musst, zu tun.

SPOX: Hat man sich beim HSV zu lange auf einstigen Erfolgen ausgeruht?

Peters: Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass es in sehr kurzer Zeit stetig und relativ steil bergab ging. Viele der erwähnten Rädchen haben nicht mehr ineinandergepasst, der Verein war vor allem im personellen Bereich geprägt von Diskontinuität - und das verunsichert ein ganzes System.

SPOX: Von langjährigen Spielern wie Heiko Westermann, Marcell Jansen und Rafael van der Vaart haben Sie sich getrennt hat. Ist das das neue Gesicht des HSV?

Peters: Ja und nein: Wir wollen von der Jugend bis zu den Profis in allen Bereichen professionell arbeiten. Teil dessen ist auch, finanzielle Belastungen zu minimieren. Das heißt aber nicht, dass wir von heute auf morgen alles auf links drehen wollen, dafür fehlt uns auch die wirtschaftliche Potenz. Wir müssen eine gewisse Stabilität behalten, aus der heraus wir die Änderungen Stück für Stück angehen. Die Maßnahmen, die Peter Knäbel zur Restrukturierung des Profi-Kaders eingeleitet hat, sind sehr richtig und bringen uns immens weiter.

SPOX: Dazu gehört auch der Übergang vom Jugend- in den Profi-Bereich, den Sie als elementar wichtig bezeichnen. Kommt dem Trainer der U 23 ein ähnlicher Stellenwert zu wie dem Cheftrainer?

Peters: Da brauchst du starke Persönlichkeiten als Trainer, unabhängig davon sollte es eine genaue Struktur geben, in der alle regelmäßig miteinander kommunizieren. Darüber hinaus müssen die richtigen Elitespieler definiert werden, bei denen wir glauben, dass sie die nächsten Schritte schaffen können.

SPOX: Mit welchen Mitteln erreicht man diese Struktur?

Peters: Neben den Fußballplanungen in den U-Mannschaften muss es auch einen individuellen Laufbahnplan für die Talente geben. Anhand diesem zeigen wir dem Spieler, was unser Vorhaben mit ihm ist, wie wir ihn weiterentwickeln wollen, wo seine Stärken und Schwachstellen liegen. Unser Ziel ist es, möglichst Spieler auszubilden, die es in die erste Mannschaft oder in den Profibereich schaffen.

SPOX: In Josef Zinnbauer haben Sie einen U23-Trainer, der schon als Cheftrainer der Profis gezeigt hat, dass er an seine Jungs glaubt. Ein großer Vorteil?

Peters: Absolut, Josef Zinnbauer ist ein Glücksfall für den HSV. Er steht immer ehrlich zu seinen Spielern und will sie verlässlich weiterbringen. Seine Zeit als Cheftrainer, als er sehr vielen Jungs eine Chance gegeben hat, ist ein starker Fingerzeig und ein Motivationszeichen für alle Nachwuchsspieler. Bei uns ist der Weg zu den Profis offen.

SPOX: Sie gelten als "Der Trainer der Trainer", geben offen als Ziel aus, auch die Trainer verbessern zu wollen. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Peters: Dabei geht es im Grunde um drei Grundpfeiler: Fachkompetenz, Vermittlungskompetenz und Persönlichkeitskompetenz. Egal in welchem Metier sie eine Führungsrolle übernehmen, sei es in der Wirtschaft, in der Politik oder im Sport, ist das Wichtigste, seine Persönlichkeit, seine Stärken und seine Schwächen zu reflektieren. Was kann ich, was kann ich nicht? Wie kommt meine Botschaft überhaupt rüber? Wie ist mein Profil? Diesen Fragen muss man sich stellen, egal ob man Trainer ist oder Vorstandsvorsitzender in einer Bank. Ein Führender muss offen sein für diese Reflektion. Wenn ich nicht in der Lage bin, mich zu spiegeln und so auch mich selber zu führen, kann ich niemals gut andere leiten. Die Sport-Psychologen Hans-Dieter Hermann, Lothar Linz oder Jan Mayer waren da in meiner Laufbahn enorm wichtige Coaches in meiner Reflexion.

SPOX: Waren diese Kompetenzen ausschlaggebend bei der Entscheidung, Bruno Labbadia wenige Spieltage vor Saisonende als Cheftrainer zu installieren?

Peters: Es war in jedem Fall zu 100 Prozent die richtige Entscheidung. Bruno Labbadia ist ein unheimlich starker Trainer mit viel Ausstrahlung und gleichzeitig klaren Botschaften. Alle Kompetenzen, die ein guter Trainer haben muss, strahlt er aus. Durch seine authentische Art und Weise hat er es geschafft, den Spielern seinen Weg mit sehr einprägsamen Mitteln darzustellen. Wir haben ihm viel zu verdanken.

SPOX: In der Relegation gegen den KSC hielt Sie ein direkt verwandelter Freistoß im Spiel. Standards sind ein Thema, das Sie schon seit Jahren beschäftigt. Wird hier zu viel Potenzial verschenkt?

Peters: Der Umgang mit Standards wird immer noch viel zu stiefmütterlich gehandhabt, obwohl es gerade hier riesige Steigerungsmöglichkeiten gibt. Dazu muss man aber absolute Standard-Spezialisten über fünf bis sechs Jahre systematisch mit unheimlichen Fleiß und Kontinuität ausbilden. Nicht mal ein paar Standards im letzten Training vor dem Spiel, sondern mit mehreren Spielern in einer Gruppe, damit so auch eine Mentalität entsteht, in der die Jungs sich zusammen verbessern und einen Wettbewerb daraus machen wollen.

SPOX: Wie früh sollte man beginnen, Standards so intensiv zu trainieren?

Peters: Wir sollten ab der U 14 damit anfangen, regelmäßige Wiederholungen umfangreich zu trainieren. Die, die in einigen Jahren überbleiben, sind dann echte Spezialisten, die über die mentale Stärke verfügen, zu sagen: Das Ei knalle ich jetzt im entscheidenden Moment rein.

SPOX: Was halten Sie von ausgetüftelten Freistoßtricks?

Peters: Vorausgesetzt man hat einen wirklichen Standard-Profi im Team, kann man anfangen, sich über solche Varianten Gedanken zu machen. Zunächst muss aber der Respekt des Gegners da sein. Dann kann man sich hinstellen und auch mal etwas ausprobieren, zum Beispiel das Antäuschen eines Schusses. Dazu braucht man wiederum die Spieler, die in der Lage sind, die Situation sofort zu analysieren. Wie hat sich die Mauer verschoben? Ist einer meiner Mitspieler plötzlich frei? Bei unheimlich vielen Trainern fehlt mir das langfristige Denken, hier nachhaltig Verbesserungen vorzunehmen.

SPOX: Und Thomas Müllers "Stolperer" bei der WM?

Peters: Der Trick hat seinen Zweck ja nicht verfehlt. Viel interessanter ist aber der generelle Erfolg bei Standards, was in den vergangenen Turnieren immer eine Schwachstelle im deutschen Team war. Grund dafür sind die Leader der Mannschaft wie Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Thomas Müller, die in den Prozess der Entwicklung der Standards eingebunden wurden. Sie waren mittendrin und haben sich mitverantwortlich für den Erfolg gefühlt Es war ihnen persönlich wichtig, dass es klappt.

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